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Die Schuldigkeit des ersten Gebots

Geistliches Singspiel von Ignaz Anton Weiser
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart

in deutscher Sprache

Premiere im Theater an der Wien am 12. April 2006


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Theater an der Wien
(Homepage)
Weltgeist mit Lebkuchenherz

Von Rainhard Wiesinger / Fotos von Armin Bardel

Einen unwidersprochenen Publikumserfolg erlebte die Premiere von Mozarts Oratorium Die Schuldigkeit des ersten Gebots. Das Werk entstand 1767 im Auftrag des Salzburger Erzbischofs Sigismund von Schrattenbach, der sich so von den Fähigkeiten des Wunderkindes überzeugen wollte. Der kirchliche Auftraggeber erhielt eine Partitur mit sieben Arien und einem Terzett, deren Instrumentation bereits den späteren Mozart erkennen lässt. Der 11-jährige Mozart vertonte allerdings nur das erste Drittel von Ignaz Anton Weisers Libretto, Teil zwei und drei komponierten Michael Haydn beziehungsweise Anton Adlgasser. Deren Partituren gelten allerdings als verschollen.

Die Handlung, eine Parabel, spielt in einem Garten sowie in einem kleinen Wald. Die Mächte der Welt und die der Ewigkeit, Welt- und Christgeist, bemühen sich um die Seele des Menschen. Der Christgeist schildert mit Nachdruck die Schrecken des Todes und der ewigen Verdammnis, um den Menschen, der bisher dem Weltgeist in die Freuden des Lebens folgte, zur Buße und Aufgabe seines bisherigen Lebens zu bewegen. Die Barmherzigkeit und die Gerechtigkeit überlassen schließlich dem Menschen die freie Entscheidung, wie er leben möchte. Dieser zieht, vom Weltgeist geleitet, in eine „freie“ Welt, um dort (im zweiten Teil) zu scheitern und reumütig (im dritten Teil) zurückzukehren.

Vergrößerung

Szenisch schwere Geburt: Christoph Genz (Christ) und Michael Schade (Christgeist)

Wie lässt sich nun eine so theoretische Thematik auf die Bühne bringen? Philipp Harnoncourt wählte den Weg des plakativen Pointentheaters und erfand zu jeder Arie eine höchst amüsante Collage: So warnt der Christgeist in Gestalt eines kleinkarierten, bigotten Ordensbruders, die Gerechtigkeit versteckt sich hinter der Maske eines heuchlerischen Kardinals und der Weltgeist flitzt als lebenslustiger Hippie, Lebkuchenherz inklusive, über die Bühne. Den Preis den Harnoncourt für die 90minütige Show bezahlt ist hoch: Man lacht über die Gags und vergisst die eigentliche Essenz des Stücks.

Musiziert wurde auf höchstem Niveau - dafür garantierte schon Nikolaus Harnoncourt am Pult des Concentus musicus, der sich der Musik mit einer Ernsthaftigkeit widmete, als hätte man es mit einem Hauptwerk des reifen Mozarts zu tun. Für stimmliche Glanzpunkte sorgten allen voran Michael Schade (Christgeist) und Patricia Petibon als koloraturengewandter und springlebendiger Weltgeist. Dem solide singenden Christen Christoph Genz konnte es in seiner Gelehrtenstube so nicht leicht fallen, für welche der beiden Sphären er sich entscheiden sollte. Als adäquate Rollenvertreter erwiesen sich Juliane Banse (Barmherzigkeit) und Elisabeth von Magnus (Gerechtigkeit).


FAZIT

Unnötig aufgepeppige, aber musikalisch hochrangige Produktion von Mozarts erstem Bühnenwerk.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Nikolaus Harnoncourt

Inszenierung
Philipp Harnoncourt

Bühne und Kostüme
Renate Martin
Andreas Donhauser

Licht
Kurt Schöny



Concentus Musicus Wien
Altposaune: Othmar Gaiswinkler


Solisten

Christ
Christoph Genz

Christgeist
Michael Schade

Weltgeist
Patricia Petibon

Barmherzigkeit
Juliane Banse

Gerechtigkeit
Elisabeth von Magnus






Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Theater an der Wien
(Homepage)



Da capo al Fine

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