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Nachts im Museum
Von Stefan Schmöe
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Fotos von Thilo Beu
Wenn das Historische Museum seine Pforten schließt, werden die Figurinen lebendig, entsteigen ihren Schaukästen und Dioramen und verwickeln den einsamen Museumswärter in ein Traumspiel. In Hollywood hat man das Potenzial dieses Plots für das Unterhaltungskino erkannt (Nachts im Museum 2006, Fortsetzung 2009). Anselm Weber allerdings hat diese Grundidee bereits zwei Jahre früher, nämlich 2004, am Aalto-Theater in seiner Rosenkavalier-Inszenierung durchgespielt (unsere Rezension der Premiere). Das Konzept ermöglicht es durchaus raffiniert, die großen Szenen ganz traditionell in historischen Kostümen zu spielen und von den Passagen, die schon bei Strauss und Hofmannsthal Staffage und Kolorit sind (und die hier fast wie ein Puppenspiel dargestellt werden) zu trennen. Gleichzeitig ist immer eine ironische Distanz zur Handlung gegeben. Als zweiten Leitgedanken der Regie stellt Weber den Ochs von Lerchenau in den Mittelpunkt (ursprünglich sollte der ja auch der Oper den Namen geben), indem er den Museumswärter dessen Rolle einnehmen lässt. Das ist mit vielen Querverweisen klug durchdacht und lebt nicht zuletzt von einer genauen Personenregie mit manchem schönen Detail. Für drei Aufführungen in dieser Spielzeit die hier besprochene ist die zweite ist das mit bewundernswerter Sorgfalt (szenische Leitung: Frédéric Buhr) erneut einstudiert worden, wobei gerade Chor und Kinderchor szenisch erhebliches zu leisten haben.
Albert Pesendorfer hat als Wachtmann und Ochs also szenisch die Hauptlast zu tragen, was er bravourös meistert. Auch stimmlich beglaubigt er die Partie, die er tadellos aussingt. Er bringt den erforderlichen wienerischen Charme maßvoll ein, ohne die Figur zu überzeichnen. Michaela Kaune ist eine helle und leichte Marschallin etwas mehr aristokratische Aura könnte die Figur stimmlich sicher vertragen -, der zwar die dramatischen Reserven fehlen (und bei ihrem Erscheinen im dritten Aufzug die stimmliche Autorität), die aber mit sehr genauer Diktion die leisen Passagen nuanciert gestaltet. Vor allem die stille zweite Hälfte des ersten Aufzugs gelingt mit vielen Zwischentönen sehr schön. Das Schlussterzett zerdehnt sie leider allzu pathetisch. Michaela Selinger ist ein zwar nicht übermäßig charismatischer, aber doch solider Octavian mit voller, gelegentlich metallisch timbrierter Stimme. Rebecca Nelsen, sehr niedlich anzuschauen, gibt die Sophie mit spitzer Stimme als sympathisch-freche Wiener Göre, bringt aber mit federleicht ansprechender Höhe auch die träumerisch-entrückten Töne zur Geltung. Heiko Trinsinger ist ein vokal knallig-präsenter, szenisch schmierig-neureicher Faninal, Rainer Maria Röhr (Valzacchi) und Ildiko Szönyi (Annina) ein markantes Intrigantenpaar. Die ganz vorzüglichen Essener Philharmoniker spielen die vertrackte Partitur mit höchster Souveränität da wird mancher Ton hörbar, über den an den meisten anderen Theatern eben schnell hinwegmusiziert wird. Chefdirigent Stefan Soltesz nimmt die stürmische erste Hälfte des Eingangsakts reichlich atemlos, begleitet dann aber im ruhigeren zweiten Teil sehr sensibel die Sängerinnen. Den zweiten Aufzug dirigiert er im großen Spannungsbogen, der auch über die musikalisch schwächere zweite Hälfte hinweg reicht. Im dritten Akt trifft er sehr schön den etwas schrägen Charme der Wiener Vorstadt-Walzer, um dann im Finale große Oper zu zelebrieren.
Über manches Detail in Anselm Webers Inszenierung lässt sich sicher streiten, insgesamt gehört sie sicher zu den ambitionierteren Interpretationen des Werkes und ist allemal sehenswert. Es spricht für das Aalto-Theater, mit welcher Sorgfalt die Produktion auch für den Repertoirebetrieb gepflegt wird. Sängerisch gibt es viel Licht und ein paar Schatten, orchestral erreichen Soltesz und sein Orchester hier allerhöchstes Niveau. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühnenbild
Kostüme
Licht-Design
Choreinstudierung
Dramaturgie
SolistenDie FeldmarschallinMichaela Kaune
Baron Ochs auf Lerchenau
Octavian
Herr von Faninal
Sophie
Die Leitmetzerin
Valzacchi
Annina
Ein Sänger
Ein Polizeikommissar
Der Haushofmeister
Der Haushofmeister
Ein Notar
Ein Wirt
Ein Tierhändler
Drei adelige Waisen
Eine Modistin
Ein Hausknecht
Leopold
Ein Mohr
Eine Putzfrau
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