Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
|
|
"Nun eilt herbei, Witz, heit're Laune ..."
Von Thomas Tillmann
/
Fotos von der Opéra Royal de Wallonie Die berühmte Textzeile der Frau Fluth aus Otto Nicolais Die lustigen Weiber von Windsor hätte man den Mitwirkenden auf der Bühne und im Graben der Sonntagsnachmittagvorstellung von L'elisir d'amore im Königlichen Theater am liebsten zugerufen, denn die rechte Spielfreude wollte sich einfach nicht einstellen bei dieser Reprise der bereits im Januar 1996 an der Meuse gezeigten, aber auch aus Rom, Paris und Lausanne bekannten, ursprünglich sicher einmal witzigen, jetzt aber reichlich abgespielt wirkenden, traditionell-sängerfreundlichen Produktion von Stefano Vizioli in der knallbunten Ausstattung von Ugo Nespolo, die ein wenig an Kindermöbelabteilungen oder Playmobil-Arrangements erinnert, was ja an sich nicht verkehrt ist, auch wenn Donizettis vielleicht beste komische Oper ja auch durchaus elegische Momente aufweist, die auch prompt besser gelangen. Adina (Tatiana Lisnic, Mitte) scheint dem Charme Belcores (George Petean) zu erliegen, und auch Giannetta (Anne-Catherine Gillet) ist angetan.
Etwas enttäuscht war ich von Tatiana Lisnic, die mir als Mimì viel besser gefallen hatte und deren Stimme ich viel kräftiger und farbiger in Erinnerung hatte. Die junge Sopranistin aus Moldavien, die an der Wiener Staatsoper regelmäßig als Adina, Lauretta, Susanna und Nanetta gastiert, im letzten Jahr auch an der Mailänder Scala engagiert war und 2004 in London debütieren wird, überzeugte zwar mit ihrer schlanken Stimmführung, der Beweglichkeit ihres Organs und den absolut sicheren Acuti, aber das gewisse Etwas fehlte einfach, das sie zum wirklichen Zentrum der Aufführung gemacht hätte. Nemorino (Reinaldo Macias, links) täuscht Gelassenheit vor, ist aber in Wirklichkeit außer sich, dass Adina (Tatiana Lisnic) Belcore (George Petean, Mitte) zu heiraten gedenkt.
Reinaldo Macias' dunkel fundierter lyrischer Tenor weist sicher nicht das edelste Timbre auf, aber der Kubaner versteht viel von Phrasierung, und dass er sich darstellerisch jeder Outrage enthielt, ist nicht deutlich genug hervorzuheben. Den besten Eindruck hinterließ für mein Empfinden allerdings der junge Rumäne George Petean, der seit dieser Spielzeit fest an der Hamburgischen Staatsoper engagiert ist und einen tonschönen lyrischen Bariton besitzt, für den schnelle, verzierte Passagen kein Problem sind und der in diesem Fach sicher Karriere machen könnte, auch wenn die Farb- und Ausdruckspalette noch nicht besonders ausgeprägt ist. Völlig überfordert war dagegen Olivier Grand mit dem Dulcamara: Die tiefen Töne waren bereits beim Auftritt kaum zu hören, die hohen wurden nur durch massives Forcieren und selten intonationssicher erreicht, und dass man in dieser Partie problemlos komische Wirkung erzielt, ist nicht das Verdienst des Interpreten, sondern des Librettisten. Anne-Catherine Gillet schließlich machte viel aus der letztlich undankbaren Partie der Giannetta, die sie sicher bald gegen die größere der Adina eintauschen wird. Während der Hochzeitsfeierlichkeiten unterhalten Adina (Tatiana Lisnic) und Quacksalber Dulcamara (Olivier Grand) die Gäste (Chor der Opéra Royal de Wallonie).
Wenig Tempo und Esprit hatte leider auch das Spiel des Lütticher Orchesters, das Marco Balderi zwar mit großer Übersicht und Sinn für Details dirigierte, aber offenbar trotz einer gewissen Steigerung im Laufe des Abends nicht wirklich inspirierte, was schon allein wegen der unglücklichen Akustik und als Gegengewicht zur ebenfalls lahmen Szene dringend nötig gewesen wäre. Natürlich finden Adina (Tatiana Lisnic) und Nemorino (Reinaldo Macias) am Ende doch zusammen.
Diesem Liebestrank war deutlich anzumerken, dass man sich an der ORW auf die Großtaten konzentriert, nämlich die im Februar folgende Donna del lago und die ersten beiden Abende der Lütticher Erstaufführung des Ring. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Assistenz
Bühnenbild und Kostüme
Licht
Choreinstudierung
Eine Koproduktion mit der
SolistenAdinaTatiana Lisnic
Giannetta
Nemorino
Belcore
Dulcamara
|
© 2003 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de