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Von der Krise des Verdigesangs
Von Rainhard Wiesinger Gian Franco de Bosios mittlerweile 20 Jahre alte Produktion transferiert den Zuschauer in eine Epoche, in der Regieführen noch mit szenischen Arrangements vor gemalten Kulissen gleichzusetzen war. Nicht dass Emanuele Luzzatis wuchtigen Gemälde keinen ästhetischen Wert hätten, doch reduzieren sie Eugène Scribes Drama auf ein antiquiertes Bilderbuch, das in keiner Weise mit Verdis vielschichtiger Musik in Einklang zu bringen ist. All diese Einwände konnte man in der Premierenserie angesichts der Jahrhundertsänger Luciano Pavarotti und Piero Cappuccilli noch zur Seite schieben. Heute, wo man vergeblich auf Spitzenleistungen im Verdi-Fach wartet, ist die szenische Eindimensionalität eine umso größere Hypothek. Zu beleben verstand sie diesmal einzig Giuseppe Sabbatini als nicht nur optisch präsenter Gustavo. Ihm gebührt für die Interpretation dieser Rolle, die seiner ganz aus dem lyrischen Fach kommenden Stimme alles abverlangt, größter Respekt. Dank seiner sängerischen Intelligenz lässt er sich nicht verleiten, seinen mittlerweile dunkler und größer gewordenen Tenor gewaltsam zu dramatisieren, und konzentrierte sich auf eine differenzierte Phrasierung. Der nasale und schmelzlose Klang seines Organs wird allerdings immer Geschmackssache bleiben, weshalb der Künstler auch in dieser Partie mehr Bewunderung als Begeisterung erweckte. An seiner Seite ließ die veristisch auftrumpfende Norma Fantini immer wieder befürchten, dass sie ihren zahlreichen dramatischen Partien bereits Tribut zu zollen hat: Der durchaus ansprechenden Mittellage folgt eine schrille, häufig unkontrolliert wirkende Höhe. Die Frage, ob er mit historischen Vorbildern konkurrieren kann, stellte sich bei Georg Tichys Conte di Ankarström erst gar nicht. Mit zunehmend substanzloserer Stimme bemühte er sich den ganzen Abend um einen möglichst gediegenen Belcantostil. Doch blieben seine Legatobögen ebenso wie die auf Effekt bedachten Acuti nichts weiter als ein hölzerner Demonstrationsversuch, dass auch ein deutschsprachiger Sänger Verdi korrekt zu singen versteht. Sieht man von Eijiro Kai (Silvano) ab, ließ auch die Restbesetzung das Niveau des hauseigenen Ensembles in keinem günstigen Licht erscheinen: Nadia Krastevas höhensicherer Mezzo ringt mit der tiefen Tessitura der Ulrica, Bori Keszei bleibt als Oscar zu dünnstimmig, und das Verschwörerpaar Johannes Wiedecke (Warting) / Alexandru Moisiuc (Horn) verlässt sich lediglich auf die Kraft ihrer ungeschliffenen Bassstimmen. Positive Akzente blieben diesmal auch im Orchestergraben aus: Miguel Gomez- Martinez beschränkte auf ein mit der Bühne einigermaßen synchrones Abspulen der Partitur. Ruckartige Tempi- und Dynamikwechsel sorgten dabei eher für Verunsicherung als für Spannung.
Eine für eine Wiederaufnahme zu dürftig besetzte Aufführungsserie, die nur wegen des Tenors von Interesse war. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühnenbild
Kostüme
Choreinstudierung
Solisten
Gustaf III.
René Ankarström
Amelia
Ulrica
Oscar
Christian
Horn
Warting
Ein Richter
Ein Diener Amelias
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