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Hommage an den Film noir Von
Thomas Molke /
Fotos von
Matthias Stutte Roberta Valentini als Bobbi bei ihrer Ballade "Bei jedem Atemzug" Das Stück spielt Ende der 1940er Jahre in Los Angeles und hat zwei parallele Handlungsstränge. Die eine Ebene erzählt von dem erfolgreichen Romanautor Stine, der für den Filmproduzenten Buddy Fidler ein Drehbuch zu einem Krimi über seinen berühmte Romanfigur Stone, einen mäßig erfolgreichen Privatdetektiv, schreibt, das Fidler allerdings aus unterschiedlichen Gründen stets irgendwelchen Änderungen unterzieht, was sich für Stine nicht nur zu einem absoluten Ärgernis, sondern auch zum Problem mit seiner Ehefrau Gabby entwickelt, die von ihm verlangt, sich endlich gegen Fidler durchzusetzen. Die andere Ebene zeigt die Entwicklung des Drehbuchs, in der die eine oder andere Szene bisweilen auch rückwärts läuft, wenn Stine dabei ist, eine Szene umzuschreiben. Die Figuren des geplanten Hollywood-Films sind von den Personen der realen Ebene insofern beeinflusst, dass sie deren Charaktereigenschaften in das Drehbuch projizieren. So stellen fast alle Darsteller zwei Figuren dar. Nur Stine und sein Alter Ego Stone sind mit zwei unterschiedlichen Solisten besetzt, so dass die Romanfigur Stone am Ende, wenn er im Film von dem Schnulzensänger Jimmy Powers dargestellt werden soll, als einzige Figur die Drehbuch-Ebene verlassen kann und Stine die Kraft gibt, sich endlich gegen Fidler durchzusetzen und sein eigenes Finale zu schreiben. Buddy Fidler (Norbert Wendel, Mitte) schlägt Stine (Veit Schäfermeier, links) Änderungen am Drehbuch vor (rechts: Donna (Sarah Kuffner)). Das Drehbuch, das im Stück entsteht, ist eine Hommage an den Film noir der späten 40er Jahre des letzten Jahrhunderts, das mit vielen Anspielungen auf den ersten Film dieser Gattung, The Maltese Falcon, der in Deutschland unter dem Titel Die Spur des Falken lief, versehen ist. So erinnert der Privatdetektiv Stone als gebrochener Held nicht nur an Sam Spade, sondern auch sein Darsteller Alexander Franzen klingt in den gesprochenen Monologen zum jazzigen Krimi-Sound der Bielefelder Philharmoniker wie eine Reinkarnation Humphrey Bogarts. Um auch das Flair eines in Schwarz-Weiß gedrehten Filmes einzufangen, versucht Ulv Jakobsen die Kostüme in den Drehbuch-Szenen relativ blass zu halten, während in den realen Szenen bunte Farben betont werden. Johann Kaiser unterstützt dies mit einer geschickten Lichtregie, so dass der Zuschauer bereits allein dadurch gut zuordnen kann, ob eine Szene nun im Drehbuch oder in der "Realität" spielt. Der Einsatz der Drehbühne ermöglicht bei dem äußerst zweckmäßigen Bühnenbild schnelle Szenenwechsel zwischen diversen Hotel- und Schlafzimmern und der Villa von Buddy Fidler bzw. Alaura Kingsley, in der es im Finale zum Showdown kommt. Auf der rechten Seite der Bühne befinden sich in zwei Ebenen weitere Räume des Drehbuchs, die im ersten Teil das Vorzimmer von Stones Büro und im zweiten Teil eine Gefängniszelle darstellen. Die beiden Räume auf der linken Seite werden für die andere Handlungsebene genutzt und stellen entweder Stines Arbeitszimmer oder Fidlers Büro dar. Stine (Veit Schäfermeier, oben links) schreibt eine Szene zwischen Lieutenant Muñoz (Carlos H. Rivas, Mitte) und Stone (Alexander Franzen). Musikalisch weist das Stück einen bunten Stilmix aus, der Colemans Vielseitigkeit zeigt, aber alles in allem dem Genre der 40er Jahre im Klang treu bleibt. Dies gilt sowohl für die jazzigen Nummern, die gesprochene Passagen oder Szenenübergänge untermalen, als auch für das Vokalquartett Angel City Four, das die vier Mitglieder der Cologne Voices Valerie Bruhn, Susanne Riediger, Adrian Kroneberger und Frank Bahrenberg, als beeindruckende Stilkopie des Manhattan Transfer präsentieren. Thomas Klotz persifliert als aalglatter Schmusesänger Jimmy Powers gefühlsduselige und schmalztriefende Melodien der Nachkriegszeit. Gekonnt ist hierbei auch der Übergang vom Live-Gesang zum rauschenden Klang aus dem Radio in Buddy Fidlers Schlafzimmer. Im Ohr bleibt der Song "Dafür bin ich gut", den Stones Sekretärin Oolie (Sarah Kuffner) verzweifelt anstimmt, wenn sie sich beklagt, dass sie von ihrem Boss, den sie