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Eine "feine" Gesellschaft
Von Gerhard Menzel
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Fotos von Peter Festersen
Die neue Produktion der Fledermaus in der detailfreudigen Ausstattung von Alexander J. Mudlagk - die sich so mancher Modeerscheinung der letzten Jahrzehnte (bis hin zum barbieverdächtigen Outfit der als "ungarische Gräfin" ausstaffierten Rosalinde) bedient - besticht vor allem im ersten Akt durch ein gelungenes Timing. Das Handeln und Reagieren der Protagonisten wirkt stets motiviert, wodurch auch der "Fledermaus-Neuling" erfährt, was von Dr. Falke, bei seiner "Rache der Fledermaus", von diesem inszeniert ist, und was sich aus dem einen oder anderen Zufall im Laufe des Stückes so alles ergibt. Zum Glück kann ja letztendlich doch alles dem Champagner in die Schuhe geschoben werden.
Die Inszenierung von Frank Hilbrich zeichnet sich vor allem durch ihren Spielwitz und die gelungen gezeichneten "Charaktere" aus (eine Ausnahme bildet nur der zu überdrehte Gefängniswärter Frosch). Das zum großen Teil homogene Solistenensemble demonstrierte eindrucksvoll ihr darstellerisches und sängerisches Potential - trotz der wetterbedingten Indisposition von Rosita Kekyte als Rosalinde. Glücklicherweis konnte innerhalb von wenigen Stunden mit Sally Stevens eine "neue" Rosalinde gefunden werden. So ergab es sich, das Sally Stevens die Gesangspartien von der Seite aus sang, während Rosita Kekyte auf der Bühne agierte und die Dialoge bravourös gestaltete. So musste sich Gabriel von Eisenstein/Marco Vassalli gleich mit zwei Ehegattinnen arrangieren, was ihm übrigens gut gelang.
Die Besetzung des Ehepaars von Eisenstein mit jungen Sängern stellte sich als äußerst reizvoll heraus. So wird manches Verhalten doch verständlicher und entschuldbarer, soweit man davon sprechen kann. Es sind halt noch junge Leute, die durch eine - wohl zu frühe - Heirat das Gefühl haben, etwas verpasst zu haben, was sie noch unbedingt nachholen sollten. Dass das aber kein gutes Ende nehmen kann, deutet auch das Bühnenbild von Alexander J. Mudlagk an: aus der eleganten, in einem oberen Stockwerk gelegenen Wohnung der Eisensteins führt der Weg über das ebenerdige, eher "zweifelhafte" Etablissement des bizarren Prinzen Orlofski bis in die Tiefe des „unterirdischen“ Gefängnisses, das man nur über eine lange, eiserne Treppe erreichen kann.
Axel Kober sorgte mit der Mecklenburgischen Staatskapelle für eine beschwingte und unaufdringliche musikalische Umsetzung der Partitur. Eher unauffällig aber souverän begleitete er nicht nur die Solisten (mit der zusätzlichen Option der „doppelten Rosalinde“), sondern auch den Chor, der im zweiten Akt seinen großen Auftritt hatte.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne und Kostüme
Chöre
Choreographie
SolistenGabriel von EisensteinMarco Vassalli
Rosalinde
Adele
Dr. Falke
Frank
Alfred
Prinz Orlofski
Dr. Blind
Frosch
Ida
* übernahm am 17.4.01 die Gesangspartien
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