Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musiktheater
Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum



Le nozze di Figaro   

Opera buffa in vier Akten
Libretto von Lorenzo da Ponte
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart


In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln   

Aufführungsdauer: ca. 3h 30' (eine Pause)

Premiere am 1. Dezember 2012 im Theater Duisburg


Homepage

Rheinoper
(Homepage)

Back to the roots   

Von Ursula Decker-Bönniger / Fotos von Hans-Jörg Michel

Als Figaro im 1. Akt in seiner wundervoll ironischen Kavatine den Grafen Almaviva kämpferisch mit den Worten herausfordert "Se voul ballare, signor Contino", ahnt er noch nicht, dass Haushälterin Marcellina plötzlich ein verbrieftes Eheversprechen einklagen wird, welches er selbst ihr einst als Sicherheit gegen eine entliehene Geldsumme gab. Kurze Zeit später folgt ein nächster Schicksalsschlag. In der Gerichtsverhandlung stellt sich mehr oder weniger zufällig heraus, dass Figaro das uneheliche Kind von Marcellina und Bartolo ist. Aus den ehemaligen Rivalen werden Verbündete. Man schmiedet eifrig Pläne für eine Doppelhochzeit.

Auf der anderen Seite der Graf. Er bereut bei Susanna, der Verlobten Figaros und schönen Kammerzofe der Gräfin, auf sein altes, feudales Herrenrecht, das "ius primae noctis", verzichtet zu haben und nutzt jede Gelegenheit, die Hochzeit der beiden hinauszuzögern. Welch ein Pech, dass der gerade von ihm gefeuerte Amor und Page Cherubino Zeuge wird, wie sein Herr erneut "Susannas Liebe zu kaufen versucht". Als der Graf die Peinlichkeit entdeckt, bleibt ihm nur die Wahl, sich seiner auf vornehme Art zu entledigen, also den Pagen zum Offizier zu ernennen und ihn in ein entfernt stationierte Regiment zu schicken. Aber auch dieser Plan wird durchkreuzt.

Bild zum Vergrößern

Susanna und Figaro bei den Hochzeitsvorbereitungen im 1. Akt

1786, zwei Jahre nachdem die Beaumarchais-Vorlage in Paris unter stürmischen Begleitumständen uraufgeführt wurde, kommt Mozarts neue "Opera buffa" Le nozze di Figaro im Wiener Burgtheater zur Erstaufführung. Neben  sozialrevolutionären Anklängen menschelt es gewaltig. In schnell aufeinanderfolgenden Aktionen wechseln Liebe, Eifersucht, Heuchelei, Spott, Verkleidung, Verwechslung, Intrige, Täuschung, Angst, Streit, Gewalt, um schließlich in einem merkwürdig versöhnlichen, allgemeinen "Perdono" und schwungvollem Happy-End-Ensemble auszuklingen. Ist es diese besondere Mischung aus Tragik und Komik, aus politisch, öffentlich und privat,  die dem Stück seine besondere, zeitlose Aktualität verleiht?

Altmeister Michael Hampe, der für die Neuinszenierung der Deutschen Oper am Rhein verantwortlich zeichnet, verlegt die Satire auf die gesellschaftliche Doppelmoral in eine feudal organisierte Klassengesellschaft. Hampe spricht in seinem, im Programmheft abgedruckten Inszenierungskonzept von einem "Türenstück". Passend - auch zum Libretto - die hellen, geschlossenen, hohen Räume der ersten drei Akte bzw. die barocke, am oberen Bühnenrand witzig mit Tannengrün geschmückte, nächtliche Gartenanlage des letzten Aktes. German Droghettis  Raum- und Kostümausstattung mit Zylinder, langschößigem Gehrock und hohem Kragen ist edel und schlicht. Zugleich zeigen Fest-, bzw. Gerichtssaalarchitektur im 3. Akt einen gewissen Hang zu antikisierender Monumentalität. Hampe zeigt schön gestellte, bewegte Bilder. Zusammen mit der Personencharakterisierung wirken Gärtner, Musiklehrer Basilio oder etwa Richter Don Curzio wie schrullige, Carl Spitzweg-Bildern entsprungene Sonderlinge. Wenn allerdings die mit einem Morgenmantel bekleidete Gräfin zu Beginn des 2. Aktes entspannt im Bett liegt, dazu das Leiden einer enttäuschten Liebe besingt und sich anschließend von ihrer Kammerzofe Susanna das Frühstück servieren lässt, will man der in der Kavatine deutlich werdenden Tragik und Todessehnsucht so recht keinen Glauben schenken.

