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Il ritorno d'Ulisse in Patria
Oper in einem Prolog und (drei Akten) zwei Teilen
Text von Giacomo Badoaro
Musik von Claudio Monteverdi

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 3h 40' (eine Pause)

Premiere im Opernhaus Düsseldorf am 18. Juni 2003
Rezensierte Aufführung: 25. Juni 2003

Gefördert von der Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW


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Deutsche Oper am Rhein
(Homepage)
Ein großartiges Musikdrama

Von Gerhard Menzel / Fotos von Eduard Straub



Der im Oktober 2001 mit L´Orfeo so eindrucksvoll begonnene Monteverdi-Zyklus an der Deutschen Oper am Rhein findet nun mit Il ritorno d'Ulisse in Patria eine beachtenswerte Fortsetzung.


Vergrößerung in neuem Fenster Prolog: Tempo (Sami Luttinen), Amore (Sylvia Hamvasi) und Fortuna (Anna Gabler) demonstriern die Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit des Menschen (Tassis Christoyannis).

Klangbeispiel Klangbeispiel: Tassis Christoyannis (L'Humana fragilità),
Sami Luttinen (Tempo), Sylvia Hamvasi (Amore) und Anna Gabler (Fortuna).
(MP3-Datei)


Wie schon im Orfeo gelingt es Regisseur Christoph Loy hervorragend, die ganze Aufmerksamkeit des Publikums auf die Protagonisten zu lenken und so spannungsreiche Konstellationen und Szenenkomplexe zu schaffen. Dabei wertet er die Rollen der (in weiße Anzüge, bzw. Kostüme gewandeten) Götter erheblich auf, die hier z. B. als Gentleman (Jupiter: Barmherzigkeit schafft Verehrung) und Maffiosi (Neptun: Vergehen müssen bestraft werden) auftreten. Loy nimmt den Text von Giacomo Badoaro wirklich ernst und arbeitet dessen zeitlose Aktualität sehr deutlich heraus. Die aussagekräftigen Kostüme von Michaela Barth und der schlichte, weiße, mit nur wenigen Requisiten auskommende Bühnenraum von Dirk Becker verstärken maßgeblich die Konzentration auf das Wesentliche.


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Minerva (Mariselle Martinez) hat Ulisse (Tassis Christoyannis) geraten, sich als alter Bettler zu verkleiden um zunächst unerkannt seine Rückkehr vorzubereiten. Juno (Anna Gabler) und Amore (Sylvia Hamvasi) bringen seine Schätze inzwischen in Sicherheit.

Klangbeispiel Klangbeispiel: Mariselle Martinez (Minerva).
(MP3-Datei)


Ulisse vertraut sich selber, aber vor allem auch dem Wirken und Wohlwollen der Götter (Der Himmel hilft dem Menschen immer in seiner Not). Minerva nimmt sich seiner an und führt die Heimkehr des Helden - nach der Beseitigung der lästigen Freier um Penelope - schließlich auch zu einem guten Ende. Dieses zögert sich allerdings um einiges heraus, da die treue Penelope während Ulisses zwanzigjähriger Abwesenheit sehr skeptisch geworden ist und in der Ungewissheit um seiner Verbleib zwischen Abfinden mit der Trauer um den Verlust ihres Gatten und der immer wieder ausbrechenden Verzweiflung darüber schwankt. Letztendlich bedeutet das Ende aber für beide einen neuen Anfang.


Vergrößerung in neuem Fenster Minerva (Mariselle Martinez) holt Ulisses Sohn Telemaco (Norbert Ernst) zurück nach Ithaka.

Im Gegensatz zum Orfeo ist die Besetzung im Ulisse mit 16 Solisten sehr umfangreich. Trotzdem gelang es auch dieses Mal, alle Partien rollendeckend zu besetzen. Neben vielen "Bekannten" aus dem Orfeo, überraschen vor allem die Protagonisten positiv, die man eigentlich aus dem "klassisch-romantischen" Opernrepertoire kennt.

Klangbeispiel Klangbeispiel: Marta Marquez (Penelope).
(MP3-Datei)


Neben der bekannt vielseitigen und anrührenden Marta Marquez als Penelope ist dieses vor allem der griechische Bariton Tassis Christoyannis in der Titelpartie des Ulisse, der an der Deutschen Oper am Rhein vor allem durch die Partien des Posa, Enrico, Germont, Silvio und Dandini auf sich aufmerksam machte.

