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Musiktheater
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Der Barbier von Sevilla

Text von Cesare Sterbini
nach dem Schauspiel von P. A. de Beaumarchais
Musik von Giacchino Rossini

(In deutscher Sprache)

Premiere am 9. Januar 2005
im Kleinen Haus des Musiktheaters im Revier Gelsenkirchen


Homepage

Musiktheater im Revier
(Homepage)
Ein Plädoyer für die deutsche Sprache

Von Gerhard Menzel / Fotos von Rudolf Majer-Finkes


Vergrößerung in neuem Fenster Ein sauberer Auftritt:
Rosina (Anna Agathonos) im Waschfass.

Wann konnte man sich zuletzt schon so über spritzige und witzige Dialoge bzw. Rezitative amüsieren? Zudem purzeln in das Deutsche immer wieder italienische Originaltexte und in der "Soldatenszene" verwirrt Graf Almaviva den Doktor Bartolo auch noch durch sein englisches Vokabular. Was Timothy Coleman mit seinem Produktionsteam im Kleinen Haus des MiR mit Einfallsreichtum und Esprit auf die Bühne brachte, war ein Feuerwerk an Komik und Witz, auch wenn vielleicht nicht alles genau auf den Punkt kam - vieles ist eben Geschmackssache. Dass das Personal zusätzlich noch um eine weitere Dienerin (Susanna) ergänzt wurde mag zwar auf die Fortsetzung der Geschichte in Mozarts Figaros Hochzeit hinweisen, aber so, wie Susanna hier eingeführt wird, hat sie vom Charakter her nichts mit jener zu tun.

Vergrößerung

Wenn Geld beflügelt:
Figaro (Nyle P. Wolfe) bekommt ein Einfall
nach dem anderen.

Möglich ist so etwas natürlich nur, wenn ein Regisseur dafür auch die entsprechenden Solisten zur Verfügung hat. Glücklicher Weise stehen dem MiR mit Anna Agathonos (als Rosina) und Joachim Gabriel Maaß (als Bartolo) zwei exzellente Persönlichkeiten zur Verfügung, die sowohl sängerisch, wie auch spielerisch alles mitbringen, um so ein Kabinettstück der Komik verlustfrei auf das Publikum zu übertragen. Auch Mark Adler als Graf Almaviva konnte seine stimmlichen und gestalterischen Fähigkeiten glänzend unter Beweis stellen. Nicht nur seine eigenhändig auf der Gitarre begleiteten "Ständchen" waren musikalische Kleinode. Ein grandioses Trio, dass schon in Rossinis La Cenerentola begeisterte, nur dass hier im Barbier die Musik und die Inszenierung zusammenpassen.

Vergrößerung in neuem Fenster Figaro (Nyle P. Wolfe), Graf Almaviva (Mark Adler)
und Rosina (Anna Agathonos) habe alle Hände voll zu tun,
um mit Bartolo (Joachim Gabriel Maaß) fertig zu werden.

Nyle P. Wolfe hat mit diesem Figaro ebenfalls einen bemerkenswerten "Durchbruch" zum überzeugenden Sängerdarsteller geschafft. So gelöst und überzeugend habe ich ihn bisher jedenfalls noch nicht erlebt. Nicolai Karnolsky als knorriger Musiklehrer Basilio blieb als einziger über weiteste Strecken bei der "Muttersprache" der Musik. Noriko Ogawa-Yatake als Bartolos Dienerin (bzw. Haushälterin) Marcelline sehnt sich ganz augenscheinlich nach Anderem und übersetzt notfalls auch das gebrabbel Basilios. Dessen "Verleumdungsarie" geriet zu einer Werkshow der Telefonapparate, von den ersten gängigen Modellen bis hin zum Hightec-Handy. Für den Herrenchor des Musiktheaters im Revier dürfte diese Produktion ein Schmankerl der ganz besonderen Art sein. Die Auftritte sind zwar nicht lang, aber sehr eindrücklich.

Vergrößerung

Endlich doch noch geschafft !
Bartolo (Joachim Gabriel Maaß) sieht ein,
dass er gegen Figaro (Nyle P. Wolfe) und Rosina (Anna Agathonos)
keine Chance hat.

Die Bühne hat Matthias Nitsche als spitz auf den Rang hin zulaufende Spielfläche angelegt, vor dem das Orchester postiert ist. Hat der Zuschauer den Vorteil, dass er unmittelbar und direkt dem Spielgeschehen folgen kann, ist andererseits die akustische Seite der Aufführung sehr davon abhängig, wo man sitzt. Das Auge wird jedenfalls sehr stark auf die riesigen, überdimensionierten Damenrequisiten gelenkt (Korsett als Haus Bartolos, Handtasche als Badezimmer, Lippenstift als Schrank, Parfümzerstäuber als Tisch, Schuh als autoscooterartiges Musiziereckchen und ein ebenfalls mobiles "Lippensofa" ). Gegen diese optische Dominanz hat es Kai Tietje und die Neue Philharmonie Westfalen nicht leicht, sich zu profilieren. Trotzdem sorgen sie für eine spritzige Interpretation von Rossinis Musik, die das Ganze zu einer rundum gelungenen Produktion werden lassen, wie sie so wohl nur im Kleinen Haus gelingen kann.


FAZIT

Eine herrlich überdrehte Komödie mit herausragenden Sänger-Darstellern, bei der man jedes Detail versteht und sich köstlich amüsieren kann.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Kai Tietje

Inszenierung
Timothy Coleman

Bühne
Matthias Nitsche

Kostüme
Andreas Meyer
Wolfgang Scharfenberger

Chor
Nandor Ronay

Dramaturgie
Wiebke Hetmanek



Herrenchor des
Musiktheaters im Revier

Neue Philharmonie
Westfalen


Solisten

* Alternativbesetzung

Graf Almaviva
Mark Adler

Bartolo, Doktor der Medizin
Joachim Gabriel Maaß

Rosina, dessen reiches Mündel
Anna Agathonos
*/ Anke Sieloff

Figaro, Barbier
Nyle P. Wolfe
*/

Basilio, Rosinas Musiklehrer
Nicolai Karnolsky

Marzelline, Bartolos Dienerin
Noriko Ogawa-Yatake

Offizier
Georg Paderta

Fiorillo, Almavivas Diener
Günter Papendell
*/ Hernando Riano
*/ Nyle P. Wolfe

Ambrosio, Bartolos Diener
Peter Schuck

Susanna, Bartolos Dienerin
Inger Rudolph

Notar
Peter Schuck



Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Musiktheater im Revier
(Homepage)



Da capo al Fine

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