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I Love You, You're Perfect,
Now Change

Comedy Musical in zwei Teilen
Buch und Liedtexte von Joe DiPietro
Deutsch von Frank Tannhäuser und Iris Schumacher
Musik von Jimmy Roberts

in deutscher Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2h 25' (eine Pause)

Premiere auf der Studiobühne im Theater Mönchengladbach am 28. März 2013

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Theater Krefeld-Mönchengladbach
(Homepage)
Parforceritt für vier Darsteller

Von Thomas Molke / Fotos von Matthias Stutte

Off-Broadway-Musicals haben sich in den USA seit mehreren Jahren zu einer eigenen Gattung entwickelt. Dabei handelt es sich bei diesen Produktionen keineswegs um Stücke, die am Broadway zu wenig Erfolgt hätten, sondern eher um Werke, die in der Thematik experimenteller und dadurch häufig auch spritziger und frecher sind. Die beliebteste Form ist dabei das Comedy-Musical, als dessen Vorläufer das französische Vaudeville und die Revue betrachtet werden können. Ein in den USA sehr erfolgreicher Vertreter dieser Kategorie ist dabei I Love You, You're Perfect, Now Change mit Musik von Jimmy Roberts und Texten von Joe DiPietro. Das Stück kann mit über 5000 Vorstellungen in 12 Jahren auf die zweitlängste Laufzeit zurückblicken, die eine Off-Broadway-Produktion bis jetzt erreicht hat, und erfreut sich auch an den Universitäten als Abschlussstück großer Beliebtheit. Mit dreiwöchiger krankheitsbedingter Verspätung gelangte die Produktion jetzt auch auf der Studiobühne im Theater Mönchengladbach zur Premiere.

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Noch glauben Mom (Gabriela Kuhn, Mitte) und Dad (Tobias Wessler, Mitte), dass ihr Sohn Mitch (Markus Heinrich, rechts) gleich seine Verlobung mit Karen (Susanne Seefing, links) bekannt geben wird.

Das Thema Liebe und Probleme in der Partnerschaft zieht sich dabei als roter Faden durch das Stück. Vier Darsteller schlüpfen in insgesamt 56 verschiedene Rollen und erzählen in episodenhaften Szenen von den Problemen zwischen Männern und Frauen, die ohneeinander nicht auskommen können, aber auch miteinander nie sicher sind, die Erfüllung ihrer Träume gefunden zu haben. Es beginnt mit den Peinlichkeiten beim ersten Rendezvous und führt über einige mehr oder weniger geglückte Beziehungen dann schließlich doch vor den Traualtar, wenn auch diese Szene recht makaber ist, da die Geistlichen dem Brautpaar gnadenlos vor Augen führen, worauf es sich mit der Eheschließung einlässt. Der zweite Teil präsentiert dann auch diesen heraufbeschworenen Ehe-Alltagshorror, der zwischen Windeln und stressigen Familienausflügen vergessen lässt, dass es auch glückliche Momente der Zweisamkeit gegeben hat. Erst im hohen Alter erkennt ein Mann beim gemeinsamen Frühstück, welch tiefe Gefühle er noch für die Frau hegt, die ihm da gegenübersitzt. Am Ende des Abends schließt sich der Kreis mit der Aussage, dass, selbst wenn man den Partner fürs Leben gefunden hat, man nie aufhören wird, ihn ändern zu wollen. Das Zauberwort für alle Beziehungsprobleme kann also nur lauten, einen gesunden Kompromiss zu finden.

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Für Marie (Gabriela Kuhn) und Frank (Tobias Wessler, links) gibt es nur noch Frank Junior. Fred (Markus Heinrich, rechts) ist irritiert.

Christine Knoll hat für die Produktion ein sehr zweckmäßiges Bühnenbild in Grau entworfen. Die einzelnen Bühnenelemente sind zunächst passgenau zu einer Wand zusammengesteckt, die die vier Darsteller im Prolog bei der Schilderung der Entstehung der Welt durchbrechen und im Folgenden für die einzelnen Szenen zu den unterschiedlichsten Bühnenbildern zusammensetzen. Da entstehen aus zwei Rahmen zwei Schminkspiegel, werden einzelne Elemente zu Stühlen und Tischen funktionalisiert und auch für den Familienausflug im Auto wird mit wenigen Griffen ein beeindruckendes Gefährt gezaubert. Die Darsteller schlüpfen dabei in die unterschiedlichste Alltagskleidung, die in der Optik Assoziationen zu diversen amerikanischen Soaps zulässt. So erinnert die Mutter beim Familienausflug mit ihren hochtoupierten rotbraunen Haaren stark an Al Bundys Ehefrau Peggy. Auch beim missglückten Heiratsantrag im ersten Teil des Abends wirkt die Mutter wie eine Persiflage auf Doris Day und das Frauen-Image der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts.

