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Musiktheater
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Frau Luna

Operette in zwei Akten
Libretto von Heinz Bolten-Baeckers
in einer Fassung von Sabrina Zwach
Musik von Paul Lincke

in deutscher Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2h 20' (keine Pause)

Premiere am 19. Juni 2013 an der Volksbühne Berlin


Homepage

Volksbühne Berlin
(Homepage)
Der Mann im Mond ist eine Frau – und was für eine

Von Joachim Lange

Zum Schluss-Beifall radelt Herbert Fritsch in luftiger Höhe durch die Berliner Luft, Luft, Luft. In der Volksbühne. Nach Paul Linckes Frau Luna. Die Dame selbst hatte auch schon abgehoben und mit ihrem überlangen gelben Kleid mal gezeigt, was ein schöner Halbmond ist.  

Berlin ist die Stadt, wo die (ungebauten) Schlösser oder (unfertigen) Flughäfen alle irgendwie im Monde liegen. Was immer ein wenig nach Paul Lincke klingt. Und seiner identitätsstiftenden Luft, Luft, Luft. Mit ihrem Humtata. Auch in Frank Castorfs Volksbühne, wo man geradezu hysterisch auf die Distanz zu jeglicher Staatstheaterattitüde achtet. Und sich für noch avantgardistischer hält, als man es mal war.  

Herbert Fritsch ist hier als Schauspieler bekannt geworden. Als Klassenkasper mit Potenzial  zum Selbermachen ging er erhobenen Hauptes vorne raus. In die Provinz. Wurde Regisseur. Etablierte sich als Marke. Griff nach komischen und ersten Stoffen. Dann, in Bremen, nach der Operette. In Zürich sogar nach der Oper. Und kam durch den Eingang für Regisseure wieder zurück. Er hätte auch durchs Büro der Buchhaltung kommen können. Seine „Spanische Fliege“ und das Nonsensstück „Murmel Murmel“ sind Kult. Und Kassenfüller. Jetzt also „Frau Luna“ – diese Berliner Mondfahrer-Geschichte mit Schnauze. Und mit musikalischem Schmiss. Natürlich ganz anders als gewohnt. Überdreht bis ins Absurde. Mit mal beschleunigter und mal verlangsamter Sprache. Die ist Teil eines Ganzkörperkunstwerkes aus verrenkter Bewegung und überzeichneter Optik. Von den ausgestopften Schultern beim Möchtegern-Mondfahrer und dauersteppenden Fritz Steppke (der Name ist Programm). Bis zu den irdischen (Nora Buzalka als Frau Pusebach) und  himmlischen Sexgöttinnen (atemberaubend von der Figur bis zur Koloratur: Die Frau Luna von Ruth Rosenfeld).

Dazwischen radeln Mondkälber im Ganzkörperkondom. Zwischendrin Herr Theophil oder ein aufgeplüschter notgeiler Mars. Und der grandiose Prinz Sternschnuppe! Hubert Wild legt, zwischen eitlem Fatzke und Fummeltrine, eine Quer-durch-die-Operngeschichte-Solonummer hin, die sich gewaschen hat. Souverän vom Flohwalzer bis zum Liebestod. Trällert zwischen Counter und Bariton, als wär es das Normalste von der Welt. Respektive auf dem Mond. Das ist grandios.

Natürlich wandeln hier alle auf Kalauer-Sohlen. Das von Sabrina Zwachs aufgemischte Libretto von Heinz Bolten-Baeckers lässt nichts aus, was auch nur in die Nähe eines Freudschen Versprechers kommt, und macht es zur Zote. (Vorausgesetzt, man versteht den Text. Was nicht immer der Fall ist, aber man hört sich ein.)

Vor der Rampe gibt es diesmal kein Trampolin zum Runterplauzen, sondern Ingo Günther mit zwei Helfern als elektronisch ausgerüstete Musikmacher. "Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe", "Schlösser die in Monden liegen" und auch die  "Berliner Luft, Luft, Luft" werden da durch die 70/80er-Jahre-Soundmühle gedreht. Und funktionieren immer noch fabelhaft. Ob nun Berlin oder Mond, das kommt auf der leeren Bühne mit Rundhorizont ungefähr auf die gleiche Verrücktheit raus.

Natürlich ist das eine Dekonstruktion, die es in sich hat. Eine, die sich sogar selbst auf die Schippe nimmt. Doch hinter all dem entfesselten Sprachklamauk und Körperwirtz nimmt sie zwischen frecher Lebenslust und Melancholie die ganze Sache sogar ernst. Auf ihre Art halt.


FAZIT

Akzeptiert man das Fritsch-Theater als Möglichkeit, ist es ein Vergnügen. Das Premierenpublikum jubelte jedenfalls. Weil das bei Fritsch immer mit inszeniert ist. Und freiwillig.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Ingo Günther

Inszenierung
Herbert Fritsch 

Bühne
Herbert Fritsch 

Kostüme
Victoria Behr  

Licht
Torsten König  

Dramaturgie
Sabrina Zwach 



Chor der Werktätigen

LUNA-Orchester:
Ingo Günther  Doris Kleemeyer
Fabrizio Tentoni




Solisten

Frau Luna, Herrin des Mondes
Ruth Rosenfeld  

Prinz Sternschnuppe
Hubert Wild  

Theophil, Haushofmeister auf dem Mond
Jakob Kraze

Mondgroom
Axel Wandtke   

Stella, Lunas Zofe
Inka Löwendorf

Fritz Steppke, Expressballon-Mechaniker
Florian Anderer

Lämmermeister, Schneider
Stefan Staudinger

Pannecke, Pusebachs Geliebter
Werner Eng

Marie Pusebach/ Mieze, Verlobte von Fritz
 Annika Meier 

Frau Pusebach, Miezes Tante
Nora Buzalka

Mondelfe / Mondschutzfrau
Annika Meier 

Mondzwölfe / Mars / Mondschutzmann
Jonas Hien

Monddreizehne / Mondschutzmann
Axel Wandtke

Mondvierzehne / Venus / Mondschutzfrau
Maria Walser 







Weitere
Informationen

erhalten Sie von der
Volksbühne Berlin
(Homepage)



Da capo al Fine

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