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Musiktheater
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Rigoletto

Oper in drei Akten von Francesco Maria Piave
Deutsche Übersetzung von Bettina Bartz und Werner Hintze
Musik von Giuseppe Verdi


in deutscher Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2h 30' (eine Pause)

Premiere an der Komischen Oper Berlin am 18. Februar 2001
(rezensierte Aufführung: 9. Mai 2006)


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Komische Oper Berlin
(Homepage)
Zwischen High Society Party und Kölner Karneval

Von Annika Senger / Fotos von Monika Rittershaus

Schon lange vor dem ersten Ton der getragenen Ouvertüre lässt sich erahnen: Das Publikum sollte sich auf eine moderne Inszenierung von Giuseppe Verdis Rigoletto einstellen. Links von der völlig schwarzen Bühne, an deren Seiten sich ein dunkles Gemäuer erhebt, sitzt ein Herr im Anzug – sein Blick in eine Zeitung vertieft. (Später entpuppt er sich als Profikiller Sparafucile.)

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Wenn sich die in Moll-Harmonien gehaltene, von Blechbläsern dominierte Ouvertüre in einem explosiven Orchesterwirbel auflöst, wird die schwarze Rückwand in die Höhe gezogen. Was man dahinter zu Gesicht bekommt, hat durchaus einen knalligen Überraschungseffekt: Ein ausschweifendes Fest auf einem Luxusliner mit lässigen Kerlen im Yuppie-Look, Matrosen und mondänen Damen in weiten goldenen und silbernen Ballkleidern. Andere tragen Karnevalsmützen und werfen Konfetti in die Luft. Die erste Frage, die man sich als Zuschauer stellt, lautet: Wo bin ich? Auf dem Kölner Karneval oder auf einer Party von Exzentrikern der so genannten High Society? Dann posiert auch noch der Herzog von Mantua im Robbie Williams-Look wie ein Popstar und schmettert seinen jugendlich dramatischen Tenor in ein (nicht angeschaltetes) Mikro. In dem Moment erreicht die absurde Verfremdung ihren ersten Höhepunkt. Kein Wunder, dass nach diesem Auftritt Paparazzi an Deck des Schiffes stürmen und Herzog „Robbie“ mit einem Gewitter aus blitzenden Kameras ablichten. Hofnarr Rigoletto macht sich beim Grafen Ceprano unbeliebt, indem er ihn mit einer Wasserpistole nass spritzt. Sehr witzig! Zumindest aber gelingt es Martin Schüler mit so vielen komischen Einfällen, die Verständlichkeit der eigentlich tragischen Handlung spärlich zu erhöhen.

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Die Engel-Statuen in Rigolettos häuslichem Bereich erinnern dagegen an eine traditionelle Inszenierung: Ein Garten in einer kulturhistorisch bedeutsamen italienischen Stadt. Der bühnenbildnerische Kontrast verwundert nicht; schließlich möchte der pathologisch besitzergreifende Vater seine Tochter Gilda vor aller Welt – vor allem vom Herzog - abschotten. Der Bariton Bruno Balmelli in der Titelrolle spielt den verzweifelten Hofnarren, dessen einziger Lebensinhalt seine Tochter ist, mit viel Pathos und Überzeugungskraft. Leider übertönt er häufig den strahlenden lyrischen Sopran von Valentina Farcas' Gilda, der sich als Highlight der Aufführung bezeichnen lässt. Als „Robbie“ in Turnschuhen und Jeans das Anwesen betritt, bringen Farcas und van der Plas den Saal vor Emotionen zum Überkochen. Ansonsten erscheint der Herzog meist aufgesetzt theatralisch, zwar technisch ausgereift (trotz seiner Probleme mit der deutschen Aussprache), aber selten verschmolzen mit seiner Rolle. Beispielsweise korreliert seine Körpersprache nur selten mit den dargestellten Gefühlen.

Im 2. Akt spielt Schüler mit Stereotypen: Die Höflinge an Deck des herzoglichen Schiffes tragen helle Anzüge und schwarze Sonnebrillen – der Typ Mafioso, der schon in so manchem Film ausgekostet worden ist. Nicht gerade ein origineller Einfall, aber in einer tragischen italienischen Oper wie Rigoletto erwartet man ihn wohl kaum. Sich in Liegestühlen räkelnd, berichten seine Leute dem Herzog stolz von Gildas Entführung. Diese Szene erntet so manchen Lacher von Seiten des Publikums, doch der Witz enthält gleichzeitig eine große Tragik: Immerhin sind der Herzog und Rigoletto wegen Gildas Verschwinden am Boden zerstört, während die Höflinge la dolce vita genießen.

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Sparafuciles Kneipe im 3. Akt ist im 50er Jahre-Stil gestaltet. Der Orchester-Einsatz zur berühmten Arie des Herzogs „La donne è mobile" ertönt wie aus der dort aufgestellten Juke-Box. Es stellt sich als recht unvorteilhaft heraus, die Solisten wie den Herzog, Sparafucile und die Prostituierte Maddalena hinter den Glasfenstern der Kneipe singen zu lassen, da die Akustik immens leidet. Lediglich die Mezzosopranistin Christiane Oertel in der Rolle der Maddalena kann sich mit kräftiger Stimme und einer gestochen klaren Aussprache gegen die Scheiben behaupten. An dieser Stelle ist noch anzumerken, dass die Lautstärke von Sängern und Orchester während der gesamten Aufführung nur dürftig aufeinander abgestimmt ist. Die Singstimmen kommen kaum gegen die schweren Blechbläser und Pauken an, wobei die Solisten diese Aufgabe immer noch erfolgreicher meistern als der Chor.


FAZIT
Wenn eine Verdi-Oper denn unbedingt komisch aufgepeppt sein muss, dann bitte mit noch absurderer Komik.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Kimbo Ishii-Eto

Inszenierung
Martin Schüler

Bühne und Kostüme
Gundula Martin

Choreinstudierung
Peter Wodner



Orchester der
Komischen Oper Berlin:


Solisten

Herzog von Mantua
Harrie van der Plas

Rigoletto, Hofnarr
Bruno Balmelli

Gilda, seine Tochter
Valentina Farcas

Sparafucile
Luciano Batinic

Maddalena, seine Schwester
Christiane Oertel

Giovanna
Barbara Sternberger

Graf von Monterone
Peter Lobert

Marullo
Christian Tschelebiew

Borsa
Christoph Späth

Graf von Ceprano
Tobias Hagge

Gräfin von Ceprano
Kerstin Bulla-Rohde

Ein Gerichtsdiener
Henrik Pitt

Page der Gräfin
Judith Utke






Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Komischen Oper Berlin
(Homepage)



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