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Pikowaja Dama
(Pique Dame)


Oper in drei Akten
Text von Modest I. Tschaikowski
nach der Novelle von Alexander Puschkin
Musik von Peter I. Tschaikowski

in russischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Premiere an den Wuppertaler Bühnen
im Schauspielhaus Wuppertal am 9. September 2006

Logo: Wuppertaler Bühnen

Wuppertaler Bühnen
(Homepage)
Im Rausch der Töne


Von Juliane Streu / Fotos von Andreas Fischer

Hermann ist der Spielleidenschaft verfallen und ständig auf der Suche nach einem Aufstieg aus seinem armseligen Offiziersleben. Geldsorgen zwingen ihn dazu, nur passiv an Spielabenden teilzunehmen. Er gesteht Graf Tomski seine heimliche Liebe zu einer ihm unbekannten adeligen Schönheit. Doch diese Liebe ist aufgrund seiner bürgerlichen Herkunft aussichtslos.

Später lernt Hermann seine unbekannte Schöne kennen. Sie ist die Enkelin der alten Gräfin, die in jungen Jahren in Versailles von Graf Saint-Germain das Geheimnis der „drei Karten„, die beim Spiel immer gewinnen, erfahren haben soll.

Lisa – so der Name der Enkelin – soll sich mit dem Grafen Jeletzki verloben. Während sie mit sich hadert, weil sie Angst hat, mit Jeletzki nicht glücklich zu werden, schleicht sich Hermann zu Lisas Haus und gesteht ihr seine Liebe. Lisa ist hin- und hergerissen, der junge Offizier scheint Bedrohung und Verlockung zugleich. Letztendlich kann sie aber nicht widerstehen und gesteht auch Hermann ihre Liebe.

Beim Maskenball steckt Lisa Hermann einen Schlüssel zu, damit er in ihrem Zimmer auf sie warten kann. Hermann kann nur noch an das Geheimnis der „drei Karten„ denken und schleicht sich in das Zimmer der alten Gräfin, die aufgrund ihres Geheimnisses von allen „Pique dame„ genannt wird. Die Gräfin kehrt erschöpft vom Maskenfest zurück und schwelgt in Gedanken an ihre Zeit am französischen Hof.

Foto

Die Gräfin (Danielle Grima)
schwelgt in Erinnerungen an Versailles

Klangbeispiel Klangbeispiel: Aus: 2. Akt, Arie der Gräfin (Danielle Grima)
(MP3-Datei)


Hermann beschwört die Gräfin, ihm das Geheimnis der Kartenfolge zu verraten. Als er sie letztlich mit einer Pistole bedroht, trifft die alte Dame der Schlag. Sie stirbt ohne ihm das Geheimnis zu verraten.

Lisa ist schockiert den Mörder ihrer Großmutter zu lieben und zieht sich zunächst zurück. Sie schreibt einen Brief an Hermann und bittet ihn an das Flussufer der Newa zu kommen, falls er unschuldig sei.

Hermann erscheint in einer Vision der Geist der Gräfin, der ihr unter der Bedingung, dass er Lisa heiratet, die geheimnisvolle Kartenfolge verrät: Drei, Sieben, Ass. In höchster Erregung eilt er zum Newa-Kai, um dort Lisa zu treffen.

Sie ist erleichtert und bereit, mit ihm zu gehen, doch Hermann hat nur das Spielcasino im Sinn und lässt seine Geliebte am Flussufer zurück, um seiner Spielsucht zu frönen. Lisa stürzt sich darauf verzweifelt in den Fluss.

Im Spielsaal gewinnt Hermann mit dem Setzen auf die ersten zwei Karten so viel Geld, dass keiner mehr gegen ihn spielen will. Nur sein Kontrahent Fürst Jeletzki tritt zu einer dritten Runde an. Hermann setzt alles auf das As, doch als er die Karte aufdeckt, ist es die „Pique dame„. Er glaubt in seinem Wahn, das Grinsen der Gräfin in der Karte zu entdecken und erschießt sich vor den Augen seiner Kameraden.

Vergrößerung

Lisa (Maida Hundeling) wartet
voller Verzweiflung auf Hermann

Das Bühnenbild von Hans Dieter Schaal unterstreicht die Gefühlskälte und Frustration Hermanns und die Verzweiflung Lisas. Klare Formen und Marmorlook schaffen im ersten Bild eine Wartesaal-Atmosphäre.

