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1001 Nacht in Remscheid
Von Anne-Kathrin Wortmann / Fotos von Milena Holler Cornel Frey (Pedrillo) und Christoph Stegemann (Osmin).
Schon während der Ouvertüre öffnet sich der Vorhang. Pedrillo fischt im Orchestergraben, sein Fang lässt das Publikum auf das folgende Stück einstimmen. Hinter zartem Stoff ahnen wir Pedrillos Träume von seinem Blondchen. Stoffe, Licht und Farben bestimmen den Abend. Traumhafte Kostüme wie aus dem Orient kommen wunderbar vor dem puristischem, in kräftigen unifarben und weiß gehaltenem Bühnenbild zur Geltung. Lichteffekte untermalen die jeweilige Stimmung, von düsterem Grau bei Konstanzes "Traurigkeit" über ein romantisches Rot bei Blondchens "Wonne" bishin zum Sternenhimmel bei der Liebesszene.
Cornel Frey (Pedrillo), Silvia Weiss (Konstanze),
Neben der erfrischenden Inszenierung war die Besetzung der Rollen nahezu perfekt. Gleich zu Beginn fiel Cornel Frey alias Pedrillo mit seinem Witz und Charme auf, begeisterte vor allem aber durch seine stimmlichen Qualitäten. Ähnlich "sprühend" präsentierte sich Michaela Maria Mayer als Blonde, verkörperte regelrecht die Kessheit der zwar dienenden, aber ursprünglich zur Freiheit geborenen Kammerzofe. Außergewöhnlich ihre akrobatischen Fähigkeiten, leider musste dabei schon einmal ihre ansonsten schöne Stimme daran glauben. Herausragend die abenteuerlichen Koloraturen der Silvia Weiss in ihrer Rolle als stolze "Königin" Konstanze. Mit einer Inbrunst gibt sie sich ihrem Schmerz und dem Widerstand hin. Christoph Stegemann spielt die Boshaftigkeit des Osmin so überzeugend, dass das diebische Vergnügen, die Spanier gehenkt, geköpft, verbrannt und geschunden zu sehen, dem Publikum greifbar wird. Besonders durch die sehr drastische Darstellung dessen hinter transparentem Vorhang. Die Sprechpassagen waren bei allen DarstellerInnen sehr akzentuiert, auch die Gestik und Bewegungsabläufe waren rhythmisch exakt auf die orchestrale Begleitung abgestimmt. Schade, dass viele Arien nur dem Publikum zugewandt gesungen wurden. Dierk Prawdzik (Selim) und Silvia Weiss (Konstanze).
Enrico Delamboye wählte ein gutes Presto-Tempo für die Ouvertüre, bei dem die Violinen erst Schwierigkeiten hatten, mitzukommen. Doch schon nach wenigen Takten war das Tempo aufgenommen, die Begleitung blieb den ganzen Abend über perfekt in Stimmung, Dynamik und Tempo. Schwungvoll, manchmal zu laut, aber überzeugend spielten die Musiker des Wuppertaler Sinfonieorchesters. Rhythmisch äußerst präzise - vor allem in Übereinstimmung mit den SängerInnen und Aktionen auf der Bühne. Michaela Maria Mayer (Blonde).
Intensiver Applaus, Bravo-Rufe und begeisterte Pfiffe zeugten für den vollen Erfolg. Stehende Ovationen vor allem für Silvia Weiss und das Orchester.
Leicht berauscht von den schönen Farben und der Musik, zudem fröhlich-beschwingt verließen wir das Theater. Eine im Detail perfekte Inszenierung! Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
ProduktionsteamInszenierungJohannes Weigand
Musikalische Leitung
Bühnenbild
Kostüme
Dramaturgie
Choreinstudierung
Licht
SolistenSelim, BassaDierk Prawdzik
Konstanze
Blonde
Belmonte
Pedrillo
Osmin
Wache
Chorsoli
Ute Temizel Jung Wook Kim Andreas Heichlinger
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- Fine -