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"Glücklich ist, wer vergisst..."
Von Frank Becker / Fotos von Milena Holler
Kay Stiefermann (Gabriel von Eisenstein) Welch herrliche Musik die Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauß Sohn hat, wurde bereits bei der Ouvertüre deutlich, die Toshiyuki Kamioka bei der jüngsten Premiere der Wuppertaler Bühnen dirigierte, als stamme er in direkter Linie von der Wiener Musiker-Dynastie ab. Die Leichtigkeit, mit der er das Ur-Wienerische auslotet, ist eine Delikatesse. Stefanie Schaefer (Prinz Orlofsky), Thomas Laske (Dr. Falke) und der Chor der Wuppertaler Bühnen
Klangbeispiel:
"Im Feuersturm der Reben"
Die vom Sinfonieorchester Wuppertal in Vollendung interpretierte Einleitung als Endlosschleife hätte schon für einen genussvollen Abend gereicht. Charme im Hauskittel und am Bügelbrett kamen durch Sopranistin Elena Fink hinzu, doch sie machte nicht nur im bunten Putzgewand eine gute Figur, sondern wucherte als Adele später auch reichlich mit den attraktiven Pfunden, die ihr in Form hübscher Beine und glänzender Stimme gegeben sind. Ihre Koloratur in "Mein Herr Marquis" bestach. Ohne Zweifel ist sie neben ihrem Rang als erstklassige Sängerin zur Zeit das schillernde Glamour-Girl der Wuppertaler Oper, was Regisseur Niels-Peter Rudolph in seiner Inszenierung der Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauß Sohn weidlich nutzte.
Kay Stiefermann (Gabriel von Eisenstein) Doch mehr als dieses Glück und das der weiteren Besetzung mit der überragenden, strahlenden Katerina Sokolova-Rauer als Rosalinde, den vorzüglichen Baritonen Kay Stiefermann als Eisenstein und Thomas Laske als Notar und die burlesk komischen Edgardo Zayas (Alfred) und Rainer Zaun (Gefängnisdirektor) hatte er nicht. Bunt ist die Inszenierung gewiss. Um nicht zu sagen schrill. Manchmal ist schräg ja schön, und verheißungsvoll, mit Requisiten "am laufenden Band" und originell über Standmikrophone geführten Dialogen fing es an. Nur leider konnte der zweite Teil nicht halten, was der erste mit Pep und frechem Schwung vorgegeben hatte. Katharina Greiß-Müßgens (Ida) und Elena Fink (Adele).
Die Inszenierung verflachte trotz aufsteigender Szene zusehends, wurde gar langweilig und lief sich schließlich in der schlechtesten "Frosch"-Szene aller Zeiten gänzlich tot. Ulrich Kuhlmann als Frosch war eine Katastrophe, den ihm von Niels-Peter Rudolph aufgezwungenen peinlich platten pseudo-kabarettistischen Text müsste der Regisseur zur Strafe hundertmal abschreiben, damit er unter dem Blödsinn ebenso leidet wie das angeödete Publikum.
Aber weil es neben Rauschgoldengel Fink, Diva Sokolova-Rauer und dem vom Publikum auf Händen getragenen unerhört sympathischen Toshiyuki Kamioka auch noch andere Highlights wie die "BBC" Brake Dance Crew - der Knüller des Abends - und die Choreographie von Johann Kresnik gab, trafen die Pfiffe und Buhs für die Regie zwar den Richtigen, wurden jedoch nicht zum Grab für die schier unzerstörbare "Fledermaus". Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Kostüme
Bühne
Choreographie
Chor
SolistenGabriel von EisensteinKay Stiefermann
Rosalinde
Frank, Gefängnisdirektor
Prinz Orlofsky
Alfred
Dr. Falke, Notar
Dr. Blind
Adele
Ida
Frosch
Iwan
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- Fine -