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Madama Butterfly
Japanische Tragödie in drei Akten
Libretto von Luigi Illica und Giuseppe Giacosa
Musik von Giacomo Puccini
Fassung von 1906


In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Premiere am 20. November 2004
Besuchte Aufführung: 26. November 2004

Aufführungsdauer: ca. 2 ½ Stunden (Eine Pause)


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Theater Dortmund
(Homepage)
Ohne Netz und doppelten Boden

Von Silvia Adler / Fotos von Thomas M. Jauk



Weiße Sessel, ein Tischchen mit Flaschen und Gläsern, die Wände sparsam dekoriert mit japanischen Zeichnungen: die Bühnenkulisse in Christine Mielitz Dortmunder Butterfly-Inszenierung wirkt geradezu spartanisch schlicht - kaum ein Hauch fernöstlicher Exotik. Im ersten Bild dominieren matter Stahl und gerade geometrische Formen. Nichts, was das Auge ablenken könnte. Im ersten Duett des amerikanischen Marineoffiziers Pinkerton mit der japanischen Geisha Cio-Cio-San verengen sich Decke und Wände zu einem silbrig schimmerndem Trichter.

Vergrößerung in neuem Fenster Liebespaar auf Zeit.
Timothy Richards (B.F. Pinkerton)
und Elena Nebera (Madama Butterfly)

Als Puccini im Jahr 1900 bei einer Londonreise eine Aufführung von David Belascos Schauspiel Madame Butterfly erlebte, war er so beeindruckt, dass er den amerikanischen Bühnenautor unmittelbar danach aufsuchte und ihn um Erlaubnis bat, das Drama zur Grundlage seiner nächsten Oper zu machen.
Neben dem exotischen Milieu faszinierte ihn vor allem die emotionale Wucht der in Japan spielenden Tragödie. Bei der Vertonung seiner "Tragedia giaponese" begnügte er sich - wie die Dramaturgin Sylvia Roth im Programmheft nachweist - nicht mit vordergründigem fernöstlichen Kolorit, sondern benutzte das musikalische Material japanischer Volkweisen, um den Seelenzustand seiner Titelheldin möglichst authentisch wiederzugeben.

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Die Hoffnung stirbt zu letzt.
Maria Hilmes (Suzuki), Elena Nebera (Madama Butterfly)
und Max Tröndle (Das Kind).

Wie Hartmut Schörghofers schnörkellos nüchternes Bühnenbild bereits im ersten Akt erkennen lässt, fokussiert auch Christine Mielitz Inszenierung vor allem die seelischen Konflikte der Protagonisten. Abgesehen von den in Rot- Orange- und Rosatönen leuchtenden Kostümen der japanischen Tänzerinnen und einigen angedeuteten Trippelschrittchen wird auf asiatischen Kulissenzauber weitgehend verzichtet. Konsequent ausgespart wird auch die theatralische Zuspitzung der Gegensätze westlicher und fernöstlicher Lebensart.

Auch wenn sich die von Pinkerton verlassene Butterfly verzweifelt in den Stoff einer amerikanische Fahne hüllt, geht es in der Aufführung weniger um den Aufeinanderprall gegensätzlicher Kulturen, als um den fatalen Zusammenstoß miteinander unvereinbarer Liebesauffassungen. Während der amerikanische Marineoffizier, die arrangierte Ehe mit der japanischen Geisha nur als vorübergehendes Intermezzo ansieht, hält ihm Cio-Cio-San bis zur Selbstaufopferung die Treue.

Vergrößerung in neuem Fenster Ein bunter Hochzeitsreigen.
Elena Nebera (Madama Butterfly)
mit dem Opernchor.

