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Dichtung von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica Premiere auf dem Burgplatz in Braunschweig am 15.
August
2009 Seit 2001 zieht
das Staatstheater
Braunschweig alljährlich im
Sommer auf den Burgplatz und zeigt eine Opernproduktion unter freiem
Himmel. Doch
ist das nicht eine jener inzwischen fast schon ebenso
inflationären wie
beliebigen Open-Air-Veranstaltungen, sondern auch in diesem Jahr wieder
ein
Beweis, dass man unter freiem Himmel die Ansprüche nicht
herunterschrauben
muss. Die ganz exzellente Beschallungsanlage, die transparente wie
üppige,
räumliche und ausgewogene Klänge ebenso zulässt wie eine
angemessene Präsenz
der Singstimmen, ist dabei ein verlässlicher technischer Trumpf in
der Hand des
Produktionsteams. In diesem
Rahmen erzählt Regisseur
Andreas Baesler die
Geschichte der Cio-Cio-San voller Spannung und Emotionalität mit
dezenten und
unaufdringlichen, aber doch deutlichen Mitteln. Er erzählt sie
nicht neu, aber
so eindringlich, dass sie tief unter die Haut geht ohne – und das ist
zu
unterstreichen – ins Kitschige abzugleiten. Damit erweist er nicht nur
dem
dankbaren Zuschauer einen Dienst, sondern auch dem Werk, das sich immer
wieder
gegen den Vorwurf der Rührseligkeit und des Kitsches behaupten
muss – obwohl davon bei genauem Hinsehen wirklich nicht die Rede sein
kann. Hinter seinem „Vieni, vieni!“ im Liebesduett
stehen
eindeutige Absichten – unverkennbar, da er schon anfängt sich
auszuziehen.
Dabei spricht dann doch für ihn, dass er in der Hochzeitsnacht
wenigstens nicht
die Socken anbehält. Die zuvor installierten Vorhänge zieht
er eigenhändig zu.
So kann man sich lebhaft vorstellen, dass dahinter zu den
leidenschaftlichsten
Klängen Liebe stattfindet. Cio-Cio-San (Yunah Lee)
Ganz im Gegensatz zu Pinkerton erscheint
Konsul Sharpless
als leicht tüddeliger, greiser, aber weiser Herr, der zu schwach
ist, um seinen
Warnungen Nachdruck zu verleihen. Ein Kabinettstückchen
spannendster
Schauspielkunst erlebt man, wenn Sharpless Cio-Cio-Sans Kind begegnet.
Er ist
verängstigt (der Konsul, nicht der Junge), fühlt sich
geradezu bedroht und
weicht rückwärtsgehend vor ihm zurück. Doch der
Verfolger will nur spielen und
wirft dem alten Herrn seinen Rugby-Ball zu. Während
des Vorspiels zum dritten Akt
erscheinen in der
Dunkelheit blaugrün beleuchtet die für Cio-Cio-Sans Schicksal
wichtigen
Personen in den Eingängen. Ein dämonisches Bild, eine ganz
starke,
hochemotionale Szene. Sharpless
(Hendryk Böhm), Pinkerton (Luis Chapa), Yunah Lee ist
als Cio-Cio-San eine
Offenbarung. Die Stimme
vereint sowohl das mädchenhaft Unschuldige, wie das sehnsuchtsvoll
Sinnliche. Wundervolle
Höhen und bruchlose Registerwechsel zeugen von hoher Gesangskunst.
In
Kombination mit der natürlichen, seidigen Schönheit der
Stimme erreicht die
Sopranistin eine eindringliche Ausdruckskraft, mit der sie das sensible
Mädchen
vielseitig charakterisiert ohne sentimental zu werden. Henryk
Böhm ist nicht nur ein
exzellenter Schauspieler, sein
nobler und wohltönender Bariton ist geradezu ideal für die
Figur des Konsuls.
Sarah Ferede lässt als Suzuki einen so samtweichen Alt hören,
dass man in
dieser Stimme baden möchte. Tom Martinsen ist als Goro
eingesprungen, fügt sich
aber mit angemessen eindringlichem Gesang nahtlos in die Produktion
ein.
