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Tote Hose im Admiralspalast
Von Annika Senger Das Promi-Aufgebot in Klaus Maria Brandauers Inszenierung von Bertolt Brechts Dreigroschenoper verspricht mehr, als es hält. Ja, eigentlich ist es der einzige Grund, weshalb es sich lohnt, bis zum 1. Oktober eine der Aufführungen im Berliner Admiralspalast zu besuchen. Man sollte nur keine all zu innovativen Ideen erwarten. Die Inszenierung ist zwar solide gemacht, allerdings kommt der gesellschaftskritische Aspekt deutlich zu kurz. Nicht nur das: Das Stück plätschert brav dahin wie eine konventionelle Revue, der jeglicher Biss fehlt. So können zweieinhalb Stunden ohne Pause auch nur recht schleppend vergehen. Macheath (Campino, r.) und Tiger Brown (Michael Kind)
Tote Hosen-Sänger Campino in der Rolle des Mackie Messer liefert im Anzug und mit zurückgekämmtem Seitenscheitel ein ungewohntes Bild ab. Sein Theaterdebüt wirkt jedoch schauspielerisch laienhaft und undynamisch: Von Anfang bis Ende mimt er einen aufgesetzt coolen, sympathischen Gangsterboss ein Haifisch ohne Zähne, der besonders bei den Gesangseinlagen ins Straucheln gerät. An der Artikulation hätte er im Vorfeld stärker arbeiten müssen, denn meist ist er kaum zu verstehen. Dass Campino von Berufswegen Punksänger ist (was in der Regel eher Brüllen als Singen erfordert), lässt er zudem immer wieder durchblicken: Häufig klingt er wie ein johlender Fußballfan; Kurt Weills leisere Töne presst er dagegen nur dünn heraus. Peachum (Gottfried John)
So hat er es schwer, sich gegen bekannte Schauspielgrößen wie Katrin Sass und Gottfried John zu behaupten. Als Mrs. Peachum stellt Sass gekonnt ihr komödiantisches Talent unter Beweis. Das erkennt auch das Publikum, das ihr wiederholt frenetischen Beifall zollt. Birgit Minichmayr als Polly ist ein weiteres Glanzlicht der eher ermüdenden Inszenierung: Ihr temperamentvolles Spiel verhindert bis zu einem gewissen Grade, dass man als Zuschauer mit den Gedanken völlig abdriftet. Außerdem passt ihre tiefe, rauchige Stimme hervorragend zu Kurt Weills Musik. Die Moritat von Mackie Messer, der Gassenhauer des Stückes, geht leider völlig unter: Beiläufig tritt ein Bettler vor den Vorhang und säuselt quäkend: Ja, der Haifisch, der hat Zähne Der eigentliche Schlager wird also zu einer Belanglosigkeit degradiert schade, denn irgendwo hat man vielleicht doch noch gehofft, einen Haifisch unter all den Goldfischen schwimmen zu sehen
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Produktionsteam
Inszenierung
Musikalische Leitung
Bühne
Kostüme
Licht
SolistenMacheathCampino
Peachum
Frau Peachum
Polly
Jenny
Tiger Brown
Lucy
Sprecher
Trauerweidenwalter
Hakenfingerjakob
Münzmatthias
Sägerobert
Ede
Jimmy
Filch
Smith
Betty
Dolly
Molly
Vixer
Alte Hure
Bettler
Constabler
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