Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
|
|
SCHMETTERLINGSGEFÜHLE
Von Thomas Tillmann
/
Fotos von der Opéra Royal de Wallonie
Die Italienerin Giovanna de Liso lieferte ein gutes Beispiel dafür, dass man auch mit einer an sich nicht sehr schönen oder großen, vibratoreichen Stimme durch konsequentes Bemühen um gestalterische Nuancen (wie die ganz bewusst und nicht eitel zur Demonstration technischer Fertigkeiten eingesetzte messa di voce), einen vorbildlichen Umgang mit dem Text und darstellerisches Einfühlungsvermögen in der langen Titelpartie größten Eindruck machen kann; ihr in allen Lagen tragfähiger Sopran erwies sich auch in den dramatischen Passagen als durchaus belastbar. Mit der gebotenen Zurückhaltung und einem besonders in der hier häufig geforderten tiefen Lage äußerst präsenten Mezzo gab erneut Miao Qing die Dienerin Suzuki (hingewiesen sei auf einen von der Firma Harmony Music für kleines Geld vertriebenen Mitschnitt aus dem Théâtre Grenoble aus dem Jahre 1994, der ihre Interpretation konserviert). Ignacio Encinas, dem die Partie des Pinkerton weitaus besser liegt als die des Calaf, die er im Juni 2000 in Liège gab, nahm durch seine leicht ansprechende, strahlende Höhe, ein schönes Legato und gestalterische Zwischentöne ein, blieb allerdings darstellerisch wie schon vor vier Jahren doch eher dem Konventionellen verpflichtet. Auch Marzio Giossi war damals schon dabei, und auch wenn er sich im dritten Aufzug steigern konnte, ließ der Zustand seines besonders in der Höhe strapaziert und brüchig klingenden Bariton doch die Frage aufkommen, ob man nicht einen geeigneteren Interpreten für den Konsul hätte finden können.
Engagiert gaben sich die übrigen Akteure, allen voran Antoine Normand als gerissener Goro mit etwas bröckeligem Tenor, Wei-yu Mao als furchteinflössender, allzu sehr auf unkontrollierten Sprechgesang setzender Bonze, Patrick Delcour als würdevoll-gutmütiger Yamadori, Chantal Herbillon als gelangweilt rauchende Kate Pinkerton im strengen, nicht eben vorteilhaften Marineoutfit sowie die vielbeschäftigte, quirlige Celia Isis Julemont als Cio Cio Sans Kind, und auch die von Edouard Rasquin einstudierten Chöre präsentierten sich in überzeugender Abendform.
Ein Riesenkompliment ist schließlich dem durchweg präzis wie farbenreich musizierenden Lütticher Orchester zu machen, das in Friedrich Pleyer einen musikalischen Leiter hatte, der scharfe rhythmische Konturen und viele häufig übergangene Feinheiten herausarbeitete, auf eine erfreulich unsentimentale, auf übertriebene Süßlichkeit verzichtende und dennoch ungemein beseelte Werkwiedergabe setzte und zudem nie die Bedürfnisse der Sänger aus den Augen verlor, sondern diese nach Kräften unterstützte.
|
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Assistenz
Inszenierung
Assistenz
Bühne und Kostüme
Licht
Chöre Eine Produktion der Opéra Royal de Wallonie
SolistenCio Cio SanGiovanna De Liso
Suzuki
Kate Pinkerton
Pinkerton
Sharpless
Goro
Yamadori
Lo zio Bonzo
Yakuside
Il commissario imperiale
L'ufficiale del registro
La madre di Cio Cio San
La zia
La cugina
|