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Der Barbier von Sevilla
(Il barbiere di Siviglia)

Commedia in zwei Akten
Nach "Le Barbier de Seville" von Pierre Augustin de Beaumarchais
Musik von Gioacchino Rossini


In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2 h 30' (eine Pause)

Premiere im Operhaus Wuppertal am 2. 5. 2003


Homepage

Wuppertaler Bühnen
(Homepage)
Wettlauf der Koloraturen

Von Silvia Adler / Fotos von Milena Holler



Blasses Rosa flammt auf zu Dunkelrot. Die Kulisse verfärbt sich. Wie ein Thermometer gibt sie den Hitzegrad der aufwallenden Leidenschaften wieder. Bei der Kanzone des Grafen Almaviva vor dem Balkon der streng bewachten Rosina beträgt die gefühlte Temperatur mindestens 42 Grad. Je nach Gefühlslage verwandelt sich in der Wuppertaler Inszenierung von Rossinis Erfolgsoper "Der Barbier von Sevilla" die Farbe des Bühnenhintergrundes.

Vergrößerung Thomas Laske (Figaro)

Im recht spartanisch wirkenden Bühnenbild von Moritz Nitsche, das sich auf zwei weiße, in sich variable Paravents beschränkt, setzt Regisseur Johannes Weigand vor allem auf die effektvolle Wirkung des Lichtes (Fredy Deisenroth). Die kurzen Schäferstündchen der Verliebten erscheinen wie durch eine rosa-rote Brille. In der Verleumdungsarie wirft Don Basilio einen dunkeln Schatten auf die farbige Kulisse. Im Schattenriss vergrößert sich sein Taktstock zu einem gefährlich entfesselten Knüppel.

Vergrößerung

Melba Ramos (Rosina)

Die Lichtregie untermalt das turbulente Bühnengeschehen, ohne plakativ in den Vordergrund zu treten. Immer bleibt der Fokus auf die Sänger gerichtet, die vom Sinfonieorchester Wuppertal unter Martin Braun zu Höchstleistungen angespornt werden. Bereits in der mit begeistertem Applaus bedachten Ouvertüre gelingt dem Orchester die Rossini typische Gratwanderung zwischen musikalischer Leichtfüßigkeit und Aggressivität. Während am Bühnenhimmel die Sterne funkeln, vibriert im Orchestergraben die nervöse Energie eines aufgestachelten Bienenschwarms.

Vergrößerung Edgardo Zayas (Graf Almaviva)
und Thomas Laske (Figaro)

Mit überwältigender Präsenz und sattem Volumen greift Thomas Laske in der Titelpartie die temperamentvolle Vorlage des Orchesters auf. Vor allem die bravourös gestaltete Kavatine des Figaro erntet regelrechte Beifallstürme. Stimmlich überragend ist auch Melba Ramos als listig-durchtriebene Rosina. Durch alle Lagen wartet sie mit perfekter Koloraturtechnik auf. In ihren Arien klingen die zart gewebten Koloraturen fokussiert wie Nadelstiche.

Eine gelungene Charakterstudie des eifersüchtigen Doktor Bartolo liefert der stimmlich profunde Dariusz Machej. Mit grünlich-insektenhaftem Ledermantel und dünnsträhniger Perücke ist sein Dottore ein grotesker Ausbund an Scheußlichkeit. In bester Commedia dell´arte Manier stehen ihm Hartmut Bauer als Basilio und die Tina Hörhold als ungewöhnlich stimmschöne Berta zur Seite. Etwas heißblütiger hätte man sich hingegen Edgardo Zayas als Almaviva gewünscht. Trotz einer souveränen stimmlichen Leistung fehlt der Partie des Grafen der nötige Schuss Aggressivität; seine erotischen Avancen erscheinen eher harmlos als gefährlich.

Vergrößerung

Melba Ramos (Rosina), Edgardo Zayas (Graf Almaviva),
Hartmut Bauer (Basilio) undThomas Laske (Figaro)

"Ich machte mich an die Arbeit und in dreizehn Tagen war ich fertig" - schrieb Rossini in einem Brief an einen französischen Bewunderer über den 1815 komponierten "Barbier von Sevilla". Von außen betrachtet scheint es, als sei Regisseur Johannes Weigand, die Inszenierung des turbulenten Verwirrspiels ähnlich leicht von der Hand gegangen. Bis ins kleinste Detail sind die italienischen Dialoge mit Leben gefüllt. Der musikalische Witz der Arien und Ensembles kann sich ungehindert entfalten. Auch wenn sich die Inszenierung den Vorwurf gefallen lassen muss, die bissige, gesellschaftskritische Substanz des von Beaumarchais inspirierten Stückes zu vernachlässigen, überzeugt sie gerade dadurch, die virtuose Leichtigkeit der Musik nicht mit unnötigem Ballast zu beschweren. Das Wuppertaler Publikum feierte Sänger, Regieteam und Orchester mit stehenden Ovationen.


FAZIT

Unbedingt sehenswert. Für Rossini-Fans ein Muss! Temporeiche Inszenierung mit vielen musikalischen Sternstunden.



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Martin Braun

Inszenierung
Johannes Weigand

Bühnenbild
Moritz Nitsche

Kostüme
Judith Fischer

Licht
Fredy Deisenroth

Dramaturgie
Christian Baier

Chor
Konrad Haenisch



Chor der Wuppertaler Bühnen

Sinfonieorchester Wuppertal
Statisterie der Wuppertaler Bühnen


Solisten

Graf Almaviva
Edgardo Zayas

Bartolo, Doktor der Medizin
Dariusz Machej

Rosina, dessen reiches Mündel
Melba Ramos

Figaro, Barbier
Thomas Laske

Basilio, Rosinas Musiklehrer
Hartmut Bauer

Fiorillo, Almavivas Diener
Javier Zapata Vera

Berta, Bartolos Dienerin
Tina Hörhold

Un Ufficiale
Martin Maßmann

Ambrogio, Bartolos Diener
Dogukan Tercan

Giovanello, Bartolos Diener
Willy Berndt



Weitere Informationen
erhalten Sie von den
Wuppertaler Bühnen
(Homepage)



Da capo al Fine

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