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Der Tenor am Dirigentenpult
Von Rainhard Wiesinger Diesmal war es nicht Placido Domingo, sondern sein Kollege José Cura, der sich am Pult des Staatsopernorchesters als Dirigent versuchte. Cura, bei seinen selbst dirigierten Arienabenden eher posenhaft eitler Geck als seriöser Maestro, schien diesmal von einer gehörigen Portion Selbstvertrauen verlassen worden zu sein und versuchte beinahe schüchtern mit solider Schlagtechnik und zurückhaltender Gestik die Musiker von sich zu überzeugen. So recht gelingen wollte dies jedoch nicht, kaum einmal erfuhren die dynamischen und gestalterischen Akzente auch ihre praktische Umsetzung. Das Ergebnis war ein monotoner Klangteppich, der durch die verschleppten Tempi noch zusätzliche Langeweile verbreitete. Butterfly (Cristina Gallardo-Domas) und Pinkerton (Carlo Ventre)
Auch der dem Tenor Cura wenig gewogene Teil des Publikums hätte sich wohl ihn anstelle von Carlo Ventre als Pinkerton gewünscht. Mit heiserer Mittellage, schwankender Intonation sowie forciert gepresster Höhe boten seine kurzatmigen Phrasen alle Ingredienzien tenoralen Scheiterns. Subtile Phrasen sind auch nicht die Sache Boaz Daniels, der als Sharpless auch darstellerisch jegliche Möglichkeit zur Differenzierung überging und seine Autorität über Lautstärke ausdrückte. Über euphorischen Jubel konnte sich Christina Gallardo-Domas in der Titelrolle freuen. Darstellerisch agierte sie überaus berührerend, rein stimmlich blieb sie trotz ihrer sensiblen Phrasierung von einer Idealbesetzung meilenweit entfernt. Die tremolierende und in der Höhe ausgedünnte Stimme fand erst im Finale zu einer einigermaßen rollendeckenden Form. Da die Künstlerin die zweite und dritte Reprise absagte und von Michele Crider ersetzt wurde, liegt die Vermutung nach einer Indisposition nahe. Bleibt noch Nadia Krasteva zu erwähnen, die als Suzuki weitgehend unauffällig blieb. Josef Gielens beinahe ein halbes Jahrhundert (!) alte Inszenierung wirkt heute wie ein Ausflug in ein Operndisneyland, in dem man die Werk so erlebt, wie sie nach der Lektüre des Librettos erwartet. Würden in diesem Ambiente auch erstklassige Singschauspieler agieren, könnten solche Abende ungeachtet der antiquierten Ästhetik durchaus reizvoll sein...
Eine zu Höchstpreisen (!) angesetzte Wiederaufnahme, die keinen Moment vermuten ließ, dass sie in einem der wichtigsten Opernhäuser der Welt stattgefunden hat Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühnebild und Kostüme
Choreinstudierung
Solisten* Rollendebut an der Wiener Staatsoper
Cio-cio-san
Suzuki
Kate Pinkerton
B. F. Pinkerton
Sharpless
Goro
Paris
Yamadori
Onkel Bonzo
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