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Bilderinflation
Von Christoph
Wurzel / Fotos von Hans Jörg Michel
Traumatisierte Prinzessin aus Troja im Exil auf Kreta: Ilia (Laurence Guillod) Solch eine radikale Deutung von Mozarts Oper geht nicht unbedingt an deren Sinn vorbei, erschlägt allerdings in derartig inflationärer Fülle, wie sie hier in Basel gezeigt wurde, leicht das dramatische Geschehen. Denn was außer Bildern an gestischer Aktion, an psychologischem Ausdruck der Protagonisten gezeigt wird, ist dagegen viel weniger. Zum Singen stehen die Akteure zu oft an der Rampe. Während es an Bildern zu viele gibt, mangelt es meist an subtil entwickelter Interaktion. Zudem neigt die Ausstattung zu einer Ästhetik des Hässlichen, deren man im Laufe von mehr als drei Stunden doch ziemlich überdrüssig wird. Es fragt sich also, ob solch ein Regiekonzept letzen Endes dann dem Werk auch wirklich dient.
Hier wäre das Orchester gefragt, das in Mozarts erstem wirklichem Bühnen-Meisterwerk enorme musikalische Kräfte entwickeln könnte. Erstaunlich aber, dass ein solches Ensemble wie das La Cetra Barockorchester Basel dermaßen blass und uninspiriert spielte, wie es in der Premiere der Fall war. Andrea Marcon, der mit diesem Orchester in den vergangenen Spielzeiten in Basel so bezwingende Aufführungen wie Cavallis La Calisto (siehe auch unsere Rezension von 2010) oder Händels Ariodante (siehe auch unsere Rezension von 2012) gezaubert hatte, blieb bei Mozart als Stürmer und Dränger meist weich und unverbindlich, konnte oder wollte der Aufdringlichkeit der Bilder nicht viel entgegen setzen. So blieb das Orchester der Musik zu vieles schuldig, was vor allem in der matten Artikulation der Acompagnati schmerzlich zu spüren war. Einzig der Paukist warf sich temperamentvoll ins Zeug, aber auch Windmaschine und Theaterdonner konnten den zurückhaltenden Orchesterklang nicht expressiver machen. Von Klangrede war hier zu wenig zu hören.
Das Solistenensemble war uneinheitlich. Zwei Sänger ragten besonders heraus: Steve Davislim sang trotz des heftigen Aktionismus in seiner Rolle einen sensiblen Kreterkönig. Besonders die Arie seines inneren Aufruhrs Fuor del mar ho un mar in seno gestaltete er musikalisch eindrucksvoll. Als Idamante glänzte die junge französische Sängerin Solenn’ Lavanant-Linke stimmlich absolut souverän und darstellerisch höchst präsent – ein Name, den man sich merken muss! Simone Schneider sang die Rolle der Elettra vor allem in den exaltierten Koloraturen technisch makellos, überpointierte in der letzten Arie (D’ Oreste, d’Aiace) allerdings nicht zuletzt auch dem Regierkonzept geschuldet zu sehr in Richtung der Verzerrung. Die schweizerisch-italienische Sopranistin Laurence Guillod gefiel als empfindsame Ilia in der Rolle der trojanischen Königstochter und Geliebten Idamantes. Wenig gesangliches Profil entwickelte Karl-Heinz Brand als Arbace, dem die Regie die Rolle eines ziemlich kindischen Alten zugedacht hatte. Der Chor, dem die Regie ruhig mehr Aufmerksamkeit hätte schenken dürfen, hätte gesanglich durchaus mehr Homogenität vertragen können.
Mit
Ausnahme einiger Gesangsleistungen weitgehend eine Enttäuschung
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ProduktionsteamMusikalische
Leitung
Inszenierung
La Cetra Barockorchester Solisten
Idomeneo |
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E-Mail: oper@omm.de
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