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Cavalleria rusticana
Melodram in einem Aufzug
Musik von Pietro Mascagni
Dichtung von Giovanni Targioni-Tozzetti und Guido Menasci


I Pagliacci

Drama in zwei Akten und einem Prolog
Musik von Ruggero Leoncavallo
Dichtung vom Komponisten

Premiere im Pfalztheater Kaiserslautern am 6. September 2003
(rezensierte Vorstellung: 10. September 2003)


Logo: Pfalztheater Kaiserslautern

Pfalztheater Kaiserslautern
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Spitzweg läßt grüßen

Von Angela Mense / Fotos von Klaus Baqué

Cavalleria rusticana am Kompositionswettbewerb des Mailänder Verlegers Sonzogno beteiligte, dürfte er in seinen kühnsten Träumen nicht jenen Erfolg erhofft haben, den das Stück zu einer der Erfolgsopern des späten 19. Jahrhunderts werden ließ. Das Werk sollte nicht nur einen Siegeszug durch ganz Europa antreten, sondern zugleich Inbegriff der veristischen Oper schlechthin werden. Nachdem auch Italien in den 1880er Jahren ganz im Zeichen des Wagnerismus stand, waren die Forderungen nach einer realitätsnahen, gegenwartsbezogenen und weniger symbolbeladenen Oper immer lauter geworden. Mascagni traf den Zeitgeist, indem er das Schicksal einfacher Leute im armen Süden Italiens mit einer avancierten, knappen und zugleich hochexpressiven Musiksprache verband. Seine Cavalleria wurde zum Modell für eine ganze Flut veristischer Einakter, von denen lediglich Leoncavallos Bajazzo langfristig an den Erfolg Mascagnis anknüpfen konnte.

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Susan Mclean (Santuzza) im Strudel der Leidenschaften

Wie man selbst diese im Doppelpack gespielten Repertoire-Schlager in reichlich müde Nummern verwandeln kann, war am Pfalztheater zu erleben: Das Bühnenbild der Cavalleria rusticana war ein naturalistisch gestalteter Dorfplatz, der für den Bajazzo nach der Pause nur geringfügig verändert wurde. Über dem Dorfplatz sah man gerade eben noch die Unterseite einer Autobahn, auf dem Dorfplatz eine dazugehörige Betonstütze. Die Männer trugen schwarz, die Frauen Kleingeblümtes. Während die Autobahn nicht weiter auffiel, hätte man die recht konventionelle Szenerie gerne akzeptiert - wenn die Regie wenigstens im Rahmen der Konvention gute Arbeit geleistet hätte.

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Und auch die Show...

Leider gelang es Regisseur Uwe Drechsel in der Cavalleria nicht, eine auch nur halbwegs überzeugende Personenführung umzusetzen. Es gab nahezu keine gestische Kommunikation auf der Bühne, die Sänger suchten ihr Heil in einem Mini-Repertoire an Bewegungen oder standen einfach nur herum. Die Bemerkung im Programmheft, Mascagni erreiche immer wieder die Schwelle des "Nicht-Miteinander-Reden-Könnens", klingt fast wie eine Entschuldigung – auf der Bühne gab es gar keine Kommunikation, die hätte abbrechen können. Völlig indifferent war das Verhältnis zwischen Szene und Orchesterbegleitung. Die ungemein körperliche Musiksprache Mascagnis, die das innere wie äußere Geschehen hochdifferenziert begleitet, wurde in keinerlei Verhältnis zum szenischen Geschehen gesetzt.

Hinzu kam, daß auch sängerisch wenig Glanz verbreitet wurde. Peter Kovacs als Alfio widmete sich allzu oft seinen Intonations- und Tempo-Problemen während Andrew Zimmermann (Turrido) und Geertje Nissen (Lucia) über eine grundsolide Leistung hinaus keine Akzente setzten. Eine Ausnahme bildete die wieder einmal überragende Susan Mclean als Santuzza, deren explosive Interpretation akustisch wie visuell den Rest des Ensembles bei weitem in den Schatten stellte.

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... verdeckt nur tödliche Leidenschaft.

Drechsels Bajazzo wirkte zum Glück nicht ganz so unbeholfen, aber immerhin bietet das Stück auch wesentlich mehr Spielszenen als Cavalleria. Ganz nett geriet das Spiel im Spiel, die comedia dell’arte im zweiten Akt, und gelegentlich sahen sich die Sänger in den Ensembles auch an. Peter Kovacs als Tonio steigerte sich merklich, Andrew Zimmermann konnte seinem Canio richtiggehend Glanz verleihen und Janice Hall (Nedda) und Dorin Mara (Silvio) gestalteten ihr großes Duett souverän und mitreißend. Erwähnung verdient zudem Steffen Schantz als Peppe, der mit einem strahlend klaren Tenor, einer makellosen Technik und großer Spielfreude auffiel.

Letztlich fehlte aber auch im Bajazzo jegliche Atmosphäre, von einer subtilen Psychologie der einzelnen Charaktere ganz zu schweigen. Da konnten dann auch weder die großen Chortableaus noch ein souveräner Francesco Corti mit dem engagierten Pfalzorchester sonderlich viel ausrichten.


FAZIT

Schade um die teilweise großartigen Einzelleistungen in einer insgesamt nicht zu empfehlenden Produktion.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Francesco Corti

Inszenierung
Uwe Drechsel

Bühne
Thomas Dörfler

Kostüme
Barbara Schwarzenberger

Choreinstudierung
Ulrich Nolte

Dramaturgie
Andreas Bronkalla



Orchester, Extrachor,
Chor und Statisterie des
Pfalztheaters Kaiserslautern


Solisten :

Cavalleria rusticana

Santuzza
Susan Mclean

Turiddu
Andrew Zimmerman

Lucia
Geertje Nissen

Alfio
Peter Kovacs

Lola
Elena Gerasimova


Pagliacci

Nedda, in der Komödie Colombina
Janice Hall

Canio, in der Komödie Pagliaccio
Andrew Zimmerman

Tonio, in der Komödie Taddeo
Peter Kovacs

Beppo, in der Komödie Arlecchino
Steffen Schantz

Silvio
Dorin Mara

Zwei Bauern
Anatoli Botscharnikow
Dan Cioroianu




Weitere Informationen
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