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Murder in the Cathedral
(Assassinio nella cattedrale)


Tragedia musicale in zwei Akten und einem Intermezzo von Ildebrando Pizzetti
Text von Ildebrando Pizzetti nach dem Drama Murder in the Cathedral (1935)
von T. S. Eliot, englische Fassung: Geoffrey Dunn


In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 1h 30' (keine Pause)

Premiere an der Oper Frankfurt am 1. Mai 2011

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Oper Frankfurt
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Mord in der Kirche

Von Roberto Becker / Fotos von Barbara Aumüller

Vergrößerung in neuem Fenster Die Heimkehr des Verbannten – John Tomlinson

Vor drei Jahren hatte der Erfurter Generalintendant Guy Montavon in seiner Ausgrabungsreihe mit der reichlich hundert Jahre alten Fedra von Ildebrando Pizzetti (1880-1968) gepunktet. Dass der Italiener heute nicht mehr so bekannt ist und kaum irgendwo gespielt wird, liegt einerseits wohl daran, dass er im faschistischen Italien Mussolinis allzu hoch geschätzt war. Andererseits hielt er auch nach dem Krieg als Komponist bewusst Distanz sowohl zum Verismo a la Puccini als auch zur Nachkriegsmoderne.

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Hier will (und soll!) einer unbedingt zum Märtyrer werden

Bernd Loebe hat jetzt Pizzettis späte Oper Murder in the Cathedral für Frankfurt ausgegraben. Mit diesem Werk nach dem Vers-Drama, das T.S. Eliot Mitte der dreißiger Jahre geschrieben hatte, erzählt Pizzetti 1958 die Geschichte eines englischen Märtyrers, ja er zelebriert sie als Chorwerk geradezu wie ein Hochamt, das sich auf die Bühne verirrt hat. In Frankfurt wird nicht nur, direkt auf Eliot zurückgreifend und mit Gewinn für die Authentizität des Geschehens, auf Englisch gesungen. Mit Martyn Brabbins am Pult des Frankfurter Opernorchesters, dem Regisseur Keith Warner und Sir John Tomlinson in der Rolle des mit dem König in Clinch geratenen Thomas Becket ist das Ganze eine ziemlich britische Angelegenheit. Der als Wagnerinterpret weltweit renommierte Tomlinson ist in dieser Produktion der Star, er ist mit intakter Stimme und persönlichem Charisma höchst überzeugend.

Vergrößerung in neuem Fenster Die Gefolgsleute des Königs attackieren Becket

Im 12. Jahrhundert war Becket von der Politik an die Spitze der Kirche gewechselt. Er nahm sein Amt freilich ernster, als der König erwartet hatte. Beim dann einsetzenden Kampf um die Macht geriet er mit dem König so aneinander, dass er erst sieben Jahre ins französische Exil gehen musste, um bei seiner Rückkehr von königstreuen Mördern, wenn vielleicht auch nicht auf dessen Befehl, so aber doch in seinem Sinne, umgebracht zu werden.

Keith Warner setzt das im eindrucksvollen Bühnenbild von Tilo Steffens (der auch schon einige Inszenierungen von Katharina Wagner ausgestattet hat) in der atmosphärischen Dichte eines Raumes um, der eine Kirche oder auch ein Schutz bietender Tunnel sein könnte. Becket betritt sie am Anfang wie ein Reisender, der ein Schiff verlässt über eine Treppe aus dem Schnürboden. Die Menschen, die aussehen wie aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, erwarten aufgewühlt die Rückkehr ihres Bischofs. Sie lassen sich dann freilich mit einer beängstigenden Dynamik auf dessen immer wieder vorgetragenen Visionen vom eigenen Märtyrertod ein. Wobei Becket selbst eine Reihe von effektvoll zu bebildernden Versuchungen zu bestehen hat.

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Ergriffenheit nach dem Mord

Wenn die Mörder dann tatsächlich zunächst als eine arrogante englische Jagdgesellschaft mit Gewalt eindringen, den Bischof erst malträtieren und dann beim zweiten Auftritt tatsächlich umbringen, dann liefert die Szene genau die plakativ parteiischen Bilder einer Märtyrerlegende, die die Musik mit eindringlich pathetischem Parlando vorgibt. Der Höhepunkt ist dabei ein riesiges, vom Schwert durchbohrtes Herz im Hintergrund. Da verliert die Inszenierung endgültig jede kritische Distanz zur Geschichte, die wohl selbst Eliot noch hatte, aber schon Pizzetti verringerte. Daran ändert auch die von Keith Warner eingefügte hintersinnige Rückkehr des Ermordeten nichts, der jetzt unerkannt unter seinen Anhängern wandelt.


FAZIT

Murder in the Cathedral ist ein ziemlich tendenziöses Erbauungsstück, das einer kritischeren Hinterfragung bedürfte, als Keith Warner sie liefert. Musikalisch lohnt das Unternehmen allemal, schon weil Pizzettis Musik wäre stark genug wäre, um auch konzertant zu bestehen. Musikalisch bietet die Frankfurter Oper Spitzenqualität.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Martyn Brabbins

Regie
Keith Warner

Bühnenbild
Tilo Steffens

Kostüme
Julia Müer

Licht
Olaf Winter

Chor
Michael Clark

Dramaturgie
Norbert Abels


Chor der Oper Frankfurt

Frankfurter Museumsorchester


Solisten

Thomas Becket
John Tomlinson

Ein Herold
Michael McCown

1. Chorführerin
Britta Stallmeister

2. Chorführerin
Katharina Magiera

1. Priester
Hans-Jürgen Lazar

2. Priester
Dietrich Volle

3. Priester
Vuyani Mlinde

1. Versucher / 1. Ritter
Beau Gibson

2. Versucher / 2. Ritter
Simon Bailey

3. Versucher / 3. Ritter
Brett Carter

4. Versucher / 4. Ritter
Magnús Baldvinsson



Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Oper Frankfurt
(Homepage)







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