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Ernani

Dramma lirico in vier Teilen von Giuseppe Verdi
Libretto von Francesco Maria Piave


in italienischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2h 30' (eine Pause)

Eine Produktion der Deutschen Oper Berlin
Oper konzertant in der Berliner Philharmonie

Premiere: 24. Juni 2006


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Deutsche Oper Berlin
(Homepage)
Konzertante Oper als Notbehelf

Von Annika Senger / Fotos von Bernd Uhlig

Im Zuge der Renovierungsarbeiten in der Deutschen Oper Berlin ist Giuseppe Verdis tragische Oper „Ernani“ in die Philharmonie verlegt worden. Dass dies nur ein Notbehelf ist, zeigt sich schon vor der Aufführung: Den zentralen Platz auf der Bühne nimmt das Orchester der Deutschen Oper ein. Auf einer dahinter liegenden Erhöhung sind die Solisten platziert und im Hintergrund der Chor. Ein Bühnenbild existiert nicht, denn für musikalisches Schauspiel ist die Philharmonie nicht konzipiert. So muss das Drama als Konzert gestaltet werden: mit Solisten, die mitsamt ihrer Noten hinter Pults stehen und sich dabei kaum vom Fleck rühren. Auch auf deutsche Übertitel hat man verzichtet, so dass man als Zuschauer hin und wieder die Augen schließen kann, um sich ganz auf die Musik zu konzentrieren.

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Wegen des Achtelfinal-Siegs der deutschen Mannschaft bei der Fußball-WM und dem damit verbundenen Verkehrs-Chaos in der Westberliner Innenstadt beginnt die Premiere von „Ernani“ etwa 15 Minuten später, was einige ungeduldige Zuschauer zu Buh-Rufen und verärgerten Einschüben wie „Geht das noch langsamer?“ oder „Nicht einschlafen!“ provoziert. Ermüdung stellt sich aber spätestens noch der Pause ein: Ohne Schauspiel wirkt die Aufführung langatmig und unverständlich. Dabei handelt es sich doch, wie so oft im italienischen Fach, um eine Liebestragödie: Elvira, Nichte und Verlobte des spanischen Adeligen Don Ruy Gomez de Silva, liebt den Ausgestoßenen, als Rebell und Bandit verfemten Ernani. Dieser beschließt, sie aus dem Schloss ihres Onkels zu entführen. Während Elvira sehnsüchtig auf die Hilfe ihres Geliebten wartet, dringt Don Carlo in ihr Gemach ein und macht ihr ebenfalls Avancen, seine Frau zu werden. Elvira erteilt Don Carlo eine Absage, was den Herrscher rasend macht vor Eifersucht... All diese unglücklichen, vor Leidenschaft sprudelnden Verwicklungen, die auf ein tragisches Ende hinauslaufen, dringen nicht ins Publikum durch – es sei denn, man liest nebenher das Libretto. Doch auch das ist lediglich eine Notlösung.

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Zu Beginn ist das Orchester eine Spur zu dominant und übertönt einige Auftritte des Chors. Glücklicherweise gelingt es, die Lautstärke beider Gruppen nach und nach aufeinander abzustimmen. Die Protagonisten, vor allem die männlichen, sind hochkarätig besetzt. Ihre musikalische Sprache ist die der mehrteiligen Arien mit Ariosi und Cabaletten. In Duetten werden sie häufig zusammengeführt. Der dramatische Tenor Salvatore Licitra singt die Titelrolle des Ernani mit technischer Vollkommenheit und ergreifender Leidenschaft, die den Saal bis in den hintersten Winkel ausfüllt. Obgleich man die Handlung nicht ausreichend verfolgen kann, spürt man deutlich, wann Ernani leidet, verzweifelt oder vor Liebe entbrennt. Sylvie Valayre kostet es reichlich Mühe, sich in den Duetten stimmlich gegen Licitra zu behaupten. Ganz am Anfang präsentiert sie noch schwebende Höhen. Da es ihrer dumpf gefärbten Sopranstimme jedoch an Schlankheit mangelt, verkrampft sie mehr und mehr: Manchmal muss sie sich bei Höhen ruckartig am Pult festhalten, und in den tiefen Lagen verfällt sie jedes Mal von der Kopf- in die Bruststimme. Ein weiterer Schwachpunkt sind ihr zittriges Vibrato und ein etwas kehliger Stimmsitz, der ihr oft mehr Luft als Ton entlockt.

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Der Bariton Lado Ataneli hat ab dem zweiten Akt mit einer gesundheitlichen Indisposition zu kämpfen, aber das tut der Qualität seiner Interpretation des Don Carlo kaum einen Abbruch: Kraftvoll, mit einem kernig entschlossenen Ausdruck, der dem Charakter eines Herrschers voll entspricht, singt er trotz Halsproblemen weiter bis zum Schluss. Auch der Bass Giacomo Prestia (Don Ruy Gomez da Silva) meistert seine Rolle souverän und passioniert.


FAZIT

Man könnte sich genauso gut zu Hause eine CD-Aufnahme der Oper anhören und dazu das Libretto lesen. Konzert-Flair erlebt man allerdings in der Berliner Philharmonie.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Renato Palumbo

Choreinstudierung:
Ulrich Paetzholdt



Chor und Orchester
der Deutschen Oper Berlin


Solisten

Ernani
(Don Giovanni di Aragona)
: Salvatore Licitra

Don Carlo
Lado Ataneli

Don Ruy
Gomez de Silva

Elvira
Sylvie Valayre

Giovanna
Cheri Rose Katz

Don Riccardo
Yosep Kang

Jago
Hyung-Wook Lee






Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Deutschen Oper Berlin
(Homepage)



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