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Musiktheater
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Tosca
Oper in drei Akten
Text von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
nach dem Schauspiel La Tosca
von Victorien Sardou

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 30' (eine Pause)

Premiere in der Oper Frankfurt
am 8. September 2001


Gala am 2. Mai 2003


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Oper Frankfurt
(Homepage)
Eine Gala, die den Namen verdient

Von Thomas Tillmann



"ENTWEDER... OPER! Engagieren Sie sich für die Oper Frankfurt" heißt eine groß angelegte Aktion, mit der der neue Frankfurter Intendant Bernd Loebe und seine Mitarbeiter versuchen wollen, die enormen finanziellen Probleme zu überbrücken, mit denen sich das inzwischen auch überregional wieder viel Beachtung findende Haus konfrontiert sieht (die Städtischen Bühnen müssen in den nächsten vier Jahren über 11 Millionen Euro einsparen, und schon jetzt werden die Etats der technischen Abteilungen heruntergefahren, die Gelder für Bühne und Kostüme minimiert), und gleichsam zusammen mit dem Publikum "ein Bündnis gegen das Mittelmaß, gegen den Abbau von Qualität und Kultur" zu schließen. Zu den Sonderveranstaltungen, die man geplant hat, gehören nicht zuletzt Galavorstellungen wie die beiden Auftritte Agnes Baltsas als Santuzza, eine Rossini-Soirée mit Raúl Giménez, die Rückkehr Eva Martons als Puccinis Manon Lescaut in der kommenden Spielzeit, ein Don Giovanni mit Peter Mattei und eine Cenerentola mit Daniela Barcellona sowie eine gerade eröffnete Tombola, bei der neben Eintrittskarten und Restaurantbesuchen auch Gesangsunterricht oder ein Opernabend für zwei Personen am Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel (Loebes letzter Wirkungsstätte) mit Flug und einer Übernachtung im Hotel Hilton zu gewinnen sind.

Alfred Kirchners trotz anderen Anspruchs im Wesentlichen reichlich traditionelle Sicht von Puccinis Tosca vom September 2001 (vgl. unseren Artikel) bietet sich natürlich als Folie für ein Stargastspiel an, und tatsächlich hatte die in der ganzen Welt in der Titelpartie gefeierte, 1983 und 1984 in Frankfurt in Manon Lescaut und La Bohème bejubelte Nelly Miricioiu nicht das geringste Problem, sich in die Produktion einzufinden - selbst die ungeheuer lange Schleppe des schwarzen Abendkleides von Margit Koppendorfer wusste sie geschickt über die Bühne zu bewegen ... Für den Rezensenten, der die gebürtige Rumänin in den letzten Jahren in sehr unterschiedlichen Inszenierungen in Köln, Amsterdam und Paris als Tosca erlebt hat, ist es faszinierend zu beobachten, dass die Künstlerin sich offenbar immer wieder neu mit der so vertrauten Rolle auseinandersetzt und ihrer Interpretation vokal wie szenisch stets neue Details hinzufügt: Mit ihrem apart timbrierten Sopran und der ihr eigenen Persönlichkeit und Präsenz (die man gerade für diese Partie über das korrekte Ausführen von Noten hinaus braucht!) stellt die Miricioiu von Anfang an die Verletzlichkeit dieser bisher ausschließlich in ihrer eigenen (Kunst-)Welt lebenden, auf berührende Weise naiven Frau in den Vordergrund, die keine 20 mehr ist, und auch im zweiten Akt malt sie trotz mancher Steigerung, Ausbrüche und durchdringender, müheloser Spitzentöne mit feinerem Pinsel als manche andere, nicht nur im ungemein raffiniert gesungenen, begeistert aufgenommenen "Vissi d'arte".

