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Vom Medienrummel entmenscht oder der mitunter aktuelle Hindemith
Von Sebastian Hanusa
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Fotos vom Pfalztheater Kaiserslautern
Zu Beginn erlebt man die Ehekrise von Eduard und Laura, dieser folgt recht zügig der Entschluss zur Scheidung. Liebe tritt nur noch in Gestalt des käuflichen Scheidungsgrundes bzw. Hausfreundes "der schöne Hermann" auf. Als dieser mit Laura die kompromittierende Szene probt - "Kitsch-Duett" - und sich mal wieder in seine Mandantin verliebt, tropft das Klischee, das große Gefühl taucht nur als zitiertes Chiffre auf, musikalisch mit Tristan-Anklängen garniert.
Die Gesangspartien kann man, gerade wegen der Opernzitate, nicht als wenig anspruchsvoll bezeichnen. Anna-Katharina Behnke benötigte alle Facetten ihres dunkel timbrierten und farbenreichen Soprans in der Rolle der Laura, auch für die Rolle des Eduard wird ein Bariton mit durchaus dramatischen Anlagen benötigt - Peter Kovacs bot eine sehr solide Leistung. Bernd Gilman hatte ein wenig mit dem tenoralen Schmelz der männlichen Schönheit Hermann zu kämpfen während das "Buffo-Paar" M. - Bernd Könnes und Sonja Mühleck - seine Sache ziemlich gut gemacht hat.
Während die raschen Szenenfolgen, das rege Geschehen auf der Bühne einen leidlich ausgenutzten Raum für komödiantisches Agieren gibt, geben andererseits die Charaktere ob ihrer überzeichnenden Skizzierung, der holzschnittartigen Anlage wenig Gelegenheit zu inszenatorischer Interpretation. Hinter der Rolle tritt immer wieder der Sänger hervor. Im Falle der personifizierten Schönheit Hermanns wirkt dies bei der starken Überzeichnung eher verfremdend, bei Laura überdeckt die mondän damenhafte Ausstrahlung von Anna-Katharina Behnke die Bruchstelle zwischen Sängerin und Rolle.
Regisseur Heinz-Lukas Kindermann hat darob die Oper wirklich in Szenen gesetzt; im Einklang mit Heidrun Schmelzers Bühnenbild entstanden belebte Bilder, angesiedelt zwischen der nüchternen Ästhetik der klassischen Moderne, den Zeitungscollagen und der Werbewelt der zwanziger Jahre, einer bunten Ausstattungs-Revue und dem beliebten Konversations-Stück mit Hotelzimmern und Schranktüren. Als finaler Endpunkt wurde der Ehekrieg von Eduard und Laura als Boxkampf in Anzug und Abendkleid inszeniert ehe die beiden im Finale - mit Schlussfuge! - mitsamt Boxring zur allgemeinen Betrachtung in die Luft befördert wurden. Das Orchester unter Leitung von Peter Leonhard spielte Hindemiths mitunter spröden Swing ziemlich engagiert, während der häufig geforderte Chor sowohl szenisch als insbesondere musikalisch ein wenig Esprit vermissen ließ. Letzteres bot in der Variete-Szene die aus sechs Revue-Girls bestehende obligate Ballett-Einlage.
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ProduktionsteamMusikalische LeitungPeter Leonhard
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Choreographie
Choreographische Assistenz
Choreinstudierung
Dramaturgie
Regieassistenz und Abendspielleitung
Solisten*Besetzung der rezensierten AufführungLaura Anna-Katharina Behnke
Eduard
Der schöne Hermann
Herr M.
Frau M.
Ein Standesbeamter
Ein Zimmermädchen
Ein Oberkellner
Sechs Manger
Shin Nishino Jan Szatkowski*/Jacek Jacunski Hubertus Bohrer*/Eric Erlandsen Dmitri Oussar*/Carlos Andueza Miroslaw May
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- Fine -