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Pflichterfüllung im Orchestergraben
Von Rainhard Wiesinger / Fotos: Wiener Staatsoper GmbH / Axel Zeininger Edita Gruberova (Elisabetta)
Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Werke der "Belcanto-Trias" Bellini-Donizetti-Rossini vor allem von den großen Orchester als eine eher wenig interessante Pflichtübung empfunden werden. Dass man in der Wiener Staatsoper bei dieser Wiederaufnahme die Musiker mit dem soliden, wenig inspirierenden Friedrich Haider konfrontiert, unterband einen möglichen Motivationsschub erwartungsgemäß von vornherein. Das Ergebnis ist ein polterndes Reproduzieren des Notentextes, bei dem Stimmung ebenso wenig aufkommt wie Spannung. Außerdem unterstützt Haider noch die Tendenz der Sänger, Tempi zu verschleppen, was einem lebendigen Musizieren noch zusätzlich im Weg steht. Joseph Calleja, Roberto Frontali (Roberto, Duca)
Die ausgeglichendste Leistung bot bei dieser Wiederaufnahme Sonia Ganassi, die dank ihrer stilsicheren Phrasierung, dem ausgeglichenen Registerwechsel und der dramatischen Höhe eine Idealbesetzung für die Sara darstellt. Weitaus handfester geht ihr Bühnengemahl Roberto Frontali seine Aufgabe an: Ausgesponnene Legatobögen sind eher die Seltenheit, der eindimensional wirkende Bariton bleibt auch sonst Differenzierungen schuldig. (Hier zeigt sich wieder deutlich, wie notwendig gleichwertige Nachfolger für Bruson und Cappuccilli wären.) In der Titelpartie debütierte Joseph Calleja, den man in Wien vor allem als hoffnungslos überforderten Arturo in Bellinis Puritani kennt. Hat man sich erst an das kurze Vibrato dieses Tenors gewöhnt, bietet die Mittellage durchaus erfreuliche Momente, das obere Register scheint dem Sänger dagegen weitgehend abhanden gekommen zu sein. Und abermals stellt man sich die Frage, ob der bei Decca unter Vertrag stehende Künstler nicht zu früh in eine Karriere gestoßen wurde, der die technisch ungefestigte Stimme noch nicht gewachsen war. Wie lange eine klug geplante Karriere dauern kann, beweist Edita Gruberova. Auf ihrem Weg zur Norma bedeutete die dramatische Elisabetta eine wichtige Zwischenstation. Auch wenn Gruberova den Zenit ihrer Karriere unleugbar überschritten hat, sind ihre Auftritte nach wie vor ein Exempel an Belcantointerpretation, bei dem die stimmtechnische Souveränität im Dienste des Ausdrucks steht. Ähnlich triste wie um die orchestrale Seite ist es auch um die szenische Komponente bestellt: In Purcaretes Inszenierung regiert Elisabetta in einem grauen Nirgendwo, in zweistöckigen Arkadengängen tummeln sich zahlreiche Statisten, die die szenischen Vorgänge immer wieder illustrieren. Den historischen Kontext bezieht die Inszenierung aus den historischen Kostümen. Eine ernstzunehmende Personenführung hat es bei dieser von Publikum und Presse gleichsam abgelehnten Produktion ohnehin nie gegeben.
Bei dem scheinbar leichten Belcanto-Repertoire können auch führende Häuser an ihre Grenzen stoßen. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühnenbild und Kostüme
Solisten* Rollendebut an der Wiener Staatsoper
Elisabetta, Königin von England
Herzog von Nottingham
Sara, seine Frau
Roberto
Devereux
Lord Cecil
Sir Gualtiero Raleigh
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