Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musiktheater
Zur Homepage Zur Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum



Manon Lescaut

Lyrisches Drama in vier Akten
Text Ruggero Leoncavallo, Marco Praga, Domenico Oliva, Luigi Illica, Giuseppe Giacosa, Guilio Ricordi Giuseppe Adami und Giacomo Puccini
Musik von Giacomo Puccini
Nach der "histoire du Chevalier Des Grieux et de Manon Lescaut "
Von Antoine-Francois Prévost d´Èxilies


In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Aufführungsdauer: 2 ½ Stunden

Premiere im Aalto-Theater Essen am 5. März 2005


Logo:  Theater Essen

Theater Essen
(Homepage)
Von der Macht des Schicksals
Von Silvia Adler / Fotos von Matthias Jung


"Manon ist eine Heldin, an die ich glaube, und deshalb wird sie auch unfehlbar die Herzen der Zuhörer erobern", schrieb Puccini 1889 an seinen Verleger Ricordi.
Mit der schillernden Frauengestalt aus dem Sittenroman des Abbé Prévost gelang dem Komponisten der internationale Durchbruch. Bei der Uraufführung 1893 in Turin feierte seine Oper "Manon Lescaut" einen Sensationserfolg; mit dem gefühlvollen Stoff traf der Italiener genau den Nerv seiner Zeit. Dass die romantische Heldin bis in 21. Jahrhundert hinein, kaum etwas von ihrer Faszination verloren hat, liegt vor allem an ihrer unergründlichen Ambivalenz. Manon ist ein Rätselbild: Luxusweib, Verführerin, Lustobjekt und unschuldiges Opfer in einer Person.

Vergrößerung in neuem Fenster 1. Akt:
Chorszene.

Für den Studenten Des Grieux ist es Liebe auf den ersten Blick: als die schöne Manon im grellbunten Gewimmel einer französischen Bar auftaucht, hat er nur noch Augen für sie. Vom ersten Augenblick wirkt die dunkelhaarige Femme Fatale auf ihn wie ein Droge, die sofort süchtig macht. Ein Augenblick genügt, um ihr restlos zu verfallen. Noch am selben Abend flieht Des Grieux mit der Unbekannten nach Paris...
Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer. Nach einen kurzen Zeit der Leidenschaft hat Manon das armselige Leben satt und wird die Maitresse des reichen Geronte. Glücklich macht sie das Leben im goldenen Käfig allerdings nicht. Auch sie kommt nicht von Des Grieux los. Wie ein Naturgewalt flammt die leidenschaftliche Liebe bei einem heimlich arrangierten Treffen immer wieder auf.

Vergrößerung in neuem Fenster

1. Akt:
Michail Davidoff (des Grieux)
und Karine Babajanian (Manon).

Klangbeispiel Klangbeispiel: Karine Babajanian (Manon).
(MP3-Datei)


Ausdrucksvoll charakterisiert die armenische Sopranistin Karine Babajanian Manon als eine zutiefst zerrissene Persönlichkeit. Während sie im ersten Bild von Roman Hovenbitzers Inszenierung dominant und selbstbewusst erscheint, räkelt sie sich im zweiten Akt als schwaches, genusssüchtiges Luxusgeschöpf in der blütenweißer Satinbettwäsche. Gleichzeitig verblüfft die käufliche Maitresse mit eine Gefühlstiefe, die fast etwas Heroisches besitzt.
Hin- und hergerissen zwischen den Verlockungen des Reichtums und ihrer Sehnsucht nach der großen Leidenschaft entscheidet sie sich schließlich für Grieux. Als der gekränkte Geronte sie daraufhin aus Rache des Diebstahls bezichtigt, wird sie verhaftet und nach Amerika deportiert. Des Grieux, der sein Leben bis zur Selbstaufgabe an Manon gekettet hat, folgt ihr in die Verbannung.

Vergrößerung in neuem Fenster 3. Akt:
Albrecht Kludszuweit (Tanzmeister), Marcel Rosca (De Ravoir)
und Karine Babajanian (Manon).

