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Le Nozze di Figaro
Commedia per musica
von Lorenzo da Ponte
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
In italienischer Sprache

Premiere im Saarländischen Staatstheater Saarbrücken am 20. Mai 2001



Homepage des Staatstheaters Saarbrücken
(Homepage)

Eine insgesamt wenig überraschende Mozart-Produktion

Von Sebastian Hanusa / Fotos von Klaus Baqué



Am Saarbrücker Staatstheater war Figaro-Premiere, und alles entsprach den gespannten Erwartungen: Das Orchester hat die - gerade für die Streicher - relativ anspruchsvolle Partitur mit Präzision, Tempo und Genauigkeit realisiert, ähnliches gilt für die Sänger. Neben einem stimmlich runden Gesamteindruck traten zudem einige Einzelleistungen besonders aus dem Ensemble hervor. Auch darstellerisch war wenig zu bemängeln; Regisseur Joel Lauwers hatte eine große Zahl ungewöhnlicher Gags eingeflochten, originelle und witzige Einfälle am Rande ergänzten eine insgesamt „heiter-belebte“ Produktion. Trotzdem zündete jener subversive Witz nicht, der respektlos die Autorität des Grafen in erotischen wie allen sonstigen Belangen in Frage stellt, wollte nicht die gewohnte Faszination jener Verbindung von Mozarts Musik und da Pontes Jahrhundert-Libretto aufkommen.

Vergrößerung Susanna und Figaro auf dem farbenfrohen Bühnenboden

Vielleicht war schon während der ganzen Oper Lauwers´ etwas fragwürdige Schlusslösung erahnbar. Warum sind im letzten Akt alle Nebenfiguren zu Greisen gealtert, warum muss die zuvor sehr lebendige Marcellina nun siech im Rollstuhl sitzen, während des alle versöhnenden Schlussensembles urplötzlich versterben? Wollte uns der Regisseur zeigen, dass „Figaros Hochzeit“ ursprünglich nicht nur heitere Abendunterhaltung war, sondern besonders als Beaumarchais´ Theaterstück „Der tolle Tag“ auf der Bühne die französische Revolution vorweggenommen hatte? Eine derartige Betonung des Revolutionären findet sich zwar ausführlich im Programmheft, rechtfertigt aber weder Marcellinas Tod im Rollstuhl, noch findet sich in Lauwers´ nicht wirklich ungewöhnlicher Inszenierung hierauf irgendeinen Hinweis. Während eine Interpretation hinsichtlich gesellschaftlicher Subversion innerhalb eines erotischen Beziehungsgefüges interessant gewesen wäre, drängt sich so lediglich der Verdacht eines aus dem Stück heraus unmotivierten Profilierungsversuchs des Regisseurs auf. Zu allem Überfluss „saugt“ auch noch ein aus dem Bühnenboden herabschwebender Beleuchtungskörper Marcellinas Seele in die Ewigkeit.

Vergrößerung Besonders apart: Der Designer-Schuhschrank

Im Bühnenbild findet sich mal wieder ein Trapez mit nach hinten ansteigendem Bühnenboden. Während Holz und bunte Farben - darüber der freie Himmel - einen ungewöhnlichen Anblick bieten, verbindet der geschaffene abgeschlossene Raum mit den von der Decke herablassbaren Versatzstücken nur ansatzweise dekorative und für die Aktion funktionale Elemente. Es ist eher eine nette Dekoration, als dass hier eine künstlerisch produktive Gestaltung des Bühnenraums vollzogen worden wäre. Das Aktionen auf der Bühne verlaufen in gewohnten Bahnen und nebenbei sieht es ganz nett aus.
Auch aus dem Orchestergraben springt bei aller soliden Genauigkeit nicht wirklich ein Funken über. Die Musiker spielen routiniert und sicher, ohne dass man ihrer Begleitung viel Esprit anmerken würde. Die Tatsache, dass es sich um die letzte Premiere des scheidenden GMDs Olaf Henzold gehandelt hat, scheint wenig motivierend gewesen zu sein – nachdem Henzold wenig musikalische Akzente gesetzt hat, bleibt abzuwarten, wie es in der neuen Spielzeit unter Leonid Grin weitergehen wird.

Vergrößerung Foto links:
Am gräflichen Mittagstisch herrscht Unfrieden!

In der Anlage der einzelnen Rollen fiel Gerd Grochowski als Graf Almaviva auf. Es gelang ihm eine differenzierte Charakterzeichnung, in der sich eine der eigenen Machtposition gewisse fleischliche Begierde mit kultivierten und galanten Zügen mischte. An seiner Seite stand eine verletzliche, sensible Gräfin, gesungen von Barbara Gilbert, welche mit ihrem hinreißend weich angesetzten Piano, ihrem auch in der Höhe durchklingendem warmen Timbre wieder einmal zu den herausragenden Ensemble-Mitgliedern gehörte. Während Guido Baehr als Figaro stimmlich wie spielerisch die Neigung zu Sesshaftigkeit und Solidität dieses unspektakulären Revolutionärs betonte, gelang es Stefanie Krahnenfeld nicht, der Susanna ein charakterliches Eigenleben zu verleihen. Ausgestattet mit einer brillanten Stimmtechnik, einer Leichtigkeit auch in der hohen Lage, fehlt ihrem Sopran noch ein wenig der klangliche Facettenreichtum, der einem verrät, dass Susanna vielleicht doch nicht nur das nette Kammermädchen ist. Neben einer umwerfenden Bühnenpräsenz, Spielfreude und Beweglichkeit füllte jene Wandlungsfähigkeit der Stimme, gepaart mit einem unverwechselbaren, sehr charakteristischen Timbre die Rolle des Cherubino aus, war die Mezzo-Sopranistin Fréderique Sizaret der heimliche Star des Abends. Auch die Besetzung der Nebenrollen und die Leistung des Chores kann man abschließend nur als lobenswert erwähnen.


FAZIT
Eine solide Figaro-Produktion, die ihr Publikum haben wird, auch ohne dass die Inszenierung diesem förderlich oder abträglich sein wird.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Olaf Henzold

Inszenierung
Joel Lauwers

Bühne und Kostüme
Louis Désiré

Choreinstudierung
Andrew Ollivant

Dramaturgie
Matthias Kaiser

Regieassistenz und Abendspielleitung
Christian Carsten



Der Opernchor des
Saarändischen Staatstheaters
Das Saarländische Staatsorchester


Solisten

*Besetzung der rezensierten Aufführung


Conte d´Almaviva
Gerd Grochowski

Contessa
Barbara Gilbert

Susanna
Stephanie Krahnenfeld

Figaro
Guido Baehr

Cherubino
Fréderique Sizaret

Marcellina
Maria Pawlus*
Gabriele May

Bartolo
Hiroshi Matsui

Basilio
Algirdas Drevinskas

Don Curzio
Rupprecht Braun

Barbarina
Sabine v. Blohn

Antonio
Manfred Bertram

Zwei Mädchen
Luz Riveros*/
Elena Botchkova*
Hannelore Becker/
Hye-Sil Yoon


Weitere Informationen
Staatstheater Saarbrücken (Homepage)



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