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Musiktheater
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Die Entführung aus dem Serail

Deutsches Singspiel von Christoph Friedrich Betzner
bearbeitet von Johann Gottlieb Stephanie d.J.
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Koproduktion der Wiener Staatsoper mit dem Burgtheater Wien



In deutscher Sprache

Aufführungsdauer: ca. 3h (eine Pause)

Premiere der Wiener Staatsoper im Burgtheater Wien am 1. Mai 2006
(rezensierte Aufführung: 24. Mai 2006)


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Staatsoper Wien
(Homepage)
Ein Abend der Irrtümer

Von Rainhard Wiesinger

Die Wiener Staatsoper spielte nun also Mozarts Entführung im Burgtheater und rechtfertigt dies damit, dass das Werk 1782 an diesem Haus uraufgeführt wurde. Es entspricht natürlich den musikgeschichtlichen Tatsachen, dass Kaiser Joseph II. die Entführung am Burgtheater herausbringen ließ, um als Konkurrenz zur italienischen Oper auch deutsche Werke zu etablieren. Allerdings ist es ein Irrtum zu glauben, das heutige Burgtheater wäre identisch mit dem Haus der Uraufführung, das sich am Michaelerplatz befand. Das neue Burgtheater steht an der Ringstraße und wurde als reines Sprechtheater erbaut, was sich auch akustisch erwartungsgemäß bemerkbar macht. Und das nicht im positiven Sinn.

In die Irre geführt wurden all jene Besucher, die glaubten, tatsächlich Mozarts Singspiel zu sehen. Eine riesige Aluleiter im Zentrum der Bühne, darüber ein Transparent mit der Aufschrift „Türkei“, links ein eingepackter Flügel, dazu jede Menge Stühle. Diese sind auch nötig, da von Beginn an alle Akteure auf der Bühne herumlungern, als langweile man sich auf einer Probebühne. So läuft der Abend weitgehend konzertant an, nach und nach wird deutlich was vermittelt werden soll: Die Türkei will Mitglied in der EU werden, stößt dabei aber auf den Widerstand der von Vorurteilen strotzenden Europäer, die sich allerdings selbst als Machos disqualifizieren. Was dies alles mit dem Libretto zu tun hat? Nichts, doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg und so wird dieses mittels bearbeiteten Dialogen gefügig gemacht.

Die Sängerbesetzung konnte mit der Regie durchaus Schritt halten: Daniel Kirchs Belmonte hatte den ganzen Abend außer engen und gequälten Phrasen nichts anzubieten. Ähnliches gilt für Julia Rempes soubrettenhaftes Blondchen. Franz Hawlata gelang es, sein raues, intonationsgefährdetes Organ passagenweise durchaus auf Linie führen, für den Osmin fehlt ihm allerdings das tiefe Register. Unauffällig blieb Cosim Ifrim als Pedrillio. Einzig Diana Damraus Konstanze bewies Staatsoperniveau: Mit sicherem technischen Fundament gelingt es ihre mühelos, die Koloraturen in den Dienst des Ausdrucks zu stellen, ohne dabei in Manierismen abzugleiten. Der zweite Pluspunkt der Produktion betraf Philipp Jordans Dirigat, das ganz bewusst auf Originalklanganklänge verzichtet und die rhythmische Akzentuierung in den Vordergrund rückt.


FAZIT

Ein Beitrag zum Mozartjahr, der besser nicht stattgefunden hätte...


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Philippe Jordan

Inszenierung
Karin Beier

Bühnenbild
Jens Kilian


Chor und Orchester der
Wiener Staatsoper


Solisten

Bassa Selim
Nicholas Ofczarek

Konstanze
Diana Damrau

Blondchen
Julia Rempe

Belmonte
Daniel Kirch

Pedrillo
Cosim Ifrim

Osmin
Franz Hawlata






Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Wiener Staatsoper
(Homepage)



Da capo al Fine

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