Eine phantastische Darstellung der Minerva gelingt Mariselle Martinez. Die chilenische Mezzosopranistin, die das Publikum der Rheinoper zuletzt als Carmen begeisterte, demonstriert auch hier ihre hervorragenden stimmlichen und darstellerischen Fähigkeiten.

Sami Luttinen mit seinem knorrig knurrenden Bass beeindruckt als Neptun und Tempo ebenso, wie Bruce Rankin als eleganter und voraussehender Jupiter, Sylvia Hamvasi als unberechenbarer Amor und Anna Gabler als Fortuna/Juno.

Vervollständigt wird dieses Kaleidoskop der ausgefallensten Figuren durch Norbert Ernst als fürsorglicher Sohn Telemaco, Gwendolyn Killebrew als treue Ericlea, Ludwig Grabmeier als gutmütiger Eumete, Rolf Romei (Eurimaco) und Itziar Lesaka (Melanto) als liebesbesessenes, intrigierendes Pärchen und Robert Burt, der als schmarotzender Vielfraß Iro von den drei penetranten Verehrern Penelopes lebt: Martin Wölfel (Pisandro), Fernando Aguilera (Anfinomo) und Thorsten Grümbel (Antinoo).


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Penelope (Marta Marquez) wird von den drei Freiern Pisandro (Martin Wölfel), Antinoo (Thorsten Grümbel) und Anfinomo (Fernando Aguilera) bedrängt.

Während die Verantwortlichen für die Szene in diesem Monteverdi-Zykluss eine feste Konstante bilden, hat die musikalische Leitung nun Andreas Stoehr übernommen, der seit der Spielzeit 2001/02 als Erster Kapellmeister an der Rheinoper engagiert ist. Zusammen mit dem Ensemble NRW für Alte Musik, das in Zusammenarbeit mit der Neuen Düsseldorfer Hofmusik ein erlesenes Spezialisten-Ensemble auf historischen Instrumenten bildet, gestaltete er die Musik Monteverdis, farbenreich, spannungsvoll und mit einem guten Gespür für die Ausdeutung musikalischer Affekte.

Die für diese Produktion von ihm angefertigte Instrumentation (der nur als Singstimmen und spärlich bezifferten Bass überlieferten Musik) bezieht neben einer sehr farbenreichen Continuogruppe auch allerlei Bläser und Schlagwerk mit ein, was historisch zwar gegen diese Aufführungspraxis spricht, aber die musikalische Struktur und Dramaturgie sehr deutlich und nachvollziehbar macht. Das "heutige" Publikum dürfte über diese klangliche Abwechslung allerdings sehr dankbar sein.

Zusammen mit den herausragend singenden und darstellerisch äußerst motivierten Solisten, einer intelligenten Personenführung und einer szenisch konzentrierten Aufbereitung, wird die - zugegeben recht lange - Aufführung zu einem Musterbeispiel von eindrucksvollem Musiktheater der Extraklasse.


FAZIT

Nach dem verheißungsvollen Beginn des Monteverdi-Zyklusses mit L´Orfeo, setzt dieser Ulisse weitere Maßstäbe. Auf das Finale am 7. März 2004 mit L'incoronazione di Poppea darf man also gespannt sein.
Im April 2004 kommen dann zwei komplette Monteverdi-Zyklen zur Aufführung (1. Zyklus: 9., 13. und 15.4.2004, 2. Zyklus: 17., 20. und 22.4.2004).


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Andreas Stoehr

Inszenierung
Christof Loy

Bühne
Dirk Becker

Kostüme
Michaela Barth

Licht
Volker Weinhart



"Ensemble NRW für Alte Musik"
in Zusammenarbeit mit
"Neue Düsseldorfer Hofmusik"


Solisten

L´Humana fragilitá, Ulisse
Tassis Christoyannis

Tempo, Nettuno
Sami Luttinen

Fortuna, Giunone
Anna Gabler

Amore
Sylvia Hamvasi

Penelope
Marta Marquez

Telemaco
Norbert Ernst

Eurimaco
Rolf Romei

Melanto
Itziar Lesaka *

Ericlea
Gwendolyn Killebrew

Giove
Bruce Rankin

Minerva
Mariselle Martinez

Eumete
Ludwig Grabmeier

Pisandro
Martin Wölfel

Anfinomo
Fernando Aguilera

Antinoo
Thorsten Grümbel

Iro
Robert Burt

* Mitglied des Opernstudios



Weitere
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