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Don Pasquale
Dramma buffo in drei Akten
Musik von Gaetano Donizetti
Libretto nach Angelo Anelli
Von Giovanni Ruffini und vom Komponisten
Kritische Ausgabe von Piero Rattalino

Premiere am 16. September 2000
im Aalto-Theater Essen
Rezensierte Aufführung: 27. September 2000

Aufführungsdauer 2 1/2 Stunden (eine Pause)


Logo:  Theater Essen

Theater Essen
(Homepage)

Diskreter Humor in Essen

Von Anne - Kathrin Koch / Fotos von Harald Reusmann



Im leider nur dreiviertel besetzten Zuschauerraum machte sich Überraschung breit, als das Orchester das Stimmengemurmel plötzlich unterbrach und unvermittelt mit der Ouvertüre im Hellen begann. Auch die Bühne schien noch nicht fertig gebaut zu sein: Mit jedem Teil der musikalischen Einleitung wurde eine Wand nach der anderen heruntergelassen und öffnete uns den Blick auf eine zwar große, aber leere Wohnung.


Szenenfoto Doktor Malatesta (Peter Bording) setzt dem eitlen Gockel Don Pasquale (Renato Girolami) einen Floh ins Ohr

Don Pasquale selbst brachte sein einziges Möbelstück, seinen Sessel mit. In der einsamen und ungemütlichen Atmosphäre empfang er den Doktor Malatesta mit einer unglaublich schönen Tiefe in seiner Stimme. Doch erst mit seiner überzeugenden Darbietung des alten, etwas trotteligen Greises gewann er die Zuneigung des Publikums. Stimmlich übertraf ihn der Doktor ein wenig, vor allem im Zusammenspiel mit der lebensfrohen Norina. Im Duett kamen die ausdruckstarken Gesten und der lautmalerische Gesang voll zur Geltung. Jeder textliche Inhalt wurde musikalisch umgesetzt: Silvia Colombini alias Norina beherrschte ihre strahlende Stimme so gut, dass sie beim Singen weinen, schreien und die Lippen zusammenpressen konnte. Mit Ironie spielte sie ihre Rolle in der Rolle vortrefflich und begeisterte uns mit ihrer Natürlichkeit. Etwas enttäuschend setzte Marc Clear die Figur des Ernesto um: Zwar bot seine Stimme einen breiten Tonumfang, doch fehlte ihm das Volumen.


Szenenfoto Gemeinsam sind sie stark: Norina (Silvia Colombini) und Doktor Malatesta (Peter Bording) werden den "Alten" gehörig eins auswischen

Die Symbolik der Inszenierung wurde durch das Bühnenbild verstärkt: Mit ganz wenigen Mitteln wurde jeweils die entsprechende Atmosphäre geschaffen. Neben der schon erwähnten Einsamkeit in Don Pasquales Wohnung erblühte regelrecht das Zimmer von Norina. Zwar befand sich auch hier nur das Nötigste, wie Bett, Stuhl und Lampe, doch eine riesige Rosenwand deutete auf die Lebenslust und Phantasie der Witwe hin. Auch Ernesto bediente sich der Symbolik und ließ uns mittels eines schwarzen Sarges im Glauben, er wolle seinem Leben ein Ende bereiten. Doch ein Strick in Höhe der Türklinke reichte nicht für den Exitus aus. Das erste Anzeichen von Zweisamkeit erzeugte ein riesiges Ehebett im zweiten Akt. Dort spielte sich auch der Wendepunkt der Oper ab: Norina wurde nach der Vermählung zur Furie und ließ den mitleidserregenden Don Pasquale spüren, dass ein Mann seiner Jahre keinerlei Ansprüche an eine junge Frau stellen dürfe. Mit viel Witz und offensichtlicher Symbolik wurden die Veränderungen dem Publikum deutlich gemacht. Das anschließende Happy End kam jedoch ein bisschen plötzlich. Die Sinneswandlung von Don Pasquale, Vergeben und Vergessen, überzeugte keinen Zuschauer. Vielleicht aber auch ein Manko des Opernstoffes?

Der Chor erschien nur im dritten Akt als Diener und Zofen in pastellenen Farben. So wie er sang, "Presto, Presto", genauso schnell war er wieder weg. Die choreographischen Leistungen beim zweiten Auftritt waren sehenswert, doch ansonsten schien den Mitgliedern des Opernchores keine große Rolle in der Inszenierung und der Oper zugedacht.


Szenenfoto Norina (Silvia Colombini) und Doktor Malatesta (Peter Bording) werden von Ernesto (Marc Clear) überrascht, der den ganzen "Schwindel" (ungewollt) fast aufdeckt. Don Pasquale (Renato Girolami) ist aber so von Norina gefesselt, dass er nichts bemerkt.

Das Orchester unter der Leitung von Patrik Ringborg schien anfangs noch nicht warmgespielt zu sein. Hinterherkleckernde Punktierungen und kleinere Aussetzer bei den Bläsern machten mich erst stutzig, doch später war die orchestrale Begleitung nahezu perfekt: Dynamisch sehr ausgewogen, zurückhaltend bei Begleitungen und ein traumhaftes Trompetensolo erinnerten mich wieder an die Glanzleistungen der Essener Philharmoniker. Schade nur, dass bei reinen Orchesterstücken immer noch sehr passiv gespielt wurde. Hier hätte etwas mehr Schmiss nicht geschadet.

Die Reaktionen zwischendurch waren eher verhalten, doch zum Schluss zeigten alle ihre Begeisterung durch starken Applaus. Vereinzelte stehende Ovationen gab es für Don Pasquale (Renato Girolami) und Norina (Silvia Colombini), die mir persönlich am besten gefallen hat.


FAZIT
Der einfache Stoff der Oper ist gut umgesetzt, zeigte aber nichts besonderes. In der heutigen kulturell überfüllten Zeit müsste schon etwas mehr geboten werden. Gerade die Wahl des Stückes sollte überlegt sein.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Patrik Ringborg

Inszenierung
Torsten Schröder

Bühne
Heidrun Schüler

Kostüme
Heidrun Schüler

Choreinstudierung
Alexander Eberle

Dramaturgie
Kerstin Schüssler



Die Essener Philharmoniker

Opernchor des Aalto-Theaters



Solisten



Don Pasquale
Renato Girolami *

Doktor Malatesta
Heiko Trinsinger
Peter Bording *

Ernesto
Marc Clear *

Norina
Silvia Colombi *

Carlotto
Karl-Ludwig Wissmann *

* Besetzung der Premiere


Weitere Informationen
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Da capo al Fine

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