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Festliches Wagner-Strauss-Konzert


Aufführungsdauer: ca. 2 h 30' (eine Pause)

Konzert am 27. November 2011
(Wiederholung eines Konzerts vom 19. November 2011)


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Deutsche Oper am Rhein
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Es hat sich gelohnt

Von Thomas Tillmann



"Wir können in Zukunft endlich das spielen, was die Wurzeln und Traditionen des Orchesters ausmacht und seine Identität definiert: nämlich Wagner und Strauss." hat GMD Axel Kober meiner RP-Kollegin Regine Müller im Interview erzählt. Insgesamt 2,3 Millionen Euro investierte die Stadt Düsseldorf in die Vergrößerung und den akustischen Umbau des Orchestergrabens (immerhin 22 Quadrameter Fläche wurden gewonnen, Tieftonabsorber wurden installiert), nun sind die Bauarbeiten abgeschlossen, und stolz präsentierte man am 19. und 27. 11. in einem Konzert mit Werken der genannten Komponisten das Ergebnis, und bereits nach den ersten Takten des spärischen Vorspiels zum ersten Aufzug des Lohengrin war klar: Es hat sich gelohnt. Herrlich transparent und überraschend brillant drang das Spiel der Düsseldorfer Symphoniker, die ganz offensichtlich auch ordentlich und intensiv geprobt hatten, ans Ohr der Zuhörerinnen und Zuhörer. Kober und Generalintendant Meyer sprechen in ihrem Programmheftbeitrag von einer "Befreiung des Klangs" und loben die "über die gesamte Ausdehnung des Grabens hinweg deutlich verbesserte musikalische Korrespondenz", die "jedem einzelnen Orchestermitglied ein differenzierteres Hören" ermögliche und den Musikerinnen und Musikern Ansporn sei, den Klang seines oder ihren Instrumentes "noch mehr zu variieren und eine größere dynamische Bandbreite anzubieten". Papier ist in der Regel ja geduldig, aber vieles davon war an diesem Abend wirklich hervorragend nachzuhören, viele Details und Einzelstimmen auch (und leider auch jeder kleine Patzer, von denen es aber wirklich nur sehr wenige gab). Auf der linken Seite, wo mein Platz lag, hatte ich beispielsweise den Eindruck, die Harfe säße in zwei Metern Entfernung von mir, und auch das Glitzern der Streicher in dem Rheingold-Ausschnitt bleiben mir in besonderer Erinnerung, die mächtigen, aber differenziert gestalteten Entladungen des Siegfried-Trauermarsches und des Finales der Götterdämmerung natürlich, wobei der Generalmusikdirektor, ganz in der Tradition seines großen Vorbilds Hans Wallat, bei Wagner breite, aber nie stehende Tempi wählte, und an vielen Stellen gelang es ihm wie dem Älteren, exemplarische Spannungsbögen über viele Partiturseiten hinweg aufzubauen.

Nicht ganz so begeisternd fand ich die sängerische Leistungen. Susan Maclean, die zwar eine fulminante, wunderbar verschlagene Ortrud gab, tat sich mit der Sieglinde, die sie im Februar auch in der Wiederaufnahme an der Rheinoper singen soll, für mein Empfinden keinen Gefallen: Natürlich liegen ihr die tiefen Passagen der Erzählung gut in der Stimme, aber schon an deren Ende bemerkte man, dass das Beherrschen exponierter hoher Einzeltöne, wie sie ja in vielen Mezzopartien gefordert sind, nicht garantiert, dass man auch längere Zeit in der hohen Lage unverkrampft, intonationssicher und nicht nur im brutalen Forte singen kann. Und so stand in der der 3. Szene des ersten Walküre-Aktes zu sehr die reine vokale Bewältigung im Vordergrund, von einer wirklichen Durchdringung und einer bemerkenswerten Interpretation konnte da leider keine Rede sein, da gibt es in den verbleibenden vier Monaten noch einiges zu tun. Viel besser gefiel mir Michael Weinius als Siegmund, der nicht nur einiges aus dem Text machte, ohne dass seine deklamatorischen Bemühungen zu Lasten der vokalen Linie gegangen wären, sondern auch stimmlich mit seinem nicht allzu dunklen, in der Höhe problemlos ansprechenden Tenor aufhorchen ließ, der die Baritonvergangenheit nicht mehr erkennen lässt. Weniger Eindruck hinterließ der Schwede dann im zweiten Teil mit dem kurzen und ja auch etwas undankbaren "Brünnhilde, heilige Braut!", da fehlt ihm natürlich auch die Rollenerfahrung (den Wälsung hat er an der Royal Swedish Opera bereits gegeben). Nichtsdestotrotz hätte ich ihn gern im nächsten Jahr als Siegmund in Düsseldorf gehört und könnte ihn mir auch gut als Lohengrin vorstellen. A propos: Sylvia Hamvasis hübscher, lyrischer Mozartsopran reicht natürlich für Elsas "Euch Lüften", aber schon im Dialog mit Ortrud danach hörte man, dass die Stimme sich besonders im Forte verhärtete und man für diese Partie mehr braucht als ein gutes Legato und einen jugendlichen Ton - sie in einer Lohengrin-Neuproduktion, von der man immer wieder gerüchteweise hört, zu besetzen, wäre sicher kein Gewinn für das Werk und kein geringes Risiko für die Ungarin.

