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Musiktheater
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Rusalka

Lyrisches Märchen in drei Akten
Text von Jaroslav Kvapil
Musik von Antonin Dvorak


In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 3h ' (eine Pause)

Premiere im Opernhaus Dortmund am 4. Dezember 2010
(rezensierte Aufführung: 18.12.2010)


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Theater Dortmund
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Brave bunte Ober- und Unterwelten

Von Stefan Schmöe / Fotos von Thomas M. Jauk / Stage Pictures

Wassernixe liebt Menschenprinzen, aber der Versuch der Vereinigung geht natürlich gründlich daneben. Was Antonin Dvorak als „lyrisches Märchen“ bezeichnet, schreit nach psychologischer Ausdeutung. Weil Nixe wie Prinz ihre eigene Sphäre aufgeben, machen beide einen Entwicklungsprozess durch, und am Ende steht in der Dortmunder Neuinszenierung so etwas wie ein dritter Weg, ein Raum jenseits von Wasser und Land, hier ein Raum aus Licht. Was das bedeuten soll, bleibt unklar, aber nicht zuletzt wegen Dvoraks Musik ist das ein schöner Schlusspunkt.


Szenenfoto

Geteilte Welt: Prinz oben (hier: Craig Bermingham), Nixe unten (Angela Bic)

Eine Utopie? Das lässt sich nicht sagen, denn Regisseurin Jetske Mijnssen bleibt auch zuvor in einer unverbindlichen, weitgehend auf ästhetische Wirkung reduzierten Märchenwelt. Ein halbrunder Raum, in dessen Mitte ein paar Säulen stehen und der durch eine Zwischendecke in unten (Teich) und oben (Land) geteilt ist, dient als ziemlich abstrakter Spielraum. In der Wasserwelt trägt man als Nixe einheitlich wasserblaue Kleidchen und wasserstoffblonde Perücken – nur dumm, dass diese Kostümierung ausgerechnet der Hauptdarstellerin überhaupt nicht steht und die Rusalka deshalb aussieht wie ein pummeliges, etwas trotziges Mädchen. In dieses Wesen soll sich der Prinz verlieben? Kaum vorstellbar, und damit ist das Konzept von Beginn an in Schieflage. Überhaupt – Achtung: Kalauer! - plätschert die Unterwasserszene des ersten Aktes ziemlich uninteressant vor sich hin, weil die Personenregie belanglos bleibt und noch dazu die musikalischen Höhepunkte szenisch verschenkt, und auch an Land wird's nicht viel besser. Am Hof des Prinzen kleidet man sich knallgelb mit roten Schuhen (die Herren) und – Sexualsymbolik! - roten Strumpfhosen (die Damen), und alle haben die Münder knallrot geschminkt. Die fremde Fürstin darf gleich komplett in Rot antreten (mit Lackstiefeln). Klar, dass die Nixe, jetzt in jungfräulichem Weiß, hier deplatziert ist und die Fürstin leichtes Spiel hat, den Prinzen für sich zu gewinnen.


Szenenfoto

Machtkämpfe: Rusalka (Angela Bic, l.) und Hexe (Grit Gnauck

Natürlich muss man der Märchenhandlung nicht unbedingt einen bedeutungsschwangeren Überbau geben, aber die Typisierung der Charaktere durch diese sehr klare, aber auch sehr schlichte Symbolik führt dazu, dass jegliche Individualität verloren geht – und damit auch das, was die Figuren interessant machen könnte. Erst im dritten Akt, und zwar bezeichnenderweise dann, wenn Rusalka ihre Perücke ablegt und eine eigene Persönlichkeit erhält, nimmt die Inszenierung (ein bisschen) an Fahrt auf – das ist aber viel zu spät. So kommt die Regie letztendlich nicht über eine dekorative Bebilderung hinaus, hübsch ausgeleuchtet, aber auch ziemlich langweilig.


Szenenfoto

Der Prinz (hier: Craig Berningham) schaut nach Rusalka (Angela Bic), wird sich später aber der fremden Fürstin (in Rot: Susanne Schubert) zuwenden

Der Wirkung der Musik steht das zumindest nicht entgegen. Angela Bic in der Titelpartie, sicher keine große Schauspielerin, verfügt über eine schöne lyrische, aber in den entscheidenden Momenten auch hinreichend dramatische Stimme, die an einigen Stellen ein geheimnisvolles, attraktives Timbre andeutet – das aber wird wenig genutzt, und überhaupt ist die Partie ziemlich pauschal gestaltet und gewinnt erst gegen Ende an Kontur, mit einem recht ordentlich gestalteten Finale. Wenn die Sängerin ihr entwicklungsfähiges Potential ausbaut und in die Rolle weiter hineinwächst, könnte daraus durchaus eine fabelhafte Rusalka werden, aber im Moment ist noch manches ungeschliffen. Richard Carlucci ist ein Prinz mit einem zwar nicht sehr strahlende, aber auch nicht zu kleinen, „italienisch“ gefärbten Tenor. Durch und durch solide gestaltet Bart Driessen den Wassermann als fürsorglichen und verständnisvollen Nixenvater. Gritt Gnauck hat als Hexe Jezibaba ein paar unangenehme Patzer an den exponierten Stellen des ersten Aktes, macht das aber durch ihre intensive Mittellage und einen sehr präsent und spannend gestalteten Auftritt im dritten Akt mehr als wett. Vom ersten Ton an zupackend und mit der notwendigen, aber nicht unangenehmen Schärfe überzeugt Susanne Schubert als fremde Fürstin. Brian Dore als Heger und Jäger und Vera Semeniuk als Küchenmädchen sind überdurchschnittlich gute Besetzungen der kleinen Partien, letztere bildet mit Christina Rümann und Diane Blais ein wohlklingendes und auch nett anzuschauendes Elfenterzett.


Szenenfoto

Rusalka und Prinz

Der homogene Opernchor hätte besseres verdient, als mehrfach in miserabler Klangqualität per Lautsprecher eingespielt zu werden. Ordentlich, wenn auch nicht überragend ist die orchestrale Seite. Neben einer Reihe von schönen Bläsersoli, vor allem in den Flöten, stehen Tuttistellen mit durchwachsener Homogenität, und die Intonation ist auch nicht in jedem Akkord lupenrein. Kapellmeister Lancelot Fuhry dirigiert manches schöne Detail; die große Linie ist nicht zu erkennen.

FAZIT

Szenisch gepflegte Langeweile in bunten Bildern; musikalisch solide, aber selten mehr. Insgesamt unaufregend.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Lancelot Fuhry

Inszenierung
Jetske Mijnssen

Bühne
Sanne Danz

Kostüme
Christine Mayer

Mitgestaltung Kostüme
Ute Werner

Choreinstudierung
Granville Walker

Dramaturgie
Daniel Schindler


Opernchor des Theater Dortmund

Statisterie des Theater Dortmund

Dortmunder Philharmoniker


Solisten

* Besetzung der rezensierten Aufführung

Rusalka
Angela Bic

Prinz
Craig Bermingham /
* Richard Carlucci

Fremde Fürstin
Susanne Schubert

Wassermann
Bart Driessen

Hexe
Gritt Gnauck

Heger / Jäger
Brian Dore

Küchenmädchen
Maria Hilmes /
* Vera Semieniuk

1. Elfe
Christina Rümann

2. Elfe
Maria Hilmes /
* Vera Semieniuk

3. Elfe
Diane Blais


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