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Musiktheater
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Der Barbier von Sevilla

Komische Oper von Gioachino Rossini


In italienischer Sprache mit deutschen Untertiteln

Aufführungsdauer: ca. 3 1/2 Stunden (1 Pause)

Satellitenübertragung in High-Definition
live aus der Metropolitan Opera New York

in das Filmtheater Schauburg Karlsruhe

Samstag, 24. März 2007

Filmtheater Schauburg

(Homepage)

Demnächst auch in Ihrem Theater ?

Von Christoph Wurzel


Wenn man in München oder Stuttgart wohnt, in Köln oder Nürnberg oder auch in Karlsruhe, dann lag eines der berühmtesten Opernhäuser der Welt kürzlich sozusagen gerade um die Ecke. Am Samstag, 24. März gab es an zahlreichen Orten weltweit die erste Satellitenübertragung live aus der Metropolitan Opera in New York in ein "Lichtspieltheater". Das attraktive Programm: Rossinis "Barbier von Sevilla" - Figaro dort , Figaro da, überall Figaro... Und fünf Kinos in Deutschland waren mit dabei.

Legendär sind die Broadcasts der traditionellen Nachmittagsvorstellungen aus der MET und zur Freude der deutschen Opernfans sind sie in einigen deutschen Radiosendern ja schon lange regelmäßig zu hören. Die Übertragung von Ton und Bild allerdings gehört zum cleveren Marketing-Konzept der neuen MET - Leitung unter Peter Gelb, der den schwerfälligen Tanker MET seit seinem Dienstantritt gehörig in Schub versetzt hat. Öffentliche Proben, verbilligte Karten für Familien, ein 24-Stunden-Satellitenradio mit Eigenproduktionen sind nur einige Bausteine der neuen Konzeption, die in die verstaubten Kulissen des Traditionshauses frischen Wind blasen sollen.

Die MET hat da ja auch viel zu bieten, vor allem natürlich als Hauptkapital: großartige Sänger. So kamen denn die Freunde der italienischen Oper bei dieser Medien-Premiere auch besonders auf ihre Kosten. Hinter dem Kinovorhang traten einige Stars des Belcanto hervor, die man hierzulande nur bei teuren und ausverkauften Galas zu hören bekommt: Schon wegen Joyce DiDonato als Rosina und Juan-Diego Florez als Almaviva allein lohnte sich der Besuch dieses Events. Während in New York ein Ticket allerdings schon für 15 Dollar zu haben war, waren in Karlsruhe 25 Euro zu berappen (Begrüßungssekt inbegriffen!), immerhin blieb einem aber dafür der Aufwand einer langen Reise erspart.


Vergrößerung in neuem Fenster Programmheft

Trotzdem: Die charmant altmodische "Schauburg" in Karlsruhe mit ihren roten Samttapeten, den Kristallüstern und der ausladenden Freitreppe im Foyer wurde an diesem Samstag auch so etwas wie ein Mekka der Opernfreunde. Selbst aus Frankfurt (ca 100 km weit) oder aus Offenburg (ca 80 km) waren sie angereist. "Wir sind extra wegen Rossini gekommen. Dafür würden wir auch noch weiter fahren", bekundete ein Paar mit Opernerfahrung. Ihre Tochter gab sich etwas reservierter. Sie sei "nicht so ein Opernfan", aber interessiert, wie das hier so auf sie wirken würde. Opernerfahrung hatten aber wohl doch die meisten, ein samstägliches Kinopublikum sieht sonst ein bisschen anders aus: vor allem weniger grau meliert. Wie im echten Musentempel zwängten sich viele höflich durch die Reihen und Popcorn war auch nicht gerade der Renner am Buffet. Doch ein paar Hungrige hatten in Ermangelung der Lachshäppchen zu Kartoffelchips gegriffen. Immerhin wehte in der Pause ein Lüftchen richtigen Opernflairs durch den Saal, als in New York hinter die Kulissen geblendet wurde und eine Reporterin ein paar Worte mit den Sängerstars plauderte.

Was man in der Hauptsache zu hören bekam, waren glänzende Sängerleistungen. Joyce DiDonato gab eine charmante Rosina, natürlich und witzig im Spiel und brillant in Koloratur und Legatogesang gleichermaßen. Juan Diego Florez bekräftigte seinen Ruf als einer der besten Koloraturtenöre der Gegenwart, erschien aber im lyrischen Ton etwas zu blass. Viel souveränen Witz bot Peter Mattei in der Rolle des Figaro auf. Seine Auftrittsarie war der erste, auch im Kino kräftig beklatschte Höhepunkt des Abends. Die Rolle des Bartolo war von der Regie etwas penetrant als Karikatur angelegt, aber John del Carlo hatte offensichtlich seine Freude dran. Den Kapellmeisterposten hatte Maurizio Benini übernommen: akkurat und solide.

Die Inszenierung wagte nichts Außergewöhnliches, die Nähe zum Klischee wurde nicht immer vermieden. Das kleinteilige Bühnenbild kam der Übersetzung in Filmsequenzen sehr entgegen. Die Bildregie hatte der erfahrene Fernsehfuchs Brian Large übernommen, der schon zu seligen Karajans Zeiten die visuelle Vermittlung von Musik gemeistert hatte - Oper als Massenmedium ist ja dessen Erfindung (in diesen Tagen würde er 99!). Einblicke konnte man genießen, die einem sonst vom Parkettsessel niemals möglich wären. Die Guckkastenbühne war aufgehoben und der Blick konnte frontal fixieren oder seitwärts schweifen. Die Protagonisten konnte man aus der Froschperspektive oder von etwas erhöhter Position beobachten. Auch von hinten ließ sich über die Sänger hinweg in den schwach beleuchteten Zuschauerraum schauen. Hier triumphierte ganz zweifellos das Medium Film über die traditionelle Opernbühne.

Aber kleine Abstriche müssen beim Klang gemacht werden. So hervorragend auch die Tontechnik sein mag, der Klang aus den Lautsprechern blieb doch flächig, körperlos und auf eine gewisse Weise künstlich und auch zu laut. Als Klangerlebnis ist ein reales Orchester in einem realen Opernhaus natürlich nicht zu übertreffen und ohne Konkurrenz.


FAZIT

Dem Publikum hat es nach 3 1/2 Stunden dennoch sichtlich gefallen und man kann davon ausgehen, dass weitere Kinos auch in Deutschland sich so manchen Samstag in einen Nebenraum der MET verwandeln. Die nächste Gelegenheit wäre der 28. April, wenn Puccinis "Il trittico" auf dem Programmzettel steht. Schauen Sie nach Opernkinos in Ihrer Nähe!

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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Maurizio Benini

Inszenierung
Bartlett Sher

Bühnenbild
Michael Yeargan

Kostüme
Catherine Zuber

Licht
Christopher Akerlind

Bildregie
Brian Large

Musikalischer Aufnahmeleiter
Jay David Saks


Chor und Orchester der
Metropolitan Opera New York


Solistin

Rosina
Joyce DiDonato

Graf Almaviva
Juan Diego Florez

Figaro
Peter Mattei

Dr. Bartolo
John Del Carlo

Berta
Claudia Waite

Offizier
Mark Schowalter

Ambrogio
Rob Besserer



Am Samstag, den 28. April 2007
wird es wieder eine
Satellitenübertragung aus der MET
in deutsche Kinos geben:

"Il Trittico" von Giacomo Puccini





Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Filmtheater Schauburg Karlsruhe
(Homepage)



Da capo al Fine

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