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The Rocky Horror Show


Musical von Richard O'Brien
Musikalische Einrichtung von Richard Hartley
Deutsche Fassung von Frank Thannhäuser und Iris Schumacher


in deutscher Sprache
Aufführungsdauer: ca. 2h 40' (eine Pause)

Premiere im Theater Krefeld am 29. Januar 2011
(rezensierte Aufführung: 12. Februar 2011)

Homepage

Theater Krefeld-Mönchengladbach
(Homepage)
Don't dream it. Be it.

Von Stefan Schmöe / Fotos von Matthias Stutte


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Lassen Sie Janet und Brad nicht allein im Regen stehen, halten auch Sie eine Zeitung über Ihren Kopf

Zu Beginn ein Geständnis: Ich habe The Rocky Horror Show zuvor noch nie gesehen, nicht auf der Bühne und auch nicht den Film. Ich weiß vom Hörensagen, dass man als Kenner das Kino mit Wasserpistole, Reis, Zeitung und ähnlichen Assessoires betritt und ein Benehmen an den Tag legt, dass im Theater im Allgemeinen als „daneben“ bezeichnet würde. Vorsichtshalber hat das Theater Krefeld-Mönchengladbach einen „Theater-Knigge“ erstellt, der Verhaltensmaßregeln vorgibt. Keine Sorge, liebe Rocky-Fans: Ihr dürft zwar nicht alles, aber vieles. Zum Beispiel dazwischenrufen (ist bei Mozart oder Verdi strikt verpönt), mit Reis werfen (passt eigentlich auch bei Lohengrin, würde bei Wagnerianern aber auf Unverständnis stoßen) oder Toilettenpapier ausrollen, wenn Rocky seine Bandagen abwirft (könnte als aktives Mit-Leiden auch in Parsifal ausprobiert werden, aber da darf man ja nicht mal ordentlich applaudieren). Wasserpistolen sind untersagt, aber mitsingen und –tanzen ist ausdrücklich erwünscht.

Es ist also vieles anders als sonst. Im Theater ist eine kleine, aber umso auffälligere Minderheit des Publikums mehr oder weniger schrill kostümiert. Vor der Aufführung gibt es einen Mini-Tanzkurs, damit man auch als Laie den „time warp“ mittanzen kann. Und in der Aufführung geht's dann rund: Auf der Bühne sowieso, aber auch im Zuschauerraum. Da fliegen Reis und Toilettenpapier ganz ordentlich, beim Tanzen geht es eher verhalten zu, aber es ist ja auch ziemlich eng. „Samstag-Abend-Publikum, das ist zurückhaltender“, sagen in der Pause Kenner, die schon mehrere Aufführungen besucht haben. Dabei fand ich die Stimmung auch so reichlich ausgelassen - wie mag es dann erst unter der Woche zugehen?

Vergrößerung in neuem Fenster Ihr charmanter Gastgeber an diesem Abend: Dr. Frank'N'Furter

Für alle, die das Stück auch (noch) nicht kennen: Eine irgendwie logische Handlung gibt es nur in Ansätzen. Ein biederes Pärchen strandet nach einer Reifenpanne bei Dr. Frank'N'Furter, der in seinem Schloss gerade, umgeben von einer offenbar intergalaktischen Partygesellschaft, ein Retortenwesen namens Rocky zum Leben erweckt, das im Wesentlichen zur Befriedigung sexueller Gelüste geschaffen wurde. Dabei werden allerlei abgegriffene Motive aus Horrorfilm und Science Fiction gestreift, und ganz zu Recht trägt das Spektakel die Bezeichnung „Show“ im Titel. Die Inszenierung von Frank Matthus soll sich ziemlich nah am Film bewegen – kein Wunder, ist die Vergabe der Aufführungsrechte doch laut einem Beitrag von Matthus im Programmheft an enge Vorgaben geknüpft, wonach im Wesentlichen das Original unverändert zu spielen ist. Ob das alles das Richtige für ein braves Stadttheater ist?

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It's partytime!

Die Antwort fällt eindeutig aus: Absolut. Wobei das Stadttheater nicht brav ist. Was die Schauspieler des hauseigenen Ensembles leisten, ist schlichtweg phänomenal. Adrian Linke als schriller Transvestit Frank'N'Furter spielt und singt mit hinreißender Intensität, als habe er nie etwas anderes als solche abgedrehten „dreckigen“ Rollen gespielt. Matthias Oelrich ist ein Erzähler von Stanley Kubrick's Gnaden mit abgründigen Zwischentönen (der Kenner kommentiert sein Erscheinen mit einem lautstarken „langweilig“ oder, polyglotter, „boring“). Felicitas Breest als Janet und Ronny Tomiska als Brad sind ein hinreißend naives Paar in den Fängen der Transsylvanier, Esther Keil eine zupackende Magenta. Aber Einzelkritik verbietet sich eigentlich angesichts einer durch und durch grandiosen Ensembleleistung. Die Choreographie (Ralph Frey) stimmt ebenso wie die ausgezeichnete Tontechnik, und die sechsköpfige „Rocky Horror Band“ liefert außerordentlich zuverlässig den passenden Sound dazu. Das alles lebt von der hohen Intensität, aus dem Spaß an Verkleidung und Nonsense, und natürlich aus der Wechselwirkung zwischen Bühne und Publikum. Auf den Stühlen hielt es bei den Zugaben dann wohl keinen mehr.


FAZIT

Unglaublich, was da im Theater Krefeld passiert - in dieser schrägen Show passt alles. Unbedingt hingehen. Oder mit den Worten des Texters und Komponisten: Don't dream it. Be it. (Unbedingt Toilettenpapierrollen mitbringen!)


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Willi Haselbek

Inszenierung
Frank Matthus

Bühne und Kostüme
Johanna Maria Burkhart

Choreographie
Ralph Frey

Dramaturgie
Ulrike Brambeer


Rocky Horror Band:

Willi Haselbek
Kim Jovy
Christoph Kammer
Jörg Kinzius
Olaf Scherf
Winfried Slütters


Solisten

* Besetzung der rezensierten Aufführung

Usherette/Magenta
Esther Keil

Janet
Felicitas Breest

Brad
Ronny Tomiska

Erzähler
Matthias Oelrich

Riff-Raff
Paul Steinbach

Columbia
Helen Wendt

Dr. Frank'N'Furter
Adrian Linke

Rocky
Cornelius Gebert

Eddie
Felix Banholzer

Dr. Everett Scott
Joachim Henschke

Phantome/Transilvanians
Alla Bondarevskaya
Vincent Debus
Tobias Forstreuter
Christine Lauter
Ariane Melde
Gianna Metzer
Monika Stahler
Christoph Teipel-Simon
Lisa Timm
Dorothea Willecke
Konstantin Zacher




Weitere
Informationen

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Theater Krefeld-
Mönchengladbach

(Homepage)



Da capo al Fine

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