Und das Leben geht weiter...
Musical-Revue eröffnet die Musiktheater-Spielzeit am Theater Bielefeld
Von Kilian Vollmer
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Fotos von Matthias Stutte
Theater kann doch so realistisch sein: Den Titel der jüngsten Musicalproduktion am Theater Bielefeld könnten sich wohl viele unter uns zum Lebensmotto machen: Das Leben wird schon weiter gehen. Seien es die zahlreichen weltpolitischen Konflikte, Ärger über die Regierung oder auch nur der alltägliche kleine Streit zwischen Ehepartnern. Es wird immer Gewinner und Verlierer geben, nur nicht darüber ärgern !
Aus zahlreichen erfolgreichen Broadway-Musicals wie New York, New York, Chicago, Cabaret, Kiss of the Spider Woman und vielen mehr haben Komponist John Kander und Songschreiber Fred Ebb eine heitere Revue zusammengestellt, die einfach Optimismus ausstrahlt und für eine Weile die Schwierigkeiten des Alltags vergessen lässt.
Bettina Meske stellt mit röhrender Musicalstimme gleich zu Beginn klar: "And the world goes round"
Sicherlich darf man nicht das große Theater mit Hintergrund und großartiger dramatischer Handlung erwarten. Vielmehr handelt es sich hier um eine lose Abfolge von Songs, die den 5 Darstellern Gelegenheit bietet, zu zeigen, was in ihnen steckt.
Und das ist einiges. Waren Bettina Meske und Katharine Mehrling dem Bielefelder Publikum schon durch vergangene Produktionen wie Hair, Evita und Piaf bekannt, so waren ihre Kollegen das erste Mal im ostwestfälischen Zentrum zu Gast und wussten auch gleich zu überzeugen.
Drei Frauen und zwei Männer finden sich nach einer Katastrophe in einem Trümmerhaus wieder (der 11. September ist nicht vergessen...) und erzählen sich gegenseitig von ihrem vorherigen Leben. Freud und Leid liegen eng beieinander, es sind die zwischenmenschlichen Beziehungen, die sie bewegen.
Wohin soll die Reise gehen ?
Jeder Darsteller überzeugt durch stimmliche Qualität, variabel im Ausdruck und passend zum jeweiligen Song. Man hat ein wirklich temperamentvoll agierendes Ensemble vor sich und es macht einfach Spaß, dem Quintett zu lauschen und sich sein eigenes Bild der verschiedenen Charaktere zu machen. Mal findet man sich hier wieder, mal dort, einfach entspannend.
Beste Unterstützung bekommen die 5 Akteure aus dem Orchestergraben, wo Musical-Chef Bill Murta in gewohnt guter und bewährter Art seine Musiker mit Drive durch die Nummern leitet.
Gab es auch einigen Ärger im Vorfeld zwischen Intendanz, Regisseur und Bühnenbildnerin über die Inszenierung, so war davon am Premierenabend nichts zu spüren. Die Revue lief wie am Schnürchen und zeugte von großer Perfektion aller Beteiligten.
Alles wird gut: Partylaune im Bielefelder Stadttheater
Das Leben geht also weiter. War der ein oder andere Premierengast zwischenzeitlich vielleicht zu sehr ins Träumen geraten und mit sich selbst beschäftigt, so wird er immer wieder durch mitreißende Songs und packend agierende Sänger aufgerüttelt.
Ist das Bühnenbild auch relativ einfach, so verändert es sich doch im Laufe des Abends durch geschickt eingesetzte Projektionen, die der Zuschauer im Blick hat.
Zum Schluß dreht sich der blaue Planet Erde und das Publikum hat sich sein eigenes Bild gemacht von seiner und unserer Welt. Die dreht und dreht und dreht sich...
FAZIT
Mit dieser deutschen Erstaufführung zeigt das Bielefelder Theater, das schon einige Musicals sehr erfolgreich auf die Bühne gebracht hat, dass es durchaus sehr gut mit größeren Musicalbühnen mithalten kann. Will man einfach gut unterhalten werden und die Sorgen des Alltags vergessen, ist man hier bestens aufgehoben.
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