In drastisch- intensiven Bildern schildert die Essener Inszenierung Höhen und Tiefen einer verhängnisvollen Leidenschaft. Eindrucksvoll wandelt sich Dieter Richters drehbarer Bühnenaufbau vom prunkvollen Luxusgemach in einen verwahrlosten Gefängnistrakt. Zwei gelbe Streifen auf dem Bühnenboden markieren bereits im glitzernden Barambiente der ersten Szene den schicksalhaften Weg, der den Liebenden von der ersten Begegnung an vorherbestimmt ist. Er endet in einem spärlich beleuchteten Tunnel - in Einsamkeit und völliger Isolation.
Während das Bühnenbild die unheilvolle Macht des Schicksals konsequent und einleuchtend verdeutlicht, gelingt es der Personenregie nicht immer, den dramatischen Spannungsbogen der Oper aufrecht zu halten. Gerade im ersten und zweiten Akt verlieren sich die großen Emotionen häufig in oberflächlichen, auf optische Effekte ausgerichteten Details.

Vergrößerung in neuem Fenster

4. Akt:
Karine Babajanian (Manon)
und Michail Davidoff (des Grieux).

Eine deutliche Steigerung erfährt die Inszenierung erst im dritten Akt. Mit brutaler Deutlichkeit wird dem Zuschauer die Unterdrückung und Erniedrigung, der Manon auf dem Weg in die Verbannung ausgesetzt ist, vor Augen geführt. Von der Gesellschaft ausgestoßen, wird die verwöhnte Maitresse zum Freiwild, das Vergewaltigung und Verachtung schutzlos ausgeliefert ist.

Vergrößerung in neuem Fenster 4. Akt: (Schlußbild)
Karine Babajanian (Manon)
und Michail Davidoff (des Grieux).

Dass die Aufführung besonders im letzten Aufzug, die bis dahin vermisste emotionale Sogwirkung entfaltete, lag vor allem an der großartigen Leistung von Karine Babajanian, die der Titelpartie mit ihrem klar fokussierten, dramatischen Sopran äußerste Strahlkraft verlieh.
Mit einer klanggewaltigen Mittellage beeindruckte auch der russische Tenor Mikhail Davidoff, allerdings fehlte seiner Stimme in der häufig forciert klingenden Höhe der nötige Belcanto-Schmelz. Aufhorchen ließ der junge lyrische Tenor Andreas Hermann als Edmono. Auch der profunde Charakterbariton Karoly Szilagyi als Lescaut und Marcel Rosca als Geronte fügten sich überzeugend ins Ensemble.
Star des Abends war neben der Titelheldin aber vor allem das Orchester, das unter GMD Stefan Soltesz mit reichem Farbspektrum und hochexplosiven Legato beim Publikum für die berühmte Puccinigänsehaut sorgte.


FAZIT

Puccini-Inszenierung mit Höhe und Tiefen, die vor allem von der glänzenden Hauptdarstellerin Karine Babajanian und einer großartigen Orchesterleistung lebte.




Ihre Meinung ?
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Stefan Soltesz

Inszenierung
Roman Hovenbitzer

Bühnenbild
Dieter Richter

Kostüme
Henrike Bromber

Choreinstudierung
Alexander Eberle

Choreographie
Jeremy Leslie-Spinks

Licht
Hartmut Litzinger

Dramaturgie
Ina Wragge



Opern- und Extrachor
des Aalto-Theaters

Statisterie des Aalto-Theaters

Die Essener Philharmoniker




Solisten

* Besetzung der Premiere

Manon Lescaut
Karine Babajanian

Lescaut, ihr Bruder
Károly Szilágyi

Chevalier Renato Des Grieux
Mikhail Davidoff

Geronte de Ravoir
Marcel Rosca

Edmondo
Andreas Hermann

Der Wirt
Michael Haag

Ein Tanzmeister
Albrecht Kludszuweit

Ein Lampenanzünder
Andreas Hermann

Ein Sergeant
Michael Haag

Ein Kapitän
Marcel Rosca

Ein Musiker
Gritt Gnauck

Madrigalistinnen
Ginette Willaerts
Stefanie Rodriguez
Agnes Ocsenas
Kyung-Nan Kong

Eine Tänzerin
Jorinde Messlinger

Ein Wirt
Albrecht Kludszuweit

Ein Tierhändler
Ulrich Wohlleb

Drei adelige Waisen
Sabine Brunke-Proll
Christina Hackeloer
Michaela Cenkier

Eine Modistin
Kyung-Nan Kong

Ein Hausknecht
Karl-Ludwig Wissmann

Leopold
Peter Holthausen

Ein Mohr
Damian Gelgör

Eine Putzfrau
Akosua Serwaah-Zielke






Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater Essen (Homepage)




Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum
© 2005 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de

- Fine -