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Einheit von Gesang und Tanz
Von Thomas Molke / Fotos von Gert Weigelt
Vénus (Iryna Vakula) und Mars (Christophe Gay).
Ensemble-Szene im Prolog (ganz rechts: L'Amour (Ovidiu Purcel), Chor, vorne Ballett am Rhein, Mitte hinten: Minerve (Katarzyna Kuncio), rechts Hébé (Feline van Dijken)).
Pollux (Günes Gürle) zwischen zwei Frauen: Téla ïre (Alma Sadé, rechts) und Phébé (Claudia Braun, mit Marlúcia do Amaral als Alter Ego).Wie für das Ballett-Ensemble hat rosalie auch die Figuren der Oper durch die Kostümierung deutlich in Gruppen voneinander abgegrenzt. So tragen die Götter Kothurne, Stiefel mit extrem hohen Sohlen beziehungsweise Absätzen, die die Schauspieler im antiken Theater getragen haben und die die Götter somit größenmäßig über die anderen Figuren erheben. Die Kostüme der Götter sind in der Form fantasievoll gehalten und erinnern an Comiczeichnungen. Die silbrige Farbe mit den roten Farbtupfern hebt sie deutlich von den Sterblichen ab, die in weiße Gewänder gekleidet sind. Castor und Pollux tragen ein leicht silbriges, fast durchsichtiges ärmelloses Shirt, das ihren Zwischenstatus zwischen Sterblichen und Göttern hervorhebt. So ist Pollux ja als Kind von Leda und Jupiter immerhin ein Halbgott. Dies trifft zwar auf Castor nicht zu, da sein Vater ein Mensch ist, wobei die Bruderliebe aber schlussendlich dazu führt, dass auch ihm von Jupiter in gewisser Weise ein halbgöttlicher Status zuerkannt wird. Hébé (Feline van Dijken) versucht, Pollux (Günes Gürle) mit dem Reiz ewiger Jugend zu locken (im Hintergrund links: Jupiter (Sami Luttinen) und Mitglieder des Ballett am Rhein). Neben dem Ballett-Ensemble, das, auch wenn sich nicht der komplette Bewegungskanon erschließt, in ästhetisch beeindruckenden Gruppensequenzen das hohe Niveau des Hauses im Bereich der Tanzsparte unterstreicht, verfügt die Deutsche Oper am Rhein auch über ein Sänger-Ensemble, das sich nicht nur auf Schläpfers Choreographie einlässt, sondern auch ein tänzerischer Teil davon wird. So geben Jussi Myllys als Castor mit leuchtendem lyrischen Tenor und Günes Gürle mit markantem Bass nicht nur stimmlich ein ideales Brüderpaar ab, sondern drücken auch in homogenen Bewegungen ihre innere Verbundenheit aus. Auch der Tanz, in den sie mit Alma Sadé als von beiden Brüdern angebeteten Prinzessin Téla ïre in einer Traumsequenz verfallen, zeigt ihre darstellerischen Fähigkeiten. Gleiches gilt für Alma Sadé, die die Prinzessin Télaïre mit strahlendem Sopran ausstattet. Claudia Braun begeistert mit etwas dunkel gefärbtem Sopran als Phébé, die verzweifelt darum kämpft, von Pollux geliebt zu werden, und in ihrer Racheszene "Castor revoit le jour", wenn sie erkennt, dass Pollux wirklich für den Bruder die Unsterblichkeit aufgegeben hat, regelrechte Furien der Unterwelt heraufbeschwört. Erst wenn sie selbst am Ende der Oper als Schatten der Unterwelt den ewigen Glanz der Dioskuren besingt, in dem sie jetzt am Firmament erstrahlen werden, stellt sie unter Beweis, dass sie auch die leisen lyrischen Töne mit gleicher Ausdruckskraft beherrscht. Schläpfer stellt ihr Marlúcia do Amaral als Tänzerin zur Seite, die zum einen die Wut und Verzweiflung dieser zurückgewiesenen Frau in expressiven Bewegungen darstellt, zum anderen auch im Tanz mit Braun selbst die innere Zerrissenheit dieser Figur zeigt.Pollux (Günes Gürle, links) hat in den Gefilden der Seligen endlich seinen Bruder Castor (Jussi Myllys, Mitte) wiedergefunden (im Hintergrund: Jörg Weinöhl). Von den kleineren Partien lässt vor allem Ovidiu Purcel aufhorchen, der ab dieser Spielzeit Mitglied des Opernstudios der Deutschen Oper am Rhein ist und bereits bei der Abschlussveranstaltung der letztjährigen Klasse als Paolino in Cimarosas Il matrimonio segreto die Qualitäten seines lyrischen Tenors unter Beweis stellen konnte (siehe auch unsere Rezension). Auch die weiteren Solisten und der von Gerhard Michalski homogen einstudierte Chor der Deutschen Oper am Rhein werden dem hohen künstlerischen Niveau des Hauses gerecht. Axel Kober rundet mit der Neuen Düsseldorfer Hofmusik, Düsseldorfs Originalklangensemble, den Abend musikalisch ab und entwickelt mit großer Präzision den magischen Zauber von Rameaus Barockmusik. So gibt es am Ende lang anhaltenden Applaus für die Sänger, Tänzer, Musiker und das Regieteam. Schläpfer scheint folglich auch beim Opern-Publikum der Freundeskreis-Premiere mit seiner Inszenierung und Choreographie ins Schwarze getroffen zu haben.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung und Choreographie Raum, Lichtobjekte und Kostüme
Licht Chor
Dramaturgie
Neue Düsseldorfer Hofmusik
Violoncello Kontrabass Cembalo
Solisten
Vénus
Mars
Minerve
L'Amour
Jupiter
Castor Pollux Téla ïreAlma Sadé Phébé Der Hohepriester Jupiters Zwei Athleten Dienerin Hébés Ein glücklicher Schatten Hébé Mercure Ballett am Rhein Sachika
Abe Maksat Sydykov Jörg Weinöhl
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