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Manon

Opéra comique in fünf Akten
Text von Henri Meilhac und Philippe E. F. Gille
Musik von Jules Massenet

In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln


Aufführungsdauer: ca. 3h (eine Pause)


Premiere im Theater Hagen am 25. März 2006
(rezensierte Aufführung: 6. April 2006)

Logo: Theater Hagen

Theater Hagen
(Homepage)
Die Geschichte einer starken Frau

Von Stefan Schmöe / Fotos von Stefan Kühle

Die Figur der Manon Lescaut, basierend auf einem 1728 entstandenen Roman des Abbé Prévost (1697 – 1763), hat verschiedene bedeutende Komponisten zu Opern inspiriert. Prominente Beispiele sind neben Massenets Manon (urauifgeführt 1884) vor allem Giacomo Puccini (Manon Lescaut, 1893) und Hans Werner Henze (Boulevard Solitude, 1952). Gegenüber Puccinis konzentrierterer, dabei aber auch stärker vereinfachender Vertonung räumt Massenet Vertonung der psychologischen Entwicklung der Titelfigur vom naiven, nach Amüsement begehrenden Mädchen zur Edelprostituierten der Pariser Salons und dem Tod auf dem Weg in die Deportation mehr Raum ein. Während Puccini das Geschehen in exemplarische Szenen zusammenfasst, ist Massenets Erzählweise ausschweifender und hebt stärker die epische Breite hervor. Das setzt sich bis in die Musik fort, die neben die „großen“ Szenen effektvoll kolorierte Genrezeichnungen setzt. In gewisser Hinsicht nimmt diese Manon in ihrer Bildhaftigkeit Elemente des Films vorweg.

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Erotisches Idyll: Manon (Johanna Krumin) und Des Grieux (Dominik Wortig)

Dieser Ansatz scheint auf den ersten Blick auch die Hagener Neuinszenierung zu prägen: Wie Zwischentitel bei Stummfilmen werden zwischen den Bildern die Aktbezeichnungen eingeblendet. Diese plausible Idee versandet jedoch schnell; in der insgesamt recht uninspirierten Regie von Wolfgang Quetes hätte ein solcher Ansatz viel deutlicher herausgearbeitet werden müssen. Statt dessen stehen die Akteure in hübschen und aufwendigen historischen Kostümen ziemlich unmotiviert zwischen stahlgrau lackierten, aber trotzdem recht klapprig wirkenden Bühnenbildelementen herum (Ausstattung: Manfred Kaderk) und agieren mit traditioneller, weitgehend unambitionierter Operngestik. Zwischen Abstraktion und filmisch genauer Nacherzählung kann sich das Regiekonzept nicht entscheiden und bleibt, von ein paar hübschen Momenten abgesehen, belanglos. Um die psychologischen Wendungen glaubhaft zu machen hätte es da schon einer zupackenderen Herangehensweise bedurft.

Vergrößerung in neuem Fenster Kostspieliges Leben - Lescaut (hier: Frank Dolphin Wong) erkauft die Gunst schöner Damen

Immerhin lenkt die Regie nicht von den Sängern ab, und die machen die Aufführung hörenswert. Beeindruckend ist vor allem Johanna Krumin, seit Saisonbeginn im Ensemble, die mit leuchtender und tragfähiger, für die junge Manon der ersten Aktes fast schon zu großer Stimme die Titelrolle singt – eine wahrhaft luxuriöse Besetzung. Dominik Wortig als Chevalier Des Grieux glänzt mit schönem lyrischen, dabei standfestem und höhensicherem Tenor; seine beachtliche Entwicklung spricht für die Hagener Ensemblekultur, in der sich junge Stimmen ganz offensichtlich bestens entwickeln können. Mit dem jugendlich- schlagkräftigen, präsenten Peter Schöne ist auch Manons Vetter Lescaut ausgezeichnet besetzt; und Boris Leisenheimer gibt dem Guillot de Morfortaine imposante und klanglich voluminöse Gestalt. Ausgezeichnet harmoniert das Terzett Stefania Dovhan (Pousette), Tanja Schun (Javotte) und Marylin Bennett (Rosette) als kokette Damenriege der Pariser Halbwelt; Dennis Combe-Castel rundet als eleganter de Brétigny das durchweg überzeugende Ensemble ab. Gut präpariert (Einstudierung: Uwe Münch), aufmerksam und klangschön präsentiert sich auch der Chor. Mit dieser „runden“ Sängerbesetzung braucht sich das kleine Hagener Theater auch vor großen Bühnen nicht zu verstecken.

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Tragisches Ende: Manon und Des Grieux

Mehr französischen Esprit hätte man sich vom Philharmonischen Orchester Hagen gewünscht, dass unter der Leitung von Chefdirigent Antony Hermus recht rustikal die „knalligen“ Seiten der Partitur hervorhebt – die harte Akustik des Hauses verstärkt dies noch. Die lyrischen und introvertierten Passagen dagegen sind insbesondere in den Streichern oft sehr ungenau und klanglich zu wenig durchgearbeitet. Erst gegen Ende der hier besprochenen (dritten) Aufführung stellt sich in etwa ein Klangbild ein, das dem Raffinement Massenets gerecht wird.


FAZIT

Ein Abend der Sänger, die sich, angeführt von der ausgezeichneten Johanna Krumin, durchweg hören lassen können. Die Inszenierung stört nicht.



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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Antony Hermus

Regie
Wolfgang Quetes

Ausstattung
Manfred Kaderk

Choreographie
Johann Jordaan

Choreinstudierung
Uwe Münch

Dramaturgie
Barbara Hüchting

Opernchor und Statisterie
des Theater Hagen

Philharmonisches Orchester Hagen


Solisten

* Besetzung der rezensierten Aufführung

Manon
Johanna Krumin

Chevalier Des Grieux
Dominik Wortig

Pousette
Stefania Dovhan

Javotte
Tanja Schun

Rosette
Marilyn Bennett

Comte des Grieux
Andrey Valiguras

Lescaut
* Peter Schöne /
Frank Dolphin Wong

Guillot de Morfontaine
Boris Leisenheimer

de Brétigny
* Denis Combe-Castel /
Frank Dolphin Wong

Dienerin
Verena Michael

Wirt
Horst Fiehl

Gardisten
Libor Maly /
Johan de Bruin,
Brernd Stahlschmidt-Drescher /
Krzysztof Jakubowski

Pförtner
Götz Vogelgesang

Sergeant
Wolfgang Niggel


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater Hagen (Homepage)




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