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Musiktheater
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Die chinesische Nachtigall
Eine Kinderoper
Libretto von Holger Pototzki
Musik von Esther Hilsberg


In deutscher Sprache

Uraufführung am 27. Juni 2009
Dauer: ca. 50 Minuten
Eine Koproduktion mit der
Jungen Kammeroper Köln
und dem "Theater für Kinder e.V."


Homepage

Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)
Wie wichtig ist doch die Seele beim Singen!

Von Christoph Wurzel / Foto von Andrea Kremper


Wo sonst leichte Brisen teuren Parfüms durch die Fluren wehen, machte sich an diesem Tag der Duft gebackener Waffeln breit. Im Festspielhaus Baden-Baden war das Kindermusikfest angesagt und zahlreich war die Schar der ganz jungen Gäste, die das Haus auf ihre Weise in Beschlag nahmen, in den Foyers Fangen spielten, die breiten Treppen hinauf- und hinunterhopsten und eine Lebendigkeit in diese heiligen Hallen brachten, die hier nur selten zu spüren ist. Vielfach wird es ja beklagt: Das Publikum in Opern- und Konzerthäusern werde immer betagter, es fehle die Jugend. Für Baden-Baden treffen diese Bedenken einerseits zu, wird hier doch weitgehend die traditionelle Form des Sinfoniekonzerts gepflegt und wenn man die Eintrittspreise betrachtet, so ist schon allein dadurch eine gewisse Schwelle gegeben, die Schüler oder Studenten nur schwer überspringen.

Aber das Festspielhaus gibt sich diesem Problem nicht geschlagen. Dank großzügigen Sponserings wurde das "Columbus-Projekt" entwickelt, das es regelmäßig Schulklassen ermöglicht, zum Preis einer Kinokarte Veranstaltungen zu besuchen, zu denen auch jeweils Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt wird. Und einmal in der Spielzeit steht ein Kindertag auf dem Programm, in dieser Saison mit einer Kinderoper, sogar als eine veritable Uraufführung. Die Junge Kammeroper Köln war mit ihrer neuesten Produktion nach Baden-Baden gekommen, einem Kompositionsauftrag der Kulturstiftung Sachsen an die Sängerin und Komponistin Esther Hilsberg nach dem bekannten Märchen von Hans Christian Andersen "Die chinesische Nachtigall", das von Holger Pototzki kindgerecht zu einem leicht fasslichen und zugleich nachdenklichen wie witzigen Libretto bearbeitet wurde.


Vergrößerung in neuem Fenster Komponistin und Nachtigall: Esther Hilsberg

Die Musik von Esther Hilsberg als eklektizistisch zu bezeichnen, wäre nicht falsch, doch darf es in diesem Fall kein Vorwurf sein, denn der Komponistin ist dadurch eine abwechslungsreiche Mischung von musikalischen Stil- und Ausdrucksformen gelungen, die diese zauberhafte Geschichte Jung und Alt unmittelbar nahe bringen kann. Für die Kinder dürften die einfachen Strophenlieder, sogar zum Mitsingen, wenn zum Beispiel die Nachtigall im Wald gesucht wird oder die parodistischen Szenen der tollpatschigen Beamten am chinesischen Kaiserhof besonders leicht eingängig gewesen sein. Den Erwachsenen müssten die Anspielungen an die große Oper gefallen haben, etwa wenn die künstliche Nachtigall wie die Puppe Olympia bei Offenbach zum Gesang immer wieder aufgezogen werden muss. In einer richtig großen Opernszene beschleicht der Tod am Schluss den Kaiser, der ihn aber mit Hilfe der Wiederkehr des lebendigen kleinen Vogels noch einmal besiegen kann. Das alles ist von Esther Hilsberg in eine teils romantisch schwärmerische, teils karikierend kecke Musik und auch mit Anklängen ans Musical geschickt gefasst worden, die von einem kleinen Kammermusikensemble aus Flöte, Harfe, Cello und Klavier unter der Leitung von Inga Hilsberg äußerst ansprechend präsentiert wurde.

Sich selbst hat die Komponistin die stimmvirtuose Partie der Nachtigall in die Kehle geschrieben und sie auch betörend schön gesungen, so echt, dass die Sehnsucht des Kaisers nach ihrem Gesang mehr als verständlich wurde. Die Rolle des großen Herrschers, des Kaisers von China, war subtil ins Ironische gewendet und Wolf H. Latzel spielte mit intelligentem Understatement dabei mit. Die drei Hofschranzen Ping, Pong und Pingpang vertraten das komische Element (hier war natürlich Puccinis Turandot nicht weit!). Bei Andersen ist ein kleines Küchenmädchen die Einzige, die wirklich etwas von Kunst versteht und auch in dieser Kinderoper hat daher ein kleines Mädchen die Aufgabe, den Großen die Ohren für die wahre Gesangskunst zu öffnen. Tjana Hilsberg hatte mit ihren acht Jahren die Courage, mit fester Stimme und selbstbewusstem Spiel, diese heimliche Hauptrolle glänzend darzustellen.


Vergrößerung in neuem Fenster

Der komplette chinesische Hofstaat
mit Pong (Patrick Kramar), Päng (Manami Okazaki),
Kaiser (Wolf H. Latzel) und Pingpang (Triin Maran)

Enke Eisenbergs Regie stellte das Stück in klaren Bildern auf die kleine Bühne, die im Festspielhaus auf der großen errichtet worden war, die Kinder unmittelbar davor auf kleinen Sitzkissen, dahinter auf Stuhlreihen die Eltern. Manchmal suchte ein Steppke fragend nach seiner Mama, aber zumeist war die Kinderschar recht aufmerksam bei der Sache. Ein schöner Effekt ergab sich, wenn der eiserne Vorhang zum Zuschauerraum sich hob und irgendwo in der Ferne des großen Saales der Gesang der wirklichen Nachtigall geheimnisvoll anhob. So kam ein richtiger Zauber in den Raum, was ja auch das eigentliche Thema des Stückes ist.Denn nur der seelenvolle Gesang vermag zu berühren - wie gesagt, das kleine Küchenmädchen hat dies erkannt - , nicht das Geträller eines künstlichen Apparates (obwohl von Manami Okazaki in dieser Rolle exzellent gesungen, aber eben auch absichtlich kalt). Diese Botschaft vermittelt die Oper. Kein Zweifel, dass sie die Kinder erreicht hat.


FAZIT

Ein Stück, das Kindern wie Erwachsenen gefallen kann.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
und Klavier
Inga Hilsberg

Inszenierung
Enke Eisenberg

Ausstattung
Thomas Pfau

Licht
Garlef Kessler

Regieassistenz
Heike Roebers

Musikalische Assistenz
Daniel Kirchmann

Mitglieder der Kölner Symphoniker


Solisten


Chinesische Nachtigall
Esther Hilsberg

Kaiser
Wolf H. Latzel

Künstliche Nachtigall / Päng
Manami Okazaki

Pingpang
Triin Maran

Pong / Tod
Patrick Kramar

Mädchen
Tjana Hilsberg




Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)



Da capo al Fine

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