Bild zum Vergrößern

Der tanzende Festzug im 3. Akt

Auf den ersten Blick mag diese am Libretto orientierte Inszenierung altbacken erscheinen, auf den zweiten Blick besticht Hampe mit einer feinsinnigen, die Handlungslogik detailliert analysierenden Personenregie. Rezitativ, Arie und Ensemble fließen ineinander über. Und obwohl Axel Kober nicht die differenzierte und sprechende, an historischer Interpretation orientierte Ausdrucksvielfalt eines Konrad Junghänel pflegt, überzeugt die temporeiche, bis in die Ensembles transparente, musikalisch ausgelotete Darbietung. Hammerflügel, Pauken, Trompeten, Hörner und Orchesterbesetzung sorgen für ein transparentes, nicht zu dickes, historisch ausgerichtetes Klangbild. Hinzu kommt ein passend ausgewähltes, spielfreudiges Sängerensemble, das Mozarts Charakterisierungskunst vor allem auch in den Ensembles überzeugend vorführt.

Allen voran Adam Polka als Figaro. Sein hell timbrierter, klangvoller, in Höhe und Tiefe gleichermaßen voluminöser Bariton verkörpert glaubwürdig den aufmüpfigen, eifersüchtigen Liebhaber. Anett Fritschs flexibler, lyrischer Sopran stellt eine kesse, Intrigenfäden spinnende Susanna dar. Eine kleine musikalische Kostbarkeit ist ihr Duett mit Marta Márquez als Marcellina im 1. Akt. Sylvia Hamvasi ist eine anrührend gestaltende, empfindsame Gräfin Almaviva mit schlanken, wunderbar langen, die Spannung bis zum Stillstand ausreizenden Melodiebögen. Laimonas Pautienius zeigt mit dramatisch verhaltenem Brustton einen eher leisen, die Situation reflektierenden, eifersüchtigen Grafen. Maria Kataeva sprang in dieser Vorstellung für die erkrankte Annika Kaschenz ein und gab erfolgreich ihr Rollendebüt als ewig dazwischen funkender Cherubino. Bruce Rankins hoher Tenor gibt Basilio einen leicht ironischen Touch. Sami Luttinen bezaubert in seiner Bravourarie mit schnellen Parlandi. Gastsängerin Anna Lucia Richter als Barbarina bereichert das Ensemble mit glockenhellem Sopran. Daniel Djambazian als Antonio und Paul Stefan Onaga als Don Curzio komplettieren die stimmige, ausgewogene Ensembleleistung.


FAZIT

Neben Mozarts Musik besticht diese Figaro-Inszenierung durch schöne Bilder und Kostüme und eine detaillierte, am Original ausgerichtete Personenregie.


Ihre Meinung
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Axel Kober

Inszenierung
Michael Hampe

Bühne und Kostüme
German Droghetti

Licht
Manfred Voss

Chorleitung
Gerhard Michalski

Choreografie
Michal Matys

Dramaturgie
Hella Bartnig


Chor und Statisterie
der Deutschen Oper am Rhein 

Duisburger Philharmoniker
Hammerflügel Laura Poe


Solisten

Graf Almaviva
Laimonas Pautienius

Gräfin Almaviva
Sylvia Hamvasi

Susanna
Anett Fritsch

Figaro
Adam Palka

Cherubino
Maria Kataeva

Marcellina
Marta Márquez

Basilio
Bruce Rankin

Don Curzio
Paul Stefan Onaga

Bartolo
Sami Luttinen

Antonio
Daniel Djambazian

Barbarina
Anna Lucia Richter

Brautjungfer
Diana Klee



Weitere Informationen
erhalten Sie von der
Deutschen Oper am Rhein
(Homepage)



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum
© 2012 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de

- Fine -