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Parsifal
Bühnenweihfestspiel in drei Aufzügen
Text und Musik von Richard Wagner

In deutscher Sprache mit ungarischen Übertiteln

Repertoire-Aufführung in der Staatsoper Budapest am 2. April 2010

Aufführungsdauer: ca. 5 h 15' (zwei Pausen)


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Staatsoper Budapest
(Homepage)
Nostalgische Reminiszenz an Neu-Bayreuth

Von Stefan Schmöe / Fotos von Vera Éder



Vergrößerung

1. Aufzug: Parsifal (András Molnár, l.), Gurnemanz (Lázsló Polgár) und Knappen

Die Ungarische Staatsoper sich in den vergangenen Jahren mit ambitionierten Neuinszenierungen (wie Fidelio oder Herzog Blaubarts Burg) ein frisches, modernes Profil gegeben. Das schließt bei einem Repertoirebetrieb dieser Größe natürlich nicht aus, dass im Fundus noch Produktionen schlummern und gelegentlich „ausgegraben“ werden, die aus einer anderen Opernzeit stammen, so der an diesem Karfreitag gespielte Parsifal in der Regie von András Mikó, der in seiner Reduktion der bildnerischen Mittel dem „Neubayreuther Stil“ der 50er- und 60er-Jahre verpflichtet ist: Nur die Requisiten, die zum Nacherzählen der Handlung notwendig sind (allerdings nur in Ansätzen mit dem Willen zur Abstraktion) und kein Abweichen von Textbuch und Partitur. Schon gar nicht der Versuch einer eigenen Interpretation – dass die Gralsherren mehr Mönche als Ritter sind, das ist schon der Höhepunkt der Eigenständigkeit gegenüber der Vorlage. So bewegt sich die Inszenierung zwischen gestaffelt gehängten Vorhängen mit aufgenähten Blättern und Blüten und einem stilisierten Gralstempel mit angedeuteten Rundbögen, die Gralsgesellschaft marschiert brav symmetrisch auf, und die Blumenmädchen schwenken luftige Tücher – und das alles im mythischen Halbdunkel. Die sparsame Personenregie bewältigt man sicher auch ohne schauspielerische Grundausbildung.

Vergrößerung Klingsors Zaubergarten mit Blumenmädchen (2. Aufzug)

Das kann man nostalgisch als Reminiszenz an die Vergangenheit innerhalb des Repertoires akzeptieren (und zu seiner Zeit war das sicher eine der besseren Interpretationen), solange die musikalische Qualität stimmt. Das ist in weiten, nicht in allen Teilen auch der Fall, von zwei Indispositionen abgesehen: Béla Perencz fing als Amfortas das Singen gar nicht erst an (spielte aber) und lies sich kurzfristig von Allen Evans vertreten, der vom Bühnenrand aus mit unscharfem Vibrato einen recht weinerlichen Gralskönig sang. Lázsló Polgár gab als Gurnemanz nach dem ersten Akt auf; sein immer noch sonorer und profunder Bass spricht in der tiefen Lage klangvoll an und ist musikalisch elegant geführt, aber bereits in der Mittellage ist die Stimme mehr als brüchig – und an diesem Abend ging dort und in der Höhe überhaupt nichts, mit Markieren und Mogeln rettete der Sänger sich in den Gralstempel. Im dritten Akt sprang für ihn Ferenc Valter ein, der zuvor den Titurel gesungen hatte und nun auch den Gurnemanz stimmlich solide in allen Registern bewältigte, allerdings in der Artikulation eine rätselhafte Mischung zwischen Vernuscheln und Konsonantenspuckerei bot. Recht schmalbrüstig singen die Knappen und Gralsritter – besser ist es da um das Personal Klingsors (kraftvoll, aber etwas pauschal laut: István Bercelly), die homogen und klangschönen Blumenmädchen, bestellt.

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3. Aufzug: Parsifal (András Molnár, l.) zieht in die Gralsburg ein

Starken Eindruck hinterlässt die jederzeit souveräne Judit Németh als Kundry, mit abgedunkelt weichem Timbre in der Herzeleide-Erzählung, aber auch der Kraft zur dramatischen Attacke. András Molnár ist ein sehr solider Parsifal, nicht sehr „heldisch“, aber weder zu leicht noch zu hell. Die Interpretation könnte sicher noch geschärfter sein. Die präzisen und intonationssicheren Chöre bleiben akustisch ein wenig undeutlich, was an den vielen Vorhängen auf der Bühne liegen könnte. Sehr überzeugend ist das umsichtige und straffe, dabei im Tempo ruhige Dirigat von János Kovács, der das gut aufgelegte Orchester der Staatsoper souverän und stets sängerfreundlich leitet. Er lässt flächig in großen Bögen musizieren, was den Außenakten besser bekommt als dem zweiten Aufzug (der etwas mehr Dramatik vertragen könnte, nicht zuletzt der uninspirierten Regie wegen). Der Klang ist nuanciert aufgefächert, die Höhepunkte klar strukturiert gesetzt.


FAZIT
Szenisch museal, musikalisch mit Licht und ein paar Schatten.


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Produktionsteam


Musikalische Leitung
János Kovács

Inszenierung
András Mikó

Bühne
Gábor Forray

Kostüme
Péter Maka

Choreographie
László Seregi

Chor
Máté Szabó Sipos



Chor und Orchester der
Staatsoper Budapest


Solisten

Amfortas
Béla Perencz (spielt)
Allan Evans (singt)

Titurel
Ferenc Valter

Gurnemanz
László Polgár (1. Akt)
Ferenc Valter (3. Akt)

Parsifal
András Molnár

Klingsor
István Berczelly

Kundry
Judit Németh

1. Gralsritter
Péter Kiss

2. Gralsritter
Ákos Ambrus

Blumenmädchen
Zita Váradi
Erika Markovics
Krisztina Simon
Rita Rácz
Anna Herczenik
Éva Várhelyi

Vier Knappen
Györgyi Murár
Katalin Gémes
Zsolt Derecskei
Zoltán Megyesi

Stimme aus der Höhe
Andrea Ulbrich



Weitere
Informationen

erhalten Sie von der
Staatsoper Budapest
(Homepage)



Da capo al Fine

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