Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musiktheater
Zur Homepage Zur Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum



Der Vogelhändler
Operette in drei Akten
Text von Moritz West und Ludwig Held
nach einer Idee von Edmond de Biéville
Musik von Carl Zeller

Aufführungsdauer: ca. 2 Stunden 30 Minuten (eine Pause)

Premiere im Theater Krefeld am 3. Dezember 2000

(rezensierte Aufführung: Übernahmepremiere im Theater Mönchengladbach am 8.3.2001)

Homepage der Theater Krefeld Mönchengladbach
(Homepage)

Rosige Aussichten

Von Silvia Adler / Fotos von Matthias Stutte



Beständigkeit kommt in der Botanik nur selten vor! Doch immerhin: Efeu welkt nicht - Unkraut vergeht nicht! Die Tanne grünt das ganze Jahr...
Dass auch Rosen und Edelweiß eine erstaunliche Zählebigkeit besitzen können, hat Carl Zellers beliebte Operette "Der Vogelhändler" in ihrer ungewöhnlichen, bis heute andauernden Erfolgsgeschichte einhellig unter Beweis gestellt. Seit der umjubelten Uraufführung 1891 am Theater an der Wien beherrschen Blumengebinde und duftende Buketts das sentimentale Bühnengeschehen. Unermüdlich werden üppige Sträuße als Liebesboten zwischen den Protagonisten hin- und hergereicht. Damals wie heute versinken Zuschauerraum und Bühne spätestens bei dem zum Ohrwurm gewordenen Duett "Schenkt man sich Rosen in Tirol" in wahrer Blumenseligkeit.

Szenenfoto Operettenseligkeit (1): Kurfürstin Marie (Barbara Cramm, links), Vogelhändler Adam (Andreas Schlagerl) und Baronin Adelaide (Christl Stolz)

Eine rosig-verklärte Welt ist es, die Zellers "Vogelhändler" heraufbeschwört. Weit entfernt von den satirisch-verrückten, aufrührerischen Impulsen der Offenbachiade, bewegt sich das bodenständige Stück meist recht harmlos zwischen Blütenträumen und volkstümelnder Romantik. Vielleicht ist es daher nur konsequent, dass Regisseur Jörg Fallheier in seiner Inszenierung gar nicht erst den Versuch unternimmt, dem "Vogelhändler" die hosenlederne Beschaulichkeit auszutreiben. Nach dem Motto "Erlaubt ist, was gefällt!" werden unter Eberkopf und Hirschgeweih im Ländlertakt die Röcke geschwungen: Der Damenchor im Dirndl-Look, Adam in Tirolerhosen, dazu Pfälzerwein und Heimatklänge. Auch wenn man es zunächst nicht glauben mag - Satire ist es nicht, was hier geboten wird. Ohne eine Spur Ironie präsentiert sich die Inszenierung als biederes Kostümfest.

Szenenfoto Operettenseligkeit (2): Graf Stanislaus (Markus Heinrich) und die Briefchristel (Kirstin Hasselmann)

Leider scheint das angejahrte Ambiente der Heimatoperette auch auf das Darstellerensemble abzufärben. Viel zu oft werden Klischees bemüht, häufig ersetzen abgegriffene Operettengesten Spielwitz und natürlichen Charme. Auch sängerisch gibt es nur wenig Höhepunkte. Trotz einer soliden Ensembleleistung fehlt es vor allem den berühmten Solonummern an stimmlichem Glanz. Immerhin legt sich das Orchester unter Kenneth Duryea mächtig ins Zeug und sorgt mit flotten Tempi und fließenden Walzerklängen immer wieder für den nötigen Schwung - der auf der Bühne leider nur ein verhaltenes Echo findet. Wirklich spannende Bühnenmomente entstehen bezeichnender Weise erst dann, als die Inszenierung die ausgetretenen Pfade des Librettos hinter sich lässt.

Szenenfoto Operettenseligkeit (3): Vogelhändler Adam (Andreas Schlagerl) mit Ensemble

Mit dem interessanten Regieeinfall, die Karten neu zu mischen und im Finale die vertrauten Paarkonstellationen auf den Kopf zu stellen, erhält das Stück plötzlich eine unerwartete Intensität. Hingerissen lauscht die bis über beide Ohren verliebte Marie (Barbara Cramm) dem einschmeichelnden Gesang des Adam (Andreas Schagerl). Knisterne Spannung herrscht auch zwischen Christel (Debra Hays) und dem Grafen Stanislaus (sehr überzeugend: Markus Heinrich). Auch Baron Webs (Mikhail Lanskoi) und Adelaide (Christl Stolz) werden über einige Umwege zum glücklichen Paar.

Szenenfoto Operettenseligkeit (4): Ensemble

Schade, dass die originelle Idee am Schluss nicht wirklich aufgeht! Auch wenn die überraschende Umdichtung der Handlung viel frischen Wind in die Inszenierung bringt: so einfach lässt sich das Libretto dann doch nicht überlisten! Immer wieder kommt der anders lautende Text dem Regiekonzept in die Quere. Vor allem Christels unerwarteter Gesinnungswandel ist vor dem Hintergrund dessen, was tatsächlich gesungen wird, nur schwer nachzuvollziehen. Hin- und hergerissen zwischen Konvention und radikaler Neuerfindung des Librettos schwankt die Inszenierung zwischen zwei Extremen: den Nerv des Stückes treffen beide nicht. Hingegen zeigt das herrlich zugespitzte, witzig inszenierte Duett der beiden Prodekane (Frank Valentin und Peter Lüthke), wie viel Charme dem Vogelhändler mit etwas mehr Mut zu ironischer Distanz und grotesker Überzeichnung zu entlocken gewesen wäre.

Szenenfoto Operettenseligkeit (total): Die Damen des Chores



FAZIT

Sehr konventionelle Inszenierung, die im Finale allerdings einige Überraschungen bereithält!




Ihre Meinung ?
Schreiben Sie uns einen Leserbrief

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Kenneth Duryea

Inszenierung
Jörg Fallheier

Ausstattung
Heidrun Schmelzer

Choreinstudierung
Heinz Klaus


Chor und Statisterie der
Vereinigten Städtischen Bühnen
Krefeld und Mönchengladbach

Die Niederrheinischen Sinfoniker


Solisten

(* Besetzung der rezensierten Aufführung)

Kurfürstin Marie
Janet Bartolova / Barbara Cramm*

Baronin Adelaide
Kerstin Pajic-Dahl / Christl Stolz*

Baron Weps
Mikhail Lanskoi*/ Reiner Roon

Graf Stanislaus
Markus Heinrich

Süffle
Reiner Roon / Frank Valentin*

Würmchen
Peter Lüthke

Adam, Vogelhändler aus Tirol
Andreas Schagerl

Die Briefchristel
Kirstin Hasselmann / Debra Hays*

Schneck; Bürgermeister
Markus Feldmann / Andreas Lenkeit*

Jette, Kellnerin
Annelie Bolz*/ Karin Hausmann-Berg

Kammerherr
Manfred Adelt / Christoph Stegemann*


Weitere Informationen
Theater Krefeld Mönchengladbach
(Homepage)




Da capo al Fine

Zur Homepage Zur Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum

© 2001 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de

- Fine -