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Der Rosenkavalier

Komödie für Musik in drei Aufzügen
Text von Hugo von Hofmannsthal
Musik von Richard Strauss


In deutscher Sprache
Aufführungsdauer: ca. 4 h 15' (zwei Pausen)

Repertoireaufführung am 18. November 2011
(Premiere im Aalto-Theater Essen am 20. November 2004)


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Theater Essen
(Homepage)
Nachts im Museum

Von Stefan Schmöe / Fotos von Thilo Beu

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Wenn das Historische Museum seine Pforten schließt, werden die Figurinen lebendig, entsteigen ihren Schaukästen und Dioramen und verwickeln den einsamen Museumswärter in ein Traumspiel. In Hollywood hat man das Potenzial dieses Plots für das Unterhaltungskino erkannt (Nachts im Museum 2006, Fortsetzung 2009). Anselm Weber allerdings hat diese Grundidee bereits zwei Jahre früher, nämlich 2004, am Aalto-Theater in seiner Rosenkavalier-Inszenierung durchgespielt (unsere Rezension der Premiere). Das Konzept ermöglicht es durchaus raffiniert, die „großen“ Szenen ganz traditionell in historischen Kostümen zu spielen und von den Passagen, die schon bei Strauss und Hofmannsthal Staffage und Kolorit sind (und die hier fast wie ein Puppenspiel dargestellt werden) zu trennen. Gleichzeitig ist immer eine ironische Distanz zur Handlung gegeben. Als zweiten Leitgedanken der Regie stellt Weber den Ochs von Lerchenau in den Mittelpunkt (ursprünglich sollte der ja auch der Oper den Namen geben), indem er den Museumswärter dessen Rolle einnehmen lässt. Das ist mit vielen Querverweisen klug durchdacht und lebt nicht zuletzt von einer genauen Personenregie mit manchem schönen Detail. Für drei Aufführungen in dieser Spielzeit – die hier besprochene ist die zweite – ist das mit bewundernswerter Sorgfalt (szenische Leitung: Frédéric Buhr) erneut einstudiert worden, wobei gerade Chor und Kinderchor szenisch erhebliches zu leisten haben.

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Albert Pesendorfer hat als Wachtmann und Ochs also szenisch die Hauptlast zu tragen, was er bravourös meistert. Auch stimmlich beglaubigt er die Partie, die er tadellos aussingt. Er bringt den erforderlichen wienerischen Charme maßvoll ein, ohne die Figur zu überzeichnen. Michaela Kaune ist eine helle und leichte Marschallin – etwas mehr aristokratische Aura könnte die Figur stimmlich sicher vertragen -, der zwar die dramatischen Reserven fehlen (und bei ihrem Erscheinen im dritten Aufzug die stimmliche Autorität), die aber mit sehr genauer Diktion die leisen Passagen nuanciert gestaltet. Vor allem die stille zweite Hälfte des ersten Aufzugs gelingt mit vielen Zwischentönen sehr schön. Das Schlussterzett zerdehnt sie leider allzu pathetisch. Michaela Selinger ist ein zwar nicht übermäßig charismatischer, aber doch solider Octavian mit voller, gelegentlich metallisch timbrierter Stimme. Rebecca Nelsen, sehr niedlich anzuschauen, gibt die Sophie mit spitzer Stimme als sympathisch-freche Wiener Göre, bringt aber mit federleicht ansprechender Höhe auch die träumerisch-entrückten Töne zur Geltung. Heiko Trinsinger ist ein vokal knallig-präsenter, szenisch schmierig-neureicher Faninal, Rainer Maria Röhr (Valzacchi) und Ildiko Szönyi (Annina) ein markantes Intrigantenpaar.

Die ganz vorzüglichen Essener Philharmoniker spielen die vertrackte Partitur mit höchster Souveränität – da wird mancher Ton hörbar, über den an den meisten anderen Theatern eben schnell hinwegmusiziert wird. Chefdirigent Stefan Soltesz nimmt die stürmische erste Hälfte des Eingangsakts reichlich atemlos, begleitet dann aber im ruhigeren zweiten Teil sehr sensibel die Sängerinnen. Den zweiten Aufzug dirigiert er im großen Spannungsbogen, der auch über die musikalisch schwächere zweite Hälfte hinweg reicht. Im dritten Akt trifft er sehr schön den etwas schrägen Charme der Wiener Vorstadt-Walzer, um dann im Finale große Oper zu zelebrieren.


FAZIT

Über manches Detail in Anselm Webers Inszenierung lässt sich sicher streiten, insgesamt gehört sie sicher zu den ambitionierteren Interpretationen des Werkes und ist allemal sehenswert. Es spricht für das Aalto-Theater, mit welcher Sorgfalt die Produktion auch für den Repertoirebetrieb gepflegt wird. Sängerisch gibt es viel Licht und ein paar Schatten, orchestral erreichen Soltesz und „sein“ Orchester hier allerhöchstes Niveau.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Stefan Soltesz

Inszenierung
Anselm Weber

Bühnenbild
Thomas Dreißigacker

Kostüme
Bettina J. Walter

Licht-Design
Olaf Freese

Choreinstudierung
Alexander Eberle

Dramaturgie
Bettina Bartz



Kinderchor
des Aalto-Theaters

Opernchor
des Aalto-Theaters

Essener Philharmoniker


Solisten

Die Feldmarschallin
Michaela Kaune

Baron Ochs auf Lerchenau
Albert Pesendorfer

Octavian
Michaela Selinger

Herr von Faninal
Heiko Trinsinger

Sophie
Rebecca Nelsen

Die Leitmetzerin
Marie-Helen Joël

Valzacchi
Rainer Maria Röhr

Annina
Ildiko Szönyi

Ein Sänger
Andreas Hermann

Ein Polizeikommissar
Marcel Rosca

Der Haushofmeister
bei der Feldmarschallin
Mario Tardivio

Der Haushofmeister
bei Faninal
Joo Youp Lee

Ein Notar
Michael Haag

Ein Wirt
Albrecht Kludszuweit

Ein Tierhändler
Ulrich Wohlleb

Drei adelige Waisen
Sabine Brunke
Ginette Willaerts
Michaela Sehrbrock

Eine Modistin
Francesca Devos

Ein Hausknecht
Karl-Ludwig Wissmann

Leopold
Peter Holthausen

Ein Mohr
Diego Holtmeier

Eine Putzfrau
Tyshea Suggs






Weitere Informationen
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(Homepage)




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