Mit Peter Sidhom stand ihr ein in mancher Hinsicht gleichgesinnter, sarkastisch-spöttischer Scarpia mit eher lyrischem denn heldischem Material gegenüber, der folgerichtig weniger auf das Herausschleudern wuchtiger Töne und Schmierentheater setzte als auf ein subtiles Rollenportrait und eine präzis-differenzierte Textausdeutung. Warum allerdings Mikhail Davidoff für seine unzulänglichen Bemühungen um den Tenorpart auch noch beklatscht wurde und mittlere wie größere deutsche Opernhäuser kaum noch eine Premiere oder Repertoirevorstellung im italienischen Fach ohne dessen Mitwirkung meinen bestreiten zu können, gehört zu den vielen Merkwürdigkeiten des Betriebs, die den Kopf schütteln lassen - zwar ist das von dem Russen mehr schlecht als recht bediente Fach in diesen Tagen sicher nicht überbesetzt, aber mit etwas mehr Fantasie und etwas selbstbewussterer Haltung bestimmten Agenturen gegenüber könnte man schon Alternativen finden, ohne den Personaletat überzustrapazieren. Die Stimme an sich klingt inzwischen auf Grund der Ausbeutung in viel zu vielen Vorstellungen und zu dramatischen Partien bereits zu Beginn der leider nicht ausverkauften Vorstellung eng, resonanz- und glanzarm und gepresst, der beträchtliche wobble und das kaum je aufgegebene Einheitsforte sprechen ihre eigene Sprache, und auch einzelne mit letzter Kraft herausgebrüllte hohe Töne imponieren nur Laien, pardon. Zu einer wirklichen Auseinandersetzung mit der darzustellenden Figur konnte es angesichts der permanenten Beschäftigung mit vokalen Problemen und dem nicht durchgängig erfolgreichen Aufspüren der richtigen Einsätze etwa im dritten Akt natürlich auch nicht kommen, gar nicht zu reden von den rhythmischen Freiheiten und der wahrlich vagen Intonation im keine Hand in Parkett und Rängen rührenden "E lucevan le stelle" sowie dem gerade noch bewältigten anschließenden Duett (zu dessen Beginn übrigens "piano" und "teneramente" steht, nicht singe das F im Falsett!), und als so überrumpelnd empfinde ich die von Kolleginnen und Kollegen so häufig hervorgehobene Physis des Künstlers wahrlich auch nicht.

Von den Interpreten der kleineren Partien bleiben vor allem Soon-Won Kang als Angelotti wegen seines beklagenswerten s-Fehlers, Franz Mayer wegen seines erfreulich disziplinierten und kein bisschen klamottigen Bemühens um die Sagrestano-Figur sowie Michael McCown als verschüchtert-nervöser Spoletta in Erinnerung. In Michail Jurowski hatten sie alle einen ihre Belange nie aus den Augen verlierenden, erfreulich uneitlen, flexiblen und jedes Extrem meidenden Begleiter, der in Puccinis so häufig nur laut und knallig dargebotener Partitur nach sonst überhörten Details suchte und zusammen mit dem nur gelegentlich bei den Streichern etwas unsauber musizierenden Museumsorchester wunderbare Stimmungen zu erzeugen verstand.


FAZIT

Dank der exzellenten Leistung der Miricioiu und einiger anderer Positiva erinnert man sich an einen Abend, der den Namen Gala durchaus verdiente. Entweder ... Oper!


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Michail Jurowski

Inszenierung
Alfred Kirchner

Szenische Leitung der
Wiederaufnahme
James McNamara

Bühnenbild
Karl Kneidl

Kostüme
Margit Koppendorfer

Dramaturgie
Vera Sturm
Jutta Georg

Licht
Olaf Winter

Chor
Andrés Máspero



Chor und Kinderchor
der Oper Frankfurt

Statisterie der
Oper Frankfurt

Frankfurter
Museumsorchester


Solisten

Floria Tosca,
Sängerin
Nelly Miricioiu

Mario Cavaradossi,
Maler
Mikhail Davidoff

Baron Scarpia,
Polizeichef von Rom
Peter Sidhom

Cesare Angelotti
Soon-Won Kang

Der Mesner
Franz Mayer

Spoletta,
Polizeiagent
Michael McCown

Sciarrone,
ein Polizist
Gérard Lavalle

Ein Schließer
Zoltan Winkler

Ein Hirt
Jonas Domann
(Aurelius
Sängerknaben Calw)




Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Oper Frankfurt
(Homepage)



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