heimlich liebt, ständig ausgenutzt wird. Auch Kuffners erstes Duett mit Roberta Valentini, in dem die beiden Frauen (Gabby in der Realität und Oolie im Drehbuch) frustriert feststellen, dass Stine / Stone nichts von Frauen versteht, markiert eine interessante Verknüpfung der beiden parallelen Handlungsebenen. Zu erwähnen ist auch Bobbis Ballade "Bei jedem Atemzug", den Valentini (in der Drehbuch-Ebene) anstimmt, als Stone ihr in einer Cocktailbar einen Heiratsantrag macht, den sie allerdings ablehnt, und die in ihrer Intensität trotz aller Gefühlsduselei zu bewegen vermag. Stone (Alexander Franzen, rechts) hat Alauras (Brigitte Oelke) falsches Spiel durchschaut (links: Luther Kingsley (Helmuth Westhausser)). Dramaturgisch beeindruckend ist, wie die Figuren der realen Ebene den Fortgang der Geschichte in der Drehbuch-Ebene beeinflussen. So wie Gabby ihren Mann Stine drängt, nicht zuzulassen, dass Fidler ständig das Skript ändert, ist es Bobbi, die im Drehbuch den Film-Mogul Irwin S. Irving erschießt. Doch auch wenn Stone im Drehbuch die Schuld dafür auf sich nimmt, gibt es für ihn kein Happy End mit Bobbi, die im Bordell endet, während Gabby nach New York geht und es unwahrscheinlich ist, dass sie nach Stines Affäre mit Fidlers Sekretärin Donna zu ihm zurückkehren wird. Gleiches gilt für das Starlet Avril Rains, die durch ihr Verhältnis zu Fidler durchsetzt, dass Mallory Kingsley gegen Stines Willen im Drehbuch nicht stirbt, während Fidler sich an seiner Frau Clara, die im Film Alaura spielt rächen will, indem er den Privatdetektiv mit Jimmy Powers, Claras heimlichem Liebhaber, umbesetzt und wahrscheinlich für beide am Schluss ein tödliches Ende plant. Bis dahin greifen die Handlungen gut ineinander. Dass am Schluss allerdings Stine gemeinsam mit seiner Romanfigur Stone diesem Spuk ein Ende macht und seine eigene Geschichte schreibt, die dann sogar noch mit dem Oscar prämiert wird, wirkt ein wenig zu dick aufgetragen, selbst wenn dieser Schluss ironisch gemeint sein sollte. Die Bielefelder Philharmoniker überzeugen unter der Leitung von William Ward Murta mit einem flotten Sound, der stellenweise ein wenig übersteuert und zu laut für das Haus ist. Gleiches gilt für die Solisten, was gerade zu Beginn des Stückes zu einigen Rückkopplungen führt. Die Kampfszenen wirken bisweilen arg aufgesetzt und könnten noch ein wenig verbessert werden. Hervorragend setzen die Solisten allerdings die Szenen um, in denen sie rückwärts sprechen, weil die Szene zurückgedreht und neu geschrieben wird. Brigitte Oelke begeistert als mondäne Clara Haywood und geheimnisvolle Alaura Kingsley. Norbert Wendel überzeugt als schmieriger und unsympathischer Buddy Fidler und Irwin S. Irving. Annabelle Mierzwa mimt glaubhaft das Starlet Avril Rains, das sich durch diverse Betten auf der Erfolgsleiter nach oben schläft. Sarah Kuffner gestaltet die beiden Sekretärinnen Donna und Oolie mit großem Sympathiefaktor. Auch Roberta Valentini, Veit Schäfermeister und Alexander Franzen überzeugen als Bobbi / Gabby, Stine und Stone in den Hauptpartien, so dass es am Ende großen Applaus für alle Beteiligten gibt. FAZIT Auch wenn die Auflösung der Geschichte
inhaltlich nicht ganz überzeugen kann, sollten sich
Musical-Fans diese Rarität in Bielefeld nicht entgehen lassen. Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
Produktionsteam Musikalische Leitung Inszenierung Bühne und Kostüme Choreographie Kampfchoreographie Licht Dramaturgie Bielefelder Philharmoniker
SolistenStine, RomanautorVeit Schäfermeier Stone, Privatdetektiv Alexander Franzen Gabby, Stines Ehefrau / Bobbi, Stones Ex-Frau Roberta Valentini Donna, Fidlers Sekretärin / Oolie, Stones Sekretärin Sarah Kuffner
Buddy Fidler, Filmproduzent / Werner Kriegler, Schauspieler / Avril Rains, Starlet / Pancho Vargas, Schauspieler / Jimmy Powers, Schlagersänger 1. Krankenpfleger / Schuhputzer / Big Six, Schlägertyp
/ Ansage im "Blue Note" / Anna / Margaret / Boothie / 2. Krankenpfleger / Harlan Yamato,
Gerichtsmediziner / Angel City Four Sopran / Requisiteurin Angel City Four Alt / Lichtdouble Angel City Four Tenor / Dr. Mandril,
Esoteriker / Angel City Four Bass / Officer Pasco,
Polizist /
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