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Familienausflug (vorne: Gabriela Kuhn und Tobias Wessler als Eltern, hinten: Susanne Seefing als Emma und Markus Heinrich als Noah)

Für die Umbauten zwischen den einzelnen Szenen sind die vier Darsteller verantwortlich, die sie zu kurzen musikalischen Zwischenstücken am Klavier, in denen Michael Preiser zum einen Motive aus den einzelnen Liedern wieder aufgreift, zum anderen aber auch schon mal in kurzen Sequenzen zu anderen Komponisten wie beispielsweise Mozart abdriftet, neben den Kostümwechseln in einem Wahnsinnstempo bewältigen. Dabei wirken sie aber zu keiner Zeit gehetzt und lassen sich absolut überzeugend auf die zahlreichen unterschiedlichen Charaktere ein. Tenor Markus Heinrich gelingt beispielsweise ein großartiger Wechsel von dem leicht verklemmten Chuck, der über die Tennisverabredungen mit Diane aufgrund seiner Schüchternheit nicht hinauskommt und die Frau den ersten Schritt zum richtigen Date machen lässt, zum selbstgefälligen Bob, der seine Verabredung Veronica mit langweiligen Vorträgen über aerodynamische Ingenieurstechnik die Flucht auf die Toilette ergreifen lässt und anschließend machohaft konstatiert, wie "geil" er doch sei. Doch Heinrich macht nicht nur in den komischen Szenen eine gute Figur. Auch als langjährig verheirateter Ehemann, der beim Blick auf seine Frau, die in eine Zeitung vertieft ist und ihn gar nicht zur Kenntnis nimmt, konstatiert, dass er sie immer noch liebt, wirkt er in seiner innigen Romantik absolut überzeugend.

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Liebe im Alter: Muriel (Susanne Seefing) und Arthur (Tobias Wessler)

Gleiches gilt für Gabriela Kuhn, die einerseits glaubhaft einen verliebten Teenie mimt, andererseits als langjährig verheiratete Ehefrau abgeklärten Zynismus versprüht. Großartig gelingt ihr auch die Übermutter Marie, deren Leben vom Windelnwechseln geprägt ist und die mit ihrem Gatten ebenfalls nur noch in Babysprache spricht. Als Rose Ritz, die per Video eine Kontaktanzeige aufgibt und deren Gesicht schonungslos in Großaufnahme auf eine Leinwand projiziert wird, überzeugt sie auch in einer eher ernsteren Szene als innerlich verletzte Frau. Susanne Seefing begeistert vor allem mit ihrem Lied der Brautjungfer, die erläutert, warum sie mit Blick auf die Erlebnisse ihrer Freundinnen nie selbst vor den Altar treten wird, und als verwitwete Muriel, die sich auf einer Trauerfeier in den ebenfalls verwitweten Arthur verliebt, der von Tobias Wessler hervorragend dargestellt wird. Auch Wessler zeigt große Wandlungsfähigkeit, wenn er als knallharter James im Liebesfilm, in den ihn seine Freundin Jane geschleppt hat, plötzlich vor Rührung heulen muss oder wenn er vom bedrohlichen Massenmörder Trentell, der auf einer Silvesterparty alle Paare umgebracht hat, weil er ihr Glück nicht ertragen konnte, zu einem Geistlichen mutiert, der das Brautpaar segnet.

Am Ende geht alles wieder auf den Anfang zurück. Wie im Prolog treten die vier Darsteller in weißer Unterwäsche aus der Kulisse und konstatieren, dass Mann und Frau trotz aller Widersprüche doch füreinander geschaffen seien, aber niemals aufhören würden, einander ändern zu wollen. So singen sie am Schluss den Titel des Stückes als einziges englisches Fragment in den ansonsten übersetzten Liedtexten und runden einen kurzweiligen Abend ab, der vom Publikum mit großem Applaus für alle Beteiligten bedacht wird.

FAZIT

Ulrich Proschka setzt mit den vier herausragenden Darstellern ein großartiges Stück über Beziehungsprobleme in zahlreichen Szenen um, die bei den meisten im Publikum sicherlich an der einen oder anderen Stelle einen gewissen Wiedererkennungswert haben dürften.

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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Michael Preiser

Inszenierung
Ulrich Proschka

Bühne und Kostüme
Christine Knoll

Dramaturgie
Ulrike Aistleitner


Violine
*Fabian Kircher /
Dilyana Slavova

Klavier
Michael Preiser


Solisten

Frau 1 (Jennifer)
Gabriela Kuhn

Frau 2 (Melissa)
Susanne Seefing

Mann 1 (Robert)
Markus Heinrich

Mann 2 (Jordan)
Tobias Wessler

 


Weitere
Informationen

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Theater Krefeld-
Mönchengladbach

(Homepage)



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