Dass die Spannungskurve der Oper mit jedem Akt steigt, lag in erster Linie an der hervorragenden Personenregie. In Puccinis aufgewühltem Gefühlsdrama erlaubte die Regisseurin ihren Darstellern nicht die geringste Unaufrichtigkeit. Jeder Blick, jede Geste, erschienen glaubhaft motiviert. Besonders Elena Nebera als Butterfly erwies sich als echter Glücksfall für die Inszenierung. Nicht nur darstellerisch auch stimmlich schien ihr die Partie auf den Leib geschrieben. Trotz ihres kraftvollen Volumens behielt ihre dunkel timbrierte Stimme auch in der extremen Höhe eine verblüffende Leichtigkeit.

Mit der strahlenden Durchschlagskraft ihres Soprans konnte es John Daneicki, der mit einem schlankgeführten Belcantotenor aufwartete, leider nicht aufnehmen. Auch wenn er die Partie des Pinkerton stimmlich solide über die Rampe brachte, fehlte seiner fokussierten Stimme die natürliche Veranlagung zum Dramatischen. Während er in den lyrischen Passagen mit strahlendem Tenorschmelz überzeugte, blieb sein Forte überwiegend stumpf.

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Banges warten.
Maria Hilmes (Suzuki) und
Elena Nebera (Madama Butterfly).

Ideal besetzt für Puccini war hingegen der neuengagierte Bariton Aris Argiris als Sharpless. In einer glänzenden Charakterstudie zeigte er den weltgewandten amerikanischen Botschafter als einen anteilnehmenden Beobachter, der die Tragödie, die sich vor seinen Augen abspielt, kaum ertragen kann.

Darstellerisch äußerst präsent war auch Maria Hilmes in der Rolle der Dienerin Suzuki. Während ihr dunkler Mezzosopran in der Höhe voll aufblühte, klang er im Brustregister leider etwas hart. Zum Sieden gebracht wurden das packende Bühnengeschehen vom präzise wie leidenschaftlich auftrumpfenden Orchester unter der Leitung von Dirk Kaftan.


FAZIT

Spannung pur auf hohem musikalischen Niveau. Neben dem ebenfalls von Christine Mielitz inszenierten Wozzek ein weiterer Höhepunkt auf dem Dortmunder Spielplan.


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Produktionsteam


Musikalische Leitung
Dirk Kaftan

Inszenierung
Christine Mielitz

Bühne
Hartmut Schörghofer

Kostüme
Renate Schmitzler

Choreinstudierung
Granville Walker

Dramaturgie
Sylvia Roth



Chor und Statisterie
des Theater Dortmund

Philharmonisches
Orchester Dortmund


Solisten

* Alternativbesetzung


Cio-Cio-San, genannt Butterfly
Elena Nebera

Suzuki, Cio-Cio-Sans Dienerin
Maria Hilmes
*/ Karolina Gumos

Das Kind
Max Tröndle

Kate Pinkerton
Selma Harkink
*/ Marcie Ann Ley

B.F. Pinkerton,
Leutnant der Marine der USA
John Daniecki
*/ Timothy Richards

Sharpless,
Konsul der USA in Nagasaki
Aris Argiris
*/ Mikael Babajanyan

Goro
Björn Arvidsson
*/ Hannes Brock

Fürst Yamadori
Björn Arvidsson
*/ Charles Kim

Bonze
Bart Driessen
*/ Assaf Levitin

Yakusidé
Lothar Becher
*/ Jae-Seok Lee

Kaiserlicher Kommissar
Hiroyuke Inoue
*/ Hanno Kreft

Standesbeamter
David Cheong

Mutter Cio-Cio-Sans
Hitomi Tanaka

Tante
Anna Pikierska

Cousine
Keiko Matsumoto

12 Freundinnen
Gil-Ja Bae, Diane Blais,
Branka Günes, Vera Fischer,
Maria Hiefinger, Renate Höhne,
Margarita Malevska, Manuela Meyer,
Jutta Nigge, Andrea Rieche,
Brigitte Schirlinger, Martina Vorsthove.



Weitere
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Da capo al Fine

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