Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
|
Spannende Räuberjagd in der Kölner SüdstadtVon Michael Cramer / Fotos: © Matthias BausGanz schön TV-Krimi-erfahren schienen zahlreiche Kids im Rund der Kinderoper im Alten Pfandhaus zu sein jedes Mal, wenn der Räuber Hotzenplotz mit seiner Pistole fuchtelte und ins Publikum zielte, hoben sie bereitwillig die Hände. Kein Wunder, denn Eike Ecker, Spielleiterin der Kölner Oper, hat um den berühmtesten Räuber der Kinderliteratur eine hoch spannende wie bunte Story inszeniert. Jörg Schade (Libretto) und Andreas J. Tarkmann (Musik) schufen 2009 eine Oper um die bekannte Geschichte von Otfried Preußler als Auftragswerk des Theaters in Aachen. Gesundes Gemüse statt scharfer MunitionDas Libretto ist komplett durchkomponiert, die Text-Verständlichkeit war auch bei den nicht muttersprachlichen Sängern durchweg sehr gut. Dennoch macht es Sinn, vor dem Opernbesuch die Geschichte vorzulesen, da sich der Inhalt sonst schwer erschließt. Er ist ja auch ganz schön verzwickt mit dem Berufsräuber Hotzenplotz (Lucas Singer) und den beiden Hobby-Kriminalisten Kasperl (Marcelo de Souza Felix) und Seppel (Juraj Holly), welche ihm die geklaute heißgeliebte Kaffeemühle ihrer Großmutter (Aiofe Miskelly) wieder abjagen wollen. Das klappt am Ende natürlich, obwohl der böse Zauberer Petrosilius Zwackelmann (Lucas Vanzelli) und Hotzenplotz die Buben einsperrt bzw. zum Kartoffelschälen verdonnert. Aber zum Glück gibt auch es die gute Fee (Erika Simons), die durch ein Zauberkraut aus den Fängen ihres Widersachers Zwackelmann entkommt, den Räuber zum Schluss als Vogel in einen Käfig einsperrt und auch den Wachtmeister Dimpfelmoser (Philip Hoferichter) überflüssig macht. Seppel gefangen im Sack - auch eine Methode Alexandra Tivig hat das Oval des Alten Pfandhauses zur vielschichtigen Bühne gestaltet. Zwackelmann betreibt sein Unwesen auf der Musikerempore und versucht von dort vergeblich eine Kartoffelschälmaschine in Gang zu setzen, die hinter einer großen Falltüre erscheint. Der Eingang zur Räuberhöhle ist mit riesigen Felsbrocken verkleidet, der hoch bewaffnete Räuber selbst ruht sich im hinteren Rund komfortabel mit Sonnenschirm auf dem Liegestuhl aus, wenn er gerade mal frei hat. Lokalpatriotisch korrekt passiert das alles auf einem stilisierten Kölner Stadtplan, rings umgeben von phantasievollen Wald-Wandgemälden. Stimmung kam im vollen Hause von Anfang an auf, im Foyer suchte Dimpfelmoser bereits lautstark nach dem Räuber, köstlich dann die Nummer der singenden Tontechniker als DJs. Die zahlreichen Zwischenbemerkungen aus dem jungen Publikum zeigten die intensive Anteilnahme, aber auch manche Flucht gab es in die beschützenden Arme anwesender Eltern. Das lag an der außerordentlichen Spielfreude der Sänger -überwiegend aus dem Opernstudio- und den frischen jugendlichen und ausgeglichenen Stimmen, allen voran natürlich Hotzenplotz, hoch gewachsen, mit schwarzen rollenden Augen, grimmiger Miene und von Kerstin Faber gewandet, genau wie es sich für einen richtigen Räuber gehört. Auch die anderen Kostüme wunderbar typengerecht, abenteuerlich und fantasievoll. Raimund Laufen dirigierte umsichtig und präzise die Sänger leitend die nur mit Bläsern, Schlagwerk und Akkordeon reduzierte und auch angenehm leise Kammerfassung; eine außerordentlich lebendige und vielschichtige Musik, mit Einzel- und Ensemblegesang, Tanzweisen und Stimmungsbildern, so richtig wie in der großen Oper. Zum Schluss dann die große Erleichterung: Die vom Publikum stürmisch verlangte Kaffeemühle ist wieder da, Oma ist glücklich, ein Tanz um den gefangenen Räuber zusammen mit dem Produktionsteam und dem anwesenden Komponisten beendet ein tolles Opernerlebnis.
Musikalisch und szenisch sehr gelungener Opernspaß, auch für "erwachsene Kinder". Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Dramaturgie
Solisten
Räuber Hotzenplotz
Kasperl
Seppel
Zauberer Petrosilius Zwackelmann
Kasperls Großmutter
Fee Amaryllis
Wachtmeister Dimpfelmoser
|
- Fine -