Dae-Bum-Lee erscheint als Onkel Bonze wie ein Dämon, wenn er
hinter der Zuschauertribüne
in schwindelnde Höhen hinaufgefahren wird und kann auch stimmlich
der
verstoßenen Nichte ordentlich Angst machen. Auch in den weiteren
kleinen
Partien bleiben keine Wünsche offen und so erscheint nicht nur die
Szene
sondern auch das Sängerensemble wie aus einem Guß. Eine
Inszenierung, die mit fein gearbeiteter
Personenregie beweist,
dass starke Aussagen und ästhetisch-naturalistische Bilder sehr
wohl vereinbar
sind. Auch musikalisch geizt der Abend nicht mit Glücksmomenten,
so dass man
sagen darf: Einfach nur schön. Musikalische
Leitung Inszenierung
Bühnenbild Kostüme Dramaturgie
*
Besetzung
der hier Cio-Cio-San
Suzuki Kate
Pinkerton Benjamin
Pinkerton Konsul
Sharpless Goro Onkel Bonzo Yakusidé Weitere
Informationen
Madama
Butterfly
Japanische Tragödie in drei Akten
von Giacomo Puccini
nach David Belascos Schauspiel »Madame Butterfly«
Staatstheater Braunschweig
(Homepage)
Starke
Aussagen in ästhetischen Bildern
Von Bernd
Stopka / Fotos Christian Bort
Ein rotes japanisches Holztor oben auf der
Tribüne steht mit
einem Fernrohr für die Sehnsucht Cio-Cio-Sans. Während sie
die Treppe
hinaufsteigt singt sie ihr „Un bel di, vedremo“ – ganz ruhig und
bestimmt, so
eindrucksvoll, wie man es selten hört. Einer von vielen ganz
intimen Momenten.
Bei soviel Detailtreue wundert es, dass Cio-Cio-San ihre
„kleinen Sachen“ in einem Koffer aufbewahrt und nicht, wie im Libretto
vorgesehen,
in den Ärmeln ihres Kimonos (obwohl die groß genug
dafür wären), aber es ärgert
nicht.
Suzuki (Sarah Ferede), Goro (Tom
Martinsen),
Kate Pinkerton (Annegret Glaser),
Sharpless (Henryk
Böhm), Pinkerton (Luis Chapa)
Eine kleine technische Panne könnte man als Wink des
Schicksals deuten: Ein riesiges Sternenbanner umhüllt den Sockel
des
Braunschweiger Löwen. Es soll ganz am Schluss über die Szene
gezogen werden und
die gesamte Spielfläche bedecken. Doch in der Premiere hakte
irgendetwas und
die Fahne reichte nur etwas unordentlich bis zur guten Hälfte.
Eigentlich hätte
sie optisch an die überdimensionale japanische Fahne
anschließen sollen, die
als Wetterschutz den Orchesterraum bedeckt. Aber so kamen Japan und die
USA
nicht zusammen. Wie hier, so dort.
Cio-Cio-San (Yunah Lee)
Luis Chapa verkörpert den unbedachten, fast kindlich
respektlosen jungen Pinkerton ausgesprochen überzeugend. Sein
höhensicherer,
sehr direkter Tenor unterstreicht die Aufdringlichkeit und das
Draufgängerische
dieser Figur.
Cio-Cio-San (Yunah Lee)
Braunschweigs GMD Alexander Joel gelingt es, mit seinem
leidenschaftlichen dynamischen Dirigat die vielfältigen Emotionen
der Partitur
zu beleben, ohne je ins Kitschige abzugleiten. Das Staatsorchester geht
hochkonzentriert
mit und auch der Chor meistert seine Aufgaben mit Bravour.
Ihre
Meinung ?
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Produktionsteam
Alexander Joel
Andreas Baesler
Harald B. Thor
Alfred Mayerhofer
Georg Menskes
Daniela Brendel
Staatsorchester Braunschweig
Chor des Staatstheaters
Braunschweig
Komparserie des
Staatstheaters Braunschweig
Solisten
besprochenen Premiere
Yunah Lee*
Mina Yamazaki
Sarah Ferede*
Julia Rutigliano
Annegret Glaser
Luis Chapa*
Ray M. Wade jr.
Henryk Böhm*
Malte Roesner
Tom Martinsen*
Tobias Haaks
Fürst
Yamadori
Kenneth Bannon
Dae-Bum
Lee
Tadeusz Nowakowski
Leszek Wos*
Leszek Wos
Tadeusz Nowakowski*
Der
Standesbeamte
Franz Reichetseder
Mutter
Cio-Cio-Sans
Cornelia Butz
Tante
Sabine Brandt*
Marina Funke
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Braunschweig
(Homepage)
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