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Musiktheater
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Faust
Romantische Oper in drei Akten
von Josef Karl Bernard
Musik von Louis Spohr
Rezitativfassung von 1852

Aufführungsdauer: ca. 2h 45' (eine Pause)

Premiere im Opernhaus Köln
am 27. Oktober 2000

Eine Koproduktion zwischen dem KlangBogen-Festival Wien
und den Bühnen der Stadt Köln

Logo: Oper Köln

Bühnen der Stadt Köln
(Homepage)

Ein starkes Stück

Von Gerhard Menzel / Foto von Klaus Lefebvre


Dieser Faust von Louis Spohr war nicht nur ein wichtiger Beitrag für die Entwicklung der deutschen romantischen Oper, sondern er ist - zumindest nach dem Eindruck dieser Kölner Produktion - auch heute noch ein starkes Stück Musiktheater.


Szenenfoto Foto 1:
Faust (Mel Ulrich) in den Klauen von Mephistofeles (Gidon Saks) und Sycorax (Andrea Andonian)

Dabei benutzte Spohr für seine Oper nicht Goethes Dramatisierung des damals "modernen" Faust-Stoffes (dessen Werk von 1806 sich um 1816 noch nicht etabliert hatte), sondern das Libretto des einflussreichen Wiener Journalisten und Literaten Josef Karl Bernard.

Vor allem durch seine Umarbeitung des Stückes von der ursprünglich zweiaktigen "romantischen Oper" im Stil des in Wien seinerzeit erfolgreichen volkstümlichen Singspiels mit gesprochenen Dialogen (UA 1816) zur dreiaktigen "großen romantischen Oper" mit auskomponierten Rezitativen (1852), die auch der Kölner Produktion zu Grunde liegt, stellt dieser Faust ein großen Schritt dar, von der musikalischen Welt Mozarts und Cherubinis hin zu Carl Maria von Weber und Giacomo Meyerbeer.


Szenenfoto Foto 2:
Röschen (Banu Böke) und Mephistofeles (Gidon Saks) beobachten, was Faust so treibt

Klangbeispiel Klangbeispiel: aus Nr. 13 Chor, Rezitativ und Anfang der Kavatine des Röschen (Banu Böke)
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Diesen gibt es kostenlos bei www.real.com

Ralf Weikert präsentierte mit dem Gürzenich-Orchester Kölner Philharmoniker - trotz einiger "Wackler" zwischen Bühne und Graben - eine erstaunlich gute, engagierte und klanglich ausgefeilte Interpretation von Spohrs stark motivgeprägten und instrumentatorisch farbigen Komposition. Neben den das Werk dominieren Ensembleszenen, in denen sich auch der von Horst Meinardus einstudierte Chor profilieren konnte, sorgten vor allem einige Soloszenen für erhöhte Aufmerksamkeit.

Neben dem fast ständig präsenten Protagonistenduo Mel Ulrich (Faust) und Gidon Saks (Mephistofeles) sangen sich vor allem Regina Schörg als Kunigunde und Banu Böke als Röschen in die Herzen des Publikums.


Szenenfoto Foto 3:
Faust (Mel Ulrich) und Mephistofeles (Gidon Saks) im Tanz mit den Hexen

Eine begeisternde musikalische Interpretation alleine macht allerdings noch keine gelungene Opernproduktion aus - wie man ja immer wieder feststellen kann. Dass dieser Faust aber so einen überzeugenden Eindruck hinterlässt, ist eben auch dem Inszenierungsteam um Torsten Fischer (Bühne: Herbert Schäfer, Kostüme: Dietlind Konold, Licht: Hans Toelstede) zu danken.



Klangbeispiel Klangbeispiel: aus Nr. 16 Arie der Kunigunde (Regina Schörg)
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Szenenfoto Foto 4:
Die Lage spitzt sich zu: bei der Hochzeit von Graf Hugo (Justin Lavender) und Kunigunde (Regina Schörg) drängt sich Faust (Mel Ulrich) zwischen sie

Weniger war auch in diesem Falle wieder einmal mehr. Das von Herbert Schäfer entworfene Bühnenbild wurde dominiert von einer riesigen Treppenkonstruktion, die sowohl schnelle Auf- und Abgänge des Chores gewährleistete, als auch, dank der ausgeklügelten Lichtregie von Hans Toelstede, für die jeweils notwendige Atmosphäre sorgte. Es gab zwar reichlich viel Nebel, aber die geschickt durch eine Vorhang-Blendentechnik, unterschiedliche Spielebenen und nur wenige Requisiten ermöglichten schnellen Szenenwechsel sorgten für eine spannende, oft auch ironisch gefärbte, dramatische Entwicklung des Geschehens.


Szenenfoto Foto 5:
In Anwesenheit der Hochzeitsgesellschaft sorgen Kunigunde (Regina Schörg) und Faust (Mel Ulrich) für einen Skandal

Die schon musikalisch vorgegebene "Verwandschaft" von Faust und seinem schwarzgeflügelten alter ego Mephistopheles, die von Spohr beide mit Baritonen besetzt sind, wird durch die Personenführung von Torsten Fischer noch unterstrichen. Mel Ulrich (Faust) und Gidon Saks (Mephistofeles) warten zwar mit unterschiedlich timbrierten und damit rollendeckenden Stimmen auf, lassen zuweilen allerdings etwas an Durchschlagskraft vermissen. Trotzdem wirkte ihre darstellerische Präsenz überzeugend.

Klangbeispiel Klangbeispiel: Nr. 20 Finale (Ende)
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FAZIT
Trotz kleinerer Einschränkungen eine interessante und unbedingt sehens- bzw. hörenswerte Produktion !


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Ralf Weikert

Inszenierung
Torsten Fischer

Bühne
Herbert Schäfer

Kostüme
Dietlind Konold

Licht
Hans Toelstede

Chor
Horst Meinardus



Gürzenich-Orchester
Kölner Philharmoniker

Opernchor der Bühnen
der Stadt Köln


Solisten

Faust
Mel Ulrich

Mephistofeles
Gidon Saks

Röschen
Banu Böke

Graf Hugo
Justin Lavender

Kunigunde
Regina Schörg

Gulf
Andrew Collins

Franz
John Pierce

Sycorax
Andrea Andonian

Kaylinger
Miljenko Turk*

Wohlhaldt
Man Taek Ha*

Wagner
Ernst Buscagne*

Moor
Karl Huml*

* Mitglied des Kölner Opernstudios


Weitere Informationen
erhalten Sie von den
Bühnen der Stadt Köln
(Homepage)




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