Im Finale des Rheingold überrumpelte einmal mehr Tomasz Konieczny mit der mächtigen Klangfülle seines Bassbaritons, die perfekt zum jungen Wotan in all seiner Selbstgefälligkeit passt. Und wenn man so überwältigend singt, dann muss man sich offenbar auch nicht allzuviel Mühe mit deutschen Text geben. Trotzdem bedauere ich, dass er bei der erwähnten Walküre nicht den Götterväter singt, und wenn die Information auf der Homepage des Hauses stimmen, gibt er den Barak in dieser Saison auch nur alternierend mit dem Schweden Markus Jupither.

Im zweiten Teil mochte ich zwar Axel Kobers zupackende, sehr sinnliche, pralle Lesart des Rosenkavalier - im Vorspiel zum ersten Akt ging es hörbar mächtig zur Sache -, aber Linda Watson war mir als Marschallin zu vordergründig-aufgesetzt und stimmlich sehr matronal (wobei es natürlich eine lange Tradition gibt, diese Strausspartie mit einer Hochdramatischen zu besetzen), Katarzyna Kuncio mit ihrem vollmundigen Mezzo zu wenig präsent. Ihre Stimmführung hätte für mein Empfinden auch etwas geschmeidiger, weniger kantig und eleganter sein dürfen, aber vielleicht ist die Polin der Partie, die ihr möglicherweise auch ein bisschen hoch liegt, auch doch schon ein wenig entwachsen. Darunter litt auch die Rosenüberreichung; Anke Krabbe hatte indes keine Schwierigkeiten mit den gefürchteten Höhen des Sophie-Parts, aber man spürte doch deutlich, dass sie nach ihnen entspannter und natürlicher sang und agierte. Beim Schlussterzett hatte Linda Watson einige Mühe, ihre erste, ja auch wirklich sehr heikle Phrase zu bewältigen, aber auch wenn ihr das gelang, war man als Zuhörer eher damit beschäftigt, deswegen den Atem anzuhalten als sich auf das gesungene Wort und die Situation einzulassen. Das hat man einfach schon viel inspirierter und besser gehört.

Letzteres gilt sicher auch für Brünnhildes Schlussgesang, den die Amerikanerin mit majestätischem Ton, schneidenden Forteacuti und tollen Piani vokal letztlich untadelig bewältigte, aber einmal mehr wirkte sie seltsam unbeteiligt, machte sich an den exponierten Stellen nach "Fliegt heim, ihr Raben" kaum noch Mühe mit dem Text und blieb auch in ihren Gesten im besten Fall bemüht. Immerhin, es gibt nicht viele Künstlerinnen ihrer Generation, die nach so vielen Jahren (ich erinnere mich an ihre sensationelle Sieglinde in Essen Mitte der neunziger Jahre) in diesem strapaziösen Fach überhaupt noch singen.


FAZIT

Noch einmal: Der Umbau hat sich gelohnt, die Akustik ist tatsächlich viel besser als erinnert. Schade nur, dass es so lange gedauert hat mit der Realisierung - Axel Kobers Vorgänger hätten sich über eine solche Maßnahme sicher auch gefreut (und haben sie oft umsonst gefordert). Den größten Applaus nach diesem Konzert verdienten in jedem Fall die Damen und Herren der Düsseldorfer Symphoniker und ihr GMD, die zurecht gemeinsam mit den Solisten auf die Bühne geholt wurden. Die Leistung der Sängerinnen und Sänger waren indes in der Mehrheit eher durchschnittlich, so dass man die Notwendigkeit eines Mitschnitts für eine CD-Produktion nicht recht nachvollziehen konnte. Ansonsten freut man sich nun auf die sicher geplanten großen Wagner- und Straussinszenierungen. Und bitte nicht wieder irgendwelche fertigen Produktionen einkaufen, die nur aufgewärmt werden!


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Programm



Auszüge aus Werken von
Richard Wagner und Richard Strauss


Mitwirkende

Sylvia Hamvasi, Sopran
Anke Krabbe, Sopran
Linda Watson, Sopran
Katarzyna Kuncio, Mezzosopran
Susan Maclean, Mezzosopran
Michael Weinius, Tenor
Tomasz Koniecny, Bassbariton



Düsseldorfer Symphoniker

Musikalische Leitung
Axel Kober



Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Deutschen Oper am Rhein
(Homepage)



Da capo al Fine

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