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Es ist wie ein Lachen, das stirbt
Von Ursula Decker-Bönniger Neben der 1986 an der Deutschen Oper Berlin entstandenen Rigoletto-Inszenierung von Hans Neuenfels und dem an Verdi und Hugo erinnernden Vatikan-Krimi, dem Fall Rigoletto an der Oper Neukölln, brilliert vor allem die Komische Oper in Berlin mit einer auch melodramatische Elemente der Volksbühne des 19.Jahrhunderts aufgreifenden Neuinszenierung ihres designierten Intendanten Barrie Kosky.
Wenn nach dem Orchestervorspiel die Einleitungsszene dieser 1851 im Teatro Fenice in Venedig uraufgeführten Oper mit den Festklängen am Hofe des Herzogs von Mantua beginnt, bleibt die Bühne ein leerer, alptraumatischer Raum ohne Ecken, Türen und Fenster, in dem sich ein gigantisches, ausgestelltes, weißes Kleid mit Rüschen und silbrig glitzernden Verzierungen erhebt. Aufgesteckt ist eine dieser clownesken, segelohrigen Pappmaché-Köpfe, die man aus diversen Karnevalsumzügen kennt. Anstelle lustiger Festgesellschaftsunterhaltung hört man herzzerreißendes Kinderschreien. Der australische Regisseur Barrie Kosky rückt in seinen ästhetischen, choreographisch ausgefeilten bewegten Bildern die musikdramatischen Elemente des Rigoletto eindrucksvoll in den Vordergrund. Zwischen Wirklichkeit und Groteske bzw. ihrer emotionalen Verarbeitung wechselnd wird das Operngeschehen aus der Perspektive der von Verdi differenziert gestalteten Figur des Rigoletto dargestellt. Aus seinem gigantischen Rock purzeln die weiteren Figuren der Oper, in ihn kehren sie wieder zurück. Zugleich beschränkt sich das Spiel auf der Bühne auf wenige, multifunktionale Requisiten: z.B. die Zauberkiste, die Figuren entstehen und verschwinden lässt, auf der man sich im Duett erzählend niederlässt, in die Gilda vor dem Herzog flieht bzw. von ihrem Vater eingesperrt wird oder das schwarze Tuch, mal Umhang, mit dem der Herzog Gilda zu verführen weiß, mal Zaubertuch, mit dem Rigoletto am Schluss verzweifelt seine Tochter zum Leben erwecken will. Ebenso mutiert der auch von Verdi funktional eingesetzte Chor der Höflinge grotesk mal zu tanzenden Affen, mal zu clownesken Monstern. Und es ist ein grandioses Opernerlebnis, wie Kosky dadurch Verdis an Montage erinnernden Kompositionstechnik, die Vielschichtigkeit und Kontrastivität, die emotionale und atmosphärische Dichte seiner Musik ins Blickfeld rückt, ja geradezu akzentuiert, z.B. wenn im zweiten Akt die Höflinge in spannungsvoller Erwartung auf die Reaktion Rigolettos ungeduldig stampfen oder wenn die durch Lautsprecher ertönende, von Becken- und Trommelschlägen konterkarierte Bühnenmusik-Einlage die Emotionalität expressiv auf die Spitze treibt. Engagiert, transparent, ausdrucksstark und spannungsvoll gestaltend präsentierten sich Chor und Orchester der Komischen Oper Berlin unter der Leitung des jungen Patrick Lange. Vor allem der Chor überzeugte mit seiner transparenten, dynamisch variierenden, sehr artikuliert und rhythmisch akzentuierten Darbietung. Hector Sandoval ist ein dramatischer Herzog von Mantua, der auch die lyrischen Momente in Arien und Duetten hervorzuheben weiß. Dass auch seine Arien - abgesehen von La donna è mobile- in deutscher Sprache gesungen werden, mag der Tradition der Komischen Oper entsprechen, nicht aber dem tenoralen Glanz und der melodischen Süße seiner Arien, für die auch die Sprachmelodie des Italienischen nicht unbedeutend ist. Christopher Robertson stellte dem dramatischen Rächer Rigoletto die Empfindsamkeit des Menschen gegenüber. Besonders anrührend gestaltete er die schluchzenden, flehenden, schreienden, tragischen Gefühlsausbrüche im zweiten Akt bzw. am Schluss der Oper. Mit viel Szenenapplaus vor allem auch in den Duetten bedacht war Brigitte Geller als Gilda. Wie sie die Phrase willst du mir niemals Vertrauen schenken weich ansetzt, leise und doch farblich schillernd gestaltet und der Gilda neben dramatischen auch zarte, zerbrechlich leichte Farben entlockt, ist ein Genuss.
Ein faszinierendes, rundum stimmiges, nicht nur Verdi-Liebhaber begeisterndes Opernerlebnis. (Die ca. 1340 Sitzplätze der Komischen Oper waren übrigens bis auf wenige Restplätze mit überwiegend jungen Leuten gefüllt.) Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühnenbild und Kostüme
Chöre
Dramaturgie
Solisten
Herzog von Mantua
Rigoletto
Gilda
Sparafucile/ Monterone
Graf von Ceprano/
Gräfin von Ceprano/
Marullo
Borsa
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