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Musiktheater
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Die Feen

Romantische Oper in drei Akten
Text und Musik von Richard Wagner

in deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 3h 30' (zwei Pausen)
Kooperation mit den Bayreuther Festspielen, BF Medien GmbH
(konzertante Aufführung in der Oberfrankenhalle in Bayreuth am 9.7.2013 )

Premiere am 16. Februar 2013 im Opernhaus Leipzig


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Oper Leipzig
(Homepage)

Die Dosis macht's

Von Roberto Becker / Fotos: Oper Leipzig / Kirstin Nijhof

Schon in seinem Frühwerk Die Feen hatte der zwanzigjährige Richard Wagner ein Frageverbot eingebaut. Nicht für die Frau, wie es später der Schwanenritter Lohengrin seiner Elsa von Brabant zumutet, sondern hier noch für den Mann. Sein Menschen-König Arindal hat sich nämlich mit der Feen-Königin Ada eingelassen. Was für beide problematisch ist. Ihr wurde das dauerhafte Eheglück als Mensch (was den Verlust der Unsterblichkeit einschließt) vom Feen-Reich nämlich nur zugebilligt, wenn er sie nicht nach ihrer Herkunft befragt und sie bis zum Ablauf einer Frist von acht Jahren auch nie verflucht. Das geht natürlich schief, denn er flucht doch. Was man verstehen kann, denn sie schmeißt immerhin die gemeinsamen Kinder ins Feuer und legt sein Reich in Trümmer. So sieht es jedenfalls für ihn aus.

Szenenfoto Ada und Arindal – Feenkönigin trifft Strickwestenkönig

Als ob das nicht alles hanebüchen genug ist, wird Ada dann auch noch für hundert Jahre in Stein verwandelt. Und er muss nicht nur drei Prüfungen im Zauberflötenstil bestehen, sondern dann auch noch wie Orpheus singen, um sie aus ihrem versteinerten Zustand wieder zu erlösen. Das Happyend mit der Märchenbrechstange vereint die beiden dann doch noch glücklich. Aber nicht als Menschen, sondern in der Unsterblichkeit des Feen-Reiches. Seine Krone übergibt an einen wackeren und stets loyalen Morald. Bayreuth-bewährt wie er ist, stemmt Detlef Roth die Rolle des Schwagers und Nachfolgers von Arindal souverän.

Szenenfoto

Im Feenreich herrscht Biedermeier

Das Ganze ist nicht nur als Story so verquer, wie es sich liest - es klingt auch aus dem Graben bei GMD Ulf Schirmer am Pult des Gewandhausorchesters nach der Mixtur aus allem, was Jung-Richard damals für gut und nachahmenswert hielt. Heute wäre das ein gefundenes Fressen für die Zitatenjäger im Internet. Der Leipziger Oper war das 1834 zu blöd, und Wagner selbst hätte dem Frageverbot in der Oper später am liebsten ein Aufführungsverbot des Werkes folgen lassen. Er musste zu Lebzeiten nie ob seiner Jugendsünde erröten. Doch seine Gralshüterin Cosima konnte den jungen Richard Strauss 1888 nicht davon abhalten, das Kuriosum in München doch noch ins Bühnen-Leben zu entlassen. Da taucht es jetzt immer mal wieder auf. Bei Jubiläen, wie dem gerade voll ausgebrochenen, zum 200. Komponisten-Geburtstag macht das sogar Sinn. Seltsamerweise ist nur Leipzig auf die Idee gekommen (in Bayreuth gibt es dann um Umfeld der Festspiele eine konzertante Aufführung). Wenn man Die Feen als Jugendwerk nicht zu ernst nimmt, sondern aus dem Rückblick des sich zwischen Fliegendem Holländer und Parsifal wölbenden Lebenswerkes sieht, dann ist das ganz amüsant.

Szenenfoto Hinter der bürgerlichen Hausfassade lauert das Feenreich

Programmatisch hat Schirmer seinem Haus damit doch noch einen Platz in der ersten Reihe beim großen Wagner-Kino gesichert. Bevor er das Ruder übernahm, hatte sich die Oper mit merkwürdigen Begründungen aus einem der Geburtsstadt angemessenen Jubiläumsbeitrag heraus gemogelt. Jetzt stimmt wenigstens der Kurs des Hauses wieder. Rosamunde Gilmore hat nun in Leipzig die (un?)dankbare Aufgabe übernommen, sich noch in diesem Jahr mit „Rheingold“ und „Walküre“ dem Vergleich mit der Ring-Regiegroßtat von Joachim Herz aus den 70er Jahren auszusetzen, die auch für Cheréaus Bayreuther Jahrhundertring die Vorlage war.

Bei den Feen allerdings muss auch das scharfsinnigste Regietheater die Deutungs-Waffen strecken. Uns so verlegen sich Renaud Doucet (Regie) und André Barbe (Ausstattung) auf eine große Show, die Gegenwart (ein Wagnerfan amüsiert sich mit einer Feen-CD-Aufnahme im Wortsinn bis zum Wahnsinn), opulentes Biedermeier (ein Feengarten hinter der bürgerlichen Prachtfassade) und Rittercomic miteinander verschränkt.

Szenenfoto

Rittersaal für Gaukelspiele – Ada bekriegt Arindal, zumindest sieht es so aus

Das ganze beginnt und endet in der Sofaecke beim Musikhören. Vielleicht hätte man das Verhältnis von bewusster Distanz und (un)freiwilliger Ironie anders abschmecken können. Aber man hält die vier Stunden durch und kann sich über das Grauen auf der Bühne amüsieren, wenn man will. In einer Frage allerdings war auch der junge Wagner schon auf dem Niveau des Alten: Von seinen Sängern verlangte er Übermenschliches. So schafft es denn Arnold Bezuyen nicht immer in die Höhen seines Arindal (besteht aber den Mittellagenparcours), während Christiane Libor sich mit beeindruckender Kraft in Adas große Arie („Er wird mich doch um Gottes willen nicht verfluchen“) im zweiten Akt wirft und Szenenapplaus kassiert.


FAZIT

Die Oper Leipzig ist mit Wagners Frühwerk originell ins Wagner-Jubiläumsjahr gestartet.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Ulf Schirmer

Inszenierung
Renaud Doucet

Bühne und Kostüme
André Barbe

Choreinstudierung
Alessandro Zuppardo

Dramaturgie
Marita Müller

Chor der Oper Leipzig

Gewandhausorchester Leipzig

Solisten

Der Feenkönig
Groma Igor Durlovski

Ada
Christiane Libor

Drolla
Jennifer Porto

Arindal
Arnold Bezuyen

Gernot
Milcho Borovinov

Farzana
Jean Broekhuizen

Zemina
Viktorija Kaminskaite

Morald
Detlef Roth

Lora
Eun Yee You

Gunther
Guy Mannheim

Harald
Roland Schubert

Bote
Tae Hee Kwon



Weitere
Informationen

erhalten Sie von der
Oper Leipzig
(Homepage)



Da capo al Fine

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