Im zweiten Bild wird das Palais der Gräfin raffiniert eingeschoben, das die vorherigen Formen und den Marmorlook aufgreift. Sowohl Bühnenbild als auch Kostüme (Marie-Luise Strandt) sind eher schlicht gehalten und lassen so der Musik den Vortritt.

Regisseur Dominik Neuner vermittelt mit seiner Inszenierung klare und zeitlose Bilder. Seine Hauptfiguren schaffen es die Verbindung von Musik und Drama ohne Abstriche herzustellen.

Foto

Lisa (Maida Hundeling) ist bereit
mit Hermann (Markus Petsch) zu gehen,
doch er denkt nur an das Spielcasino

Klangbeispiel Klangbeispiel: Aus: 1. Akt (Schlussszene)
Hermann (Markus Petsch) und Lisa (Maida Hundeling)
(MP3-Datei)


Markus Petsch als Hermann vermittelt sehr gut die zwiegespaltene Persönlichkeit des Offiziers. Stimmlich verleiht er der Hauptfigur eine gefühlvolle, kräftige Tenorstimme, allerdings mit leichten Schwächen in der Höhe (tagesformbedingt?!) . Maida Hundeling verkörpert eine von Zweifel und Hoffnung umgetriebene junge Frau. Die Mezzosopranistin steigert sich zunehmend im Laufe der Premiere. Zunächst klingt die Stimme im Forte leicht metallisch. Die Arie der am Newa-Ufer wartenden Lisa gelingt Maida Hundeling besonders ausgezeichnet.

Als Gräfin vollbringt Danielle Grima, in ihrer letzten Rolle in Wuppertal, Höchstleistungen. Sie spielt eine unnahbare, ungnädige alte Frau, die allerdings ganz weich wird, als sie in ihren Erinnerungen an Frankreich schwelgt. Heike Wessels verleiht der Polina mit ihrer dunkel timbrierten Stimme sympathische Lebendigkeit. Herausragend aus dem Solistenensemble ist Thomas Laske in seiner Rolle als Fürst Jeletzki. Der Bariton versteht es, mit klarer, gut geführter Stimme zu überzeugen.

Chor und Extrachor der Wuppertaler Bühnen (Einstudierung: Jaume Miranda) machen ihre Sache sehr gut und sind sowohl spielerisch als auch stimmlich ihrer Aufgabe gewachsen. Nur der Schlusschoral sinkt leider gefährlich ab.

Hervorzuheben ist außerdem das Sinfonieorchester Wuppertal unter der Leitung von GMD Toshyuki Kamioka. Der GMD versteht es, das Orchester zu einem romantisch-düsteren Klangkörper zu formen, der Tschaikowskis wundervolle Musik zu einem Rausch werden lässt. Dabei mag man bei den Pianostellen kaum Luft holen, um das erhabene Klangerlebnis auf keinen Fall zu zerstören. Kamioka gelingt es, die Sänger gefühlvoll zu begleiten und dem Orchester trotzdem eine Hauptrolle zuzuweisen.


FAZIT

Eine stimmig inszenierte und vor allem hervorragend musikalisch umgesetzte Oper, die regelrecht "Tschaikowski-süchtig" macht und dadurch den spielsüchtigen Protagonisten Hermann noch besser verstehen lässt. Darüber hinaus ist es die letzte Chance den Publikumsliebling Danielle Grima in seiner letzten Rolle auf den Wuppertaler Bühnen zu erleben.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Toshiyuki Kamioka

Inszenierung
Dominik Neuner

Bühnenbild
Hans Dieter Schaal

Kostüme
Marie-Luise Strandt

Dramaturgie
Karin Bohnert

Choreinstudierung
Jaume Miranda

Licht
Fredy Deisenroth



Chor und Extrachor
der Wuppertaler Bühnen
Statisterie der Wuppertaler Bühnen
Sinfonieorchester Wuppertal



Solisten

Lisa
Maida Hundeling

Herrmann
Markus Petsch

Die Gräfin
Danielle Grima

Prinz Jeletzki
Thomas Laske

Graf Tomski
Juri Batukov

Tschekalinski
Cornel Frey

Surin
Christoph Stegemann

Polina
Heike Wessels

Mascha
Dorothea Brandt

Gouvernante
Dora F. Brockmann

Tschaplitzki
Marco Agostini

Narumow
Oliver Picker

Festordner
Osvaldo del Rio



Weitere Informationen
erhalten Sie von den
Wuppertaler Bühnen
(Homepage)



Da capo al Fine

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