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Don't dream it. Be it.
Von Stefan Schmöe
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Fotos von Matthias Stutte
Lassen Sie Janet und Brad nicht allein im Regen stehen, halten auch Sie eine Zeitung über Ihren Kopf
Zu Beginn ein Geständnis: Ich habe The Rocky Horror Show zuvor noch nie gesehen, nicht auf der Bühne und auch nicht den Film. Ich weiß vom Hörensagen, dass man als Kenner das Kino mit Wasserpistole, Reis, Zeitung und ähnlichen Assessoires betritt und ein Benehmen an den Tag legt, dass im Theater im Allgemeinen als daneben bezeichnet würde. Vorsichtshalber hat das Theater Krefeld-Mönchengladbach einen Theater-Knigge erstellt, der Verhaltensmaßregeln vorgibt. Keine Sorge, liebe Rocky-Fans: Ihr dürft zwar nicht alles, aber vieles. Zum Beispiel dazwischenrufen (ist bei Mozart oder Verdi strikt verpönt), mit Reis werfen (passt eigentlich auch bei Lohengrin, würde bei Wagnerianern aber auf Unverständnis stoßen) oder Toilettenpapier ausrollen, wenn Rocky seine Bandagen abwirft (könnte als aktives Mit-Leiden auch in Parsifal ausprobiert werden, aber da darf man ja nicht mal ordentlich applaudieren). Wasserpistolen sind untersagt, aber mitsingen und tanzen ist ausdrücklich erwünscht. Es ist also vieles anders als sonst. Im Theater ist eine kleine, aber umso auffälligere Minderheit des Publikums mehr oder weniger schrill kostümiert. Vor der Aufführung gibt es einen Mini-Tanzkurs, damit man auch als Laie den time warp mittanzen kann. Und in der Aufführung geht's dann rund: Auf der Bühne sowieso, aber auch im Zuschauerraum. Da fliegen Reis und Toilettenpapier ganz ordentlich, beim Tanzen geht es eher verhalten zu, aber es ist ja auch ziemlich eng. Samstag-Abend-Publikum, das ist zurückhaltender, sagen in der Pause Kenner, die schon mehrere Aufführungen besucht haben. Dabei fand ich die Stimmung auch so reichlich ausgelassen - wie mag es dann erst unter der Woche zugehen? Ihr charmanter Gastgeber an diesem Abend: Dr. Frank'N'Furter
Für alle, die das Stück auch (noch) nicht kennen: Eine irgendwie logische Handlung gibt es nur in Ansätzen. Ein biederes Pärchen strandet nach einer Reifenpanne bei Dr. Frank'N'Furter, der in seinem Schloss gerade, umgeben von einer offenbar intergalaktischen Partygesellschaft, ein Retortenwesen namens Rocky zum Leben erweckt, das im Wesentlichen zur Befriedigung sexueller Gelüste geschaffen wurde. Dabei werden allerlei abgegriffene Motive aus Horrorfilm und Science Fiction gestreift, und ganz zu Recht trägt das Spektakel die Bezeichnung Show im Titel. Die Inszenierung von Frank Matthus soll sich ziemlich nah am Film bewegen kein Wunder, ist die Vergabe der Aufführungsrechte doch laut einem Beitrag von Matthus im Programmheft an enge Vorgaben geknüpft, wonach im Wesentlichen das Original unverändert zu spielen ist. Ob das alles das Richtige für ein braves Stadttheater ist? It's partytime!
Die Antwort fällt eindeutig aus: Absolut. Wobei das Stadttheater nicht brav ist. Was die Schauspieler des hauseigenen Ensembles leisten, ist schlichtweg phänomenal. Adrian Linke als schriller Transvestit Frank'N'Furter spielt und singt mit hinreißender Intensität, als habe er nie etwas anderes als solche abgedrehten dreckigen Rollen gespielt. Matthias Oelrich ist ein Erzähler von Stanley Kubrick's Gnaden mit abgründigen Zwischentönen (der Kenner kommentiert sein Erscheinen mit einem lautstarken langweilig oder, polyglotter, boring). Felicitas Breest als Janet und Ronny Tomiska als Brad sind ein hinreißend naives Paar in den Fängen der Transsylvanier, Esther Keil eine zupackende Magenta. Aber Einzelkritik verbietet sich eigentlich angesichts einer durch und durch grandiosen Ensembleleistung. Die Choreographie (Ralph Frey) stimmt ebenso wie die ausgezeichnete Tontechnik, und die sechsköpfige Rocky Horror Band liefert außerordentlich zuverlässig den passenden Sound dazu. Das alles lebt von der hohen Intensität, aus dem Spaß an Verkleidung und Nonsense, und natürlich aus der Wechselwirkung zwischen Bühne und Publikum. Auf den Stühlen hielt es bei den Zugaben dann wohl keinen mehr.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne und Kostüme
Choreographie
Dramaturgie
Solisten* Besetzung der rezensierten Aufführung
Usherette/Magenta
Janet
Brad
Erzähler
Riff-Raff
Columbia
Dr. Frank'N'Furter
Rocky
Eddie
Dr. Everett Scott
Phantome/Transilvanians
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