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Wiederaufnahme ohne Glanz
Von Thomas Tillmann Noch einmal erlebte Christine Mielitz' mittlerweile über 15 Jahre alte, diskutable, aber doch immer noch brauchbare Tosca-Inszenierung am Aalto eine Wiederaufnahme, ohne allerdings auf größeres Publikumsinteresse zu stoßen, denn halbe Stuhlreihen blieben leer, obwohl der Hausherr persönlich diesmal Puccinis Werk dirigierte und dabei in keiner Sekunde Zweifel aufkommen ließ, wer der Hauptdarsteller an diesem Abend war. Und in der Tat spielten die Essener Philharmoniker einmal mehr auf erfreulich hohem Niveau, angefeuert von ihrem Noch-Chef, der zwar immer noch gern energisch mitbrummt und so sein Kollektiv meint anfeuern zu müssen, der aber inzwischen insgesamt ein wenig zur Ruhe gekommen ist und nicht mehr ausschließlich auf Reißerisches setzt. Einmal mehr wurde ich indes den Eindruck nicht los, als wolle er das Publikum davon überzeugen, dass Puccini doch kein schlechter Komponist ist, wenn man ihn nur richtig präsentiert, als würde jede musikalische Feinheit nur mit dem Kalkül herausgearbeitet, die Anerkennung der Zuhörer für das Geleistete einfordern zu können. Adina Aaron ist eine von mir sehr geschätzte Sängerin mit einer wunderbar vollen, saftigen Stimme, die auch in Mittellage und Tiefe Gewicht und Rundung hat (ich erinnere mich gut an ihre hervorragende Treemonisha in Paris, ihre Aida und ihre Forza-Leonora in Köln) - eine wirklich gute Tosca ist sie in meinen Augen trotz einiger imposanter Momente besonders im letzten Akt nicht, was einerseits an der Partie liegen mag, die nicht so richtig die ihre ist (nicht jeder Sopran ist eine Tosca, auch wenn er die Partie musikalisch beherrscht), andererseits daran, dass sie sich weder in der Produktion noch im Kostüm wohl zu fühlen schien, vielleicht auch zu wenig Zeit hatte, sich an beides zu gewöhnen, und so wirkte sie darstellerisch merkwürdig gehemmt und hilflos. Besonders viele Proben kann es für diese Wiederaufnahme nicht gegeben haben, dazu wirkte bei ihr und den übrigen Mitwirkenden zu vieles improvisiert, dazu ging auch auf der Bühne in technischer Hinsicht zu vieles schief. Zurab Zurabishvilli, der auffällig oft die Nähe des Dirigenten suchte, ist eine ordentliche Hausbesetzung für den Cavaradossi, nicht mehr und nicht weniger, das Timbre ist nicht besonders glanzvoll oder farbenreich, die Tonproduktion alles andere als entspannt und souverän, Pianotöne waren eher selten zu hören, aber besonders in der zweiten Arie entfaltete sein Singen doch einige Wirkung. Ähnlich verhielt es sich mit Mikael Babajanyan, der über weite Strecken einen eher eleganten als groben, aber auch etwas harmlosen Scarpia ohne rechte Ausstrahlung gab; die obersten Töne der Partie bereiteten ihm zudem keine kleinen Schwierigkeiten. Über die mitunter desaströse "Leistung" der Comprimari gibt es wie schon bei der Wiederaufnahme des Jahres 2002 kein weiteres Wort zu verlieren, da hatte der solide Chor im ersten Akt wieder mehr zu bieten.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Szenische Leitung der Wiederaufnahme
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Chor
Dramaturgie
SolistenFloria Tosca,berühmte Sängerin Adina Aaron
Mario Cavaradossi,
Baron Scarpia,
Cesare Angelotti,
Der Mesner
Spoletta, Polizeiagent
Sciarrone, Gendarm
Ein Schließer
Stimme des Hirten
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