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Il buon marito
Der gute Ehemann

Intermezzo in zwei Akten
Musik von Georg Anton Benda
Text von Giovanni Andrea Galletti

Premiere im Theater und Konzerthaus Solingen
am 10. März 2004

Die Premiere im Schauspielhaus Wuppertal am 4. April 2004

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

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Bergische Symphoniker
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Therapiestunde für angeknackste Ehen

Von Gerhard Menzel / Fotos von Milena Holler


Ehekrisen gab es schon immer und es wird sie auch immer geben. Die Frage ist nur, wie kann man sie meistern? Resignieren, kämpfen, tricksen, ...?

Giovanni Andrea Galetti schlug in seinem Libretto für das 1766 von Georg Anton Benda komponierte Intermezzo Il buon marito folgende - durchaus moderne, bzw. zeitlose - Lösung vor:


Vergrößerung in neuem Fenster Rosetta (Sungmi Kim) als "Straßenmädchen" verkleidet.
In der Aufführung trug sie übrigens eine knallrote Perrücke.

Die Ausgangssituation ist diese: die Frau sehnt sich nach mehr Freiheit und Bestimmungsrecht in ihrer Ehe. Der Mann bemerkt die Veränderung seiner Frau und vermutet darin einen seine Frau schlecht beeinflussenden Freundeskreis und verbringt grübelnd viel Zeit auf der Straße.
Die Frau entschließt sich, ein - wenn auch gefährliches - Spiel zu beginnen und versucht, mittels einem durch sie selbst provozierten Seitensprung ihres Mannes, dessen eheliche Machtposition zu zerstören. Sie verkleidet sich, lauert ihrem Mann auf, verführt ihn - was dieser dankbar erwidert - und macht ihm daraufhin eine riesige Szene.
Er gibt klein bei, entschuldigt sich, gelobt Besserung und gewährt ihr die Stellung als Herrin im Hause. Diese neu definierte Beziehung schafft damit die Grundlage für eine weitere, glückliche Ehe - zumindest vorerst.


Vergrößerung in neuem Fenster

Klangbeispiel Klangbeispiel: Edgardo Zayas (Bazzotto) und Sungmi Kim (Rosetta)
(MP3-Datei)


Georg Anton Benda war zu seiner Zeit in Deutschland, Frankreich und Italien ein bekannter Komponist. Berühmt machte ihn vor allem sein neu entwickeltes Konzept des Melodramas. Mit Ariadne auf Naxos und Medea schrieb er 1775 Musikgeschichte.
Sein Intermezzo Il buon marito erstaunt im Gegensatz zu den zeitgenössischen Werken vor allem durch seine formale Disposition. Der Formkanon von Rezitativ und Arie wird ständig aufgebrochen. Die Arien sind meist kurz und knapp gehalten, werden zum Teil durch rezitativische Passagen unterbrochen und weisen nur noch selten die strenge Da capo-Form auf. Die rasche Abfolge und die an Melodien reiche Komposition sorgt zusätzlich für Kurzweil und abwechslungsreiche Spannungsbögen.
Die Partitur galt nach der Auslagerung der Bestände des Berliner Singarchivs lange als verschollen, bis der Dirigent Martin Haselböck sie auf einer Russland-Tournee in Kiew wieder entdeckte (inzwischen sind die Noten wieder zurück in Berlin). Nach 246 Jahren brachte er dieses Stück bei den Schwetzinger Festspielen 2002 zusammen mit dem Regisseur Brian Michaels erstmals wieder auf die Bühne.


Vergrößerung in neuem Fenster Sungmi Kim (Rosetta) und Edgardo Zayas (Bazzotto).

Als Übernahme von den Schwetzinger Festspielen passte Brian Michaels nun seine Inszenierung und das Bühnenbild von Birgit Angele geschickt an die Verhältnisse des Theaters der Stadt Solingen an (weitere Stationen sind das Theater Remscheid und die Wuppertaler Bühnen). Brian Michaels setzte dieses Zweipersonenstück ohne großen Aufwand und auf das Wesentliche reduzierte in Szene. Dabei liefert die Personenregie - im Zusammenspiel mit dem Bühnenbild - allerhand einfallsreiche Szenen und hält die Spannung bis zum Ende aufrecht.

Sungmi Kim (Rosetta) und Edgardo Zayas (Bazzotto) sind eigentlich ein recht ungleiches Paar. Sowohl vom Erscheinungsbild, als auch vom stimmlichen Material her kontrastieren Sungmi Kims sehr lyrischer Sopran mit dem kernigen Tenor von Edgardo Zayas. Wie sie aber ihre Stimmen einsetzen und was sie auch darstellerisch daraus machen, ist schon verblüffend, schafft Spannungen und gibt der Aufführung ihre Würze.


Vergrößerung in neuem Fenster Edgardo Zayas (Bazzotto) und Sungmi Kim (Rosetta) .

Bendas Partitur ist bei Romely Pfund in den besten Händen. Sie hat anscheinend einen guten Zugang und ein richtiges Gespür für diese Musik. Sie besitzt sogar die Gabe, ihre musikalischen Vorstellungen auf die blendend aufspielenden Bergischen Symphoniker zu übertragen. Spritzig, dynamisch fein strukturiert und klar gegliedert, aber auch einfühlsam und ruhig gestaltend erklingt Bendas Musik und macht verständlich, warum Mozart in einem Brief aus Mannheim an seinen Vater schrieb: »sie wissen, daß Benda unter den lutherischen kapellmeistern immer mein liebling war« (12.11.1778). Von den von Martin Haselböck noch um drei Arien und ein Duett aus anderen Bühnenwerken Bendas ergänzte Partitur bot dem Publikum zu Beginn des zweiten Aktes noch den Genuss einer kurzen Sinfonie mit Violinsolo, in der die junge Konzertmeisterin Cordula Merks ihr Können beeindruckend unter Beweis stellte.


FAZIT

Eine ganz hervorragende Produktion, die sowohl musikalisch, als auch szenisch voll überzeugt.
Wuppertal kann sich auf die Premiere am 4. April freuen (dort mit dem Dirigenten Martin Braun und dem Sinfonieorchester Wuppertal).

4. April 2004
Die Premiere im Schauspielhaus Wuppertal



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Romely Pfund

Inszenierung
Brian Michaels

Bühnenbild & Kostüme
Birgit Angele



Bergische Symphoniker


Solisten


Rosetta
Sungmi Kim

Bazzotto
Edgardo Zayas



Weitere Informationen
erhalten Sie von den
Wuppertaler Bühnen
(Homepage)



Da capo al Fine

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