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Madama Butterfly

Japanische Tragödie in drei Akten
Text von Luigi Illica und Giuseppe Giacosa nach David Belascos Dramatisierung ("Madame Butterfly. A Tragedy of Japan") der Erzählung von John Luther Long
Musik von Giacomo Puccini

Aufführungsdauer: ca. 2h 50' (eine Pause)

Premiere im Théâtre Royal de Liège am 13. April 2001
Besuchte Aufführung: 19. April 2001


Logo:  L'Opéra Royal de Wallonie

L'Opéra Royal de Wallonie
(Homepage)
SCHMETTERLINGSGEFÜHLE

Von Thomas Tillmann / Fotos von der Opéra Royal de Wallonie


Ein junger Mann begibt sich auf Spurensuche in Japan, dem Land, aus dem seine Mutter stammt, und erlebt gleichsam deren Tragödie aus nächster Nähe mit - in der Schlussszene streift er gar ihren Hochzeitskimono über (ausdrucksstark: Gabriel Malvetti). Auch bei der Wiederaufnahme der 1997 zum ersten Mal gezeigten "Madama Butterfly"-Produktion überzeugte diese individuelle, aber nie aufdringliche und immanent schlüssige Sichtweise der belgischen Regisseurin, die auf überflüssige Regietheatermätzchen verzichtet, sich stattdessen auf das sensible Herausarbeiten schöner Details konzentriert und auf die darstellerische Kompetenz ihrer Solisten und die enorme Wirkung des lichtdurchfluteten, von Sand und Felsen dominierten Bühnenraumes von Diego Etcheverry und Isabel Echarri verläßt (sie haben auch die eher traditionellen, edlen Kostüme entworfen), der durch das suggestive, die jeweilige Gefühlslage der Protagonisten unterstreichende, mitunter geradezu magische Licht von Jacques Chatelet bald wie eine Paradieslandschaft, bald wie eine Wüste erscheint. Und auch das zunächst eigenwillig anmutende Ende macht Sinn: Im Schlussbild sieht man die Protagonistin mit seitlich ausgestreckten Armen leblos auf dem höchsten Punkt des Bühnenraumes stehen, wie ein Exponat aus Pinkertons Schmetterlingssammlung.

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Giovanna De Liso (Cio Cio San) und Ignacio Encinas (Pinkerton)

Die Italienerin Giovanna de Liso lieferte ein gutes Beispiel dafür, dass man auch mit einer an sich nicht sehr schönen oder großen, vibratoreichen Stimme durch konsequentes Bemühen um gestalterische Nuancen (wie die ganz bewusst und nicht eitel zur Demonstration technischer Fertigkeiten eingesetzte messa di voce), einen vorbildlichen Umgang mit dem Text und darstellerisches Einfühlungsvermögen in der langen Titelpartie größten Eindruck machen kann; ihr in allen Lagen tragfähiger Sopran erwies sich auch in den dramatischen Passagen als durchaus belastbar. Mit der gebotenen Zurückhaltung und einem besonders in der hier häufig geforderten tiefen Lage äußerst präsenten Mezzo gab erneut Miao Qing die Dienerin Suzuki (hingewiesen sei auf einen von der Firma Harmony Music für kleines Geld vertriebenen Mitschnitt aus dem Théâtre Grenoble aus dem Jahre 1994, der ihre Interpretation konserviert). Ignacio Encinas, dem die Partie des Pinkerton weitaus besser liegt als die des Calaf, die er im Juni 2000 in Liège gab, nahm durch seine leicht ansprechende, strahlende Höhe, ein schönes Legato und gestalterische Zwischentöne ein, blieb allerdings darstellerisch wie schon vor vier Jahren doch eher dem Konventionellen verpflichtet. Auch Marzio Giossi war damals schon dabei, und auch wenn er sich im dritten Aufzug steigern konnte, ließ der Zustand seines besonders in der Höhe strapaziert und brüchig klingenden Bariton doch die Frage aufkommen, ob man nicht einen geeigneteren Interpreten für den Konsul hätte finden können.


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Celia Isis Julemont (Cio Cio Sans Sohn), Giovanna De Liso (Cio Cio San) und Miao Qing (Suzuki)

Engagiert gaben sich die übrigen Akteure, allen voran Antoine Normand als gerissener Goro mit etwas bröckeligem Tenor, Wei-yu Mao als furchteinflössender, allzu sehr auf unkontrollierten Sprechgesang setzender Bonze, Patrick Delcour als würdevoll-gutmütiger Yamadori, Chantal Herbillon als gelangweilt rauchende Kate Pinkerton im strengen, nicht eben vorteilhaften Marineoutfit sowie die vielbeschäftigte, quirlige Celia Isis Julemont als Cio Cio Sans Kind, und auch die von Edouard Rasquin einstudierten Chöre präsentierten sich in überzeugender Abendform.

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Ignacio Encinas (Pinkerton)

Ein Riesenkompliment ist schließlich dem durchweg präzis wie farbenreich musizierenden Lütticher Orchester zu machen, das in Friedrich Pleyer einen musikalischen Leiter hatte, der scharfe rhythmische Konturen und viele häufig übergangene Feinheiten herausarbeitete, auf eine erfreulich unsentimentale, auf übertriebene Süßlichkeit verzichtende und dennoch ungemein beseelte Werkwiedergabe setzte und zudem nie die Bedürfnisse der Sänger aus den Augen verlor, sondern diese nach Kräften unterstützte.

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Giovanna De Liso (Cio Cio San)


FAZIT
Die Inszenierung hebt sich in ihrer Schlichtheit und in ihrer sensiblen Erzählweise erfreulich von manchen selbstverliebten Regietheaterexzessen ab, und auch die musikalische Seite des Abends ließ kaum Wünsche offen.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Friedrich Pleyer

Assistenz
Jean-Pierre Haeck

Inszenierung
Claire Servais

Assistenz
Frédéric Roels

Bühne und Kostüme
Diego Etcheverry und Isabel Echarri

Licht
Jacques Chatelet

Chöre
Edouard Rasquin

Eine Produktion der Opéra Royal de Wallonie



Chöre der Opéra Royal de Wallonie
Orchester der Opéra Royal de Wallonie


Solisten

Cio Cio San
Giovanna De Liso

Suzuki
Miao Qing

Kate Pinkerton
Chantal Herbillon

Pinkerton
Ignacio Encinas

Sharpless
Marzio Giossi

Goro
Antoine Normand

Yamadori
Patrick Delcour

Lo zio Bonzo
Wei-yu Mao

Yakuside
Jairo Nunez

Il commissario imperiale
Patrick Pircak

L'ufficiale del registro
Nicolas Mottart

La madre di Cio Cio San
Myriam Hautregard

La zia
Laura Balidemaj

La cugina
Dominique Detournay



Weitere Informationen
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L'Opéra Royal de Wallonie
(Homepage)










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