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Ein Himmel voller UnterhosenVon Christoph Wurzel / Fotos: Falk von TraubenbergDie Regimentstochter bietet zu ihrer zündenden Musik, den brillanten Arien und einer charakteristischen tinta, eine Handlung voll ironischem Hintersinn. Auf den ersten Blick erscheint der Plot aberwitzig: dass mitten im Krieg Napoleons gegen Österreich das Findelkind Marie von den 2000 Männern des französischen Regiments als Tochter adoptiert worden ist, von denen sie auch noch irgendwann einmal einen heiraten soll, was sie dann aber lieber doch nicht will, weil sie sich in einen Tiroler Bauern (Tonio) verliebt hat; dass dieser wiederum in die feindliche Armee eintritt, um die Angebetete doch noch zu bekommen; dass zwischenzeitlich aber eine vermeintliche Tante (Gräfin Berkenfield) auftaucht und Marie zwingt, mit auf ihr Schoss zu kommen, wo sie standesgemäß verkuppelt werden soll; dass dieser Plan schließlich kläglich scheitert, weil die Tante sich als ledige Mutter der Regimentstochter herausstellt, worauf die fürstliche Schwiegermutter in spe (Herzogin von Crakentorp) die Flucht ergreift und Tonio nun freie Bahn hat, seine Marie zu bekommen; und dass beide zum endlich glücklichen Opernschluss triumphal in die französische Armee zurückkehren. Mit einem "Salut à la gloire! Salut à la France!" endet das Stück – und scheint so französisch, dass die Oper in Paris noch viele Jahre nach ihrer Uraufführung alljährlich zur Feier des Bastille-Sturms gegeben wurde. Dabei allerdings dürfte es sich um eine Verkennung ihrer satirischen Qualitäten handeln, denn nicht nur die Adelsgesellschaft, auch Militär und Patriotismus werden hier in gleicher Weise persifliert. Das Lebensideal der „Regimentstochter“ Marie mit ihrem Bauernjungen Tonio scheint eher im beschaulichen Tiroler Landleben zu liegen, so wie es die Musik auch verrät. Maries Entsagungsarie "Par le rang et par l’opulence" gegen Reichtum und Rang endet nach artifiziell wohlgesetztem Belcanto nämlich in einem fröhlich geträllerten Ländler. In dieser Sphäre liegt also wohl eher das Glück. Zwischen „Marianne“ und „Austria“: der Tiroler Soldat Tonio (Anna-Magdalena Beetz, Eleazar Rodriguez, Konstanze Mazur)
Wäscherin für 2000 Soldaten: Die Regimentstochter Marie (Sharleen Joynt) mit einem ihrer Ziehväter (Gabriel Urrutia Benet als Sulpice) Glücklicherweise wird musikalisch nicht so plakativ agiert, sondern das Orchester spielt unter Johannes Willig nicht nur weitgehend klangschön, sondern der Dirigent arbeitet auch die unterschiedlichen Stilebenen der Musik deutlich heraus, lässt dem militärischen Idiom schwungvollen Lauf, gibt aber ebenso den lyrischen Passagen romantische Tiefe. Auch Donizettis Parodien der „alten“ Musik zu Beginn des 2. Akts gestaltet das Orchester mit augenzwinkernder Grazie. Und auch sängerisch kann diese Produktion Pluspunkte sammeln. Die junge kanadische Sopranistin Sharleen Joynt, Ensemblemitglied in Heidelberg, zeigt sich darstellerisch äußerst präsent und brilliert technisch perfekt in der koloraturgespickten Partie der Marie. Hier wächst in der Opernwelt sicher ein großes Talent heran. Als Tonio überzeugt der Mexikaner Eleazar Rodriguez besonders mit lyrischer stimmlicher Wärme und Sicherheit in der Höhenlage. Der spanische Sänger Gabriel Urrutia Benet gibt die Partie des Sergeanten Sulpice kernig und spielfreudig. Tiny Peters schlüpft überaus lustvoll aus ihrer Rolle als verdatterte Herzogin in die der Can Can tanzenden Grisette. Mit erfrischendem Temperament ein Lichtblick in der allzu routinierten Inszenierung: Sharleen Joynt in der Titelrolle Von den beiden Fassungen der Oper hatte man in Karlsruhe die französische Erst-Fassung gewählt. Die Dialoge wurden aber auf Deutsch gegeben, was allerdings angesichts der Fremdsprachigkeit der Solisten relativ schwerfällig geriet. Zudem hätte man zu einer erheblich moderneren Übersetzung greifen müssen. Die gebotenen biederen Texte verstärkten noch den allgemeinen Eindruck einer ziemlich altbackenen szenischen Realisierung.
Der Witz dieser Oper kommt mit der Brechstange. Dagegen fächern Dirigent und Orchester die Palette der musikalischen Farben feinsinnig auf. Vor allem aber stehen besonders in den beiden Hauptrollen glänzende Sänger zur Verfügung. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
ProduktionsteamMusikalische Leitung Solisten*Abendbesetzung Marie,
eine junge Marketenderin
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E-Mail: oper@omm.de
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