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Musiktheater
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Tosca

Melodramma in drei Akten
Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach dem Schauspiel La Tosca von Victorien Sardou
Musik von Giacomo Puccini

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2 h 20' (eine Pause)

Premiere im Großen Haus des Theater Münster am 19. Januar 2013
(besuchte Aufführung am 5. 2. 2013)

              
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Theater Münster
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Ein spannungslos inszenierter Opernthriller       


Von Ursula Decker-Bönniger / Fotos von Jochen Quast

Puccinis im Januar 1900 in Rom uraufgeführte, fünfte Oper Tosca trägt den für das Werk  wichtigen Untertitel Melodramma: Handlung und Dialoge sind nicht nur von Musik begleitet, sondern werden „durch im Ausdruck ständig wechselnde Musik untermalt und erläutert.“

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Tosca sticht zum dritten Mal zu.

Das düstere Seelendrama spielt auf dem Hintergrund der historischen, von Angst, Folter und Krieg bestimmten,  napoleonischen Kriege in Italien:  Der auf der Engelsburg gefangene Konsul der ehemaligen Republik Rom Angelotti ist entflohen und sucht die von seiner Schwester hinterlegten Kleider in der Kirche. Der Künstler Mario Cavaradossi, der mit dem Ausmalen der Wände beschäftigt ist, hilft ihm. Seine Geliebte, die Diva Tosca, glaubt in dem gemalten Porträt der Maria Magdalena einen Grund zu berechtigter Eifersucht zu erkennen. Doch der Maler kann sie beschwichtigen. Baron und Polizeichef Scarpia weiß jedoch die Eifersucht Toscas anhand eines in der Kirche gefundenen Fächers und Kleides erneut zu schüren. Er wirbt um ihre Liebe und will mit ihrer Hilfe dem Maler Geständnisse entlocken. Während Tosca mitverfolgen muss, wie ihr Liebster unter dem Verdacht der Beihilfe gefoltert wird, verrät sie das Versteck Angelottis. Anschließend willigt sie ein, sich dem in Liebe entbrannten Scarpia hinzugeben, falls dieser den zum Tode verurteilten Cavaradossi freigibt. Das Machtspiel zwischen Scarpia und Diva Tosca endet tödlich: Tosca ersticht Scarpia. Aber auch Cavaradossi stirbt. Die von Scarpia angeordnete Scheinhinrichtung erweist sich als Betrug.

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Scarpia (hinter ihm Polizeiagent Spoletto) verhaftet den Maler Cavaradossi.

Puccinis Musik ist nicht weniger plakativ. Mal durch pointierte rhythmische Motive, mal durch hin und wieder leidenschaftlich ausbrechende Melodik, farbenreiche Harmonik und Instrumentation wechselt der Ausdruck zwischen Angst, Folter und glutvoller Leidenschaft, wobei kurze, auflockernde Momente die dramatische Wirkung verstärken. Achim Thorwalds die musikalische Bewegung konterkarierende Inszenierung provoziert insbesondere im ersten Akt durch starre, einfallslose Bilder und auch im zweiten und dritten Akt durch wenig differenzierte, oft statisch wirkende Personenregie.  Scarpia erscheint als schwarz gekleideter Baron, Cavaradossi leger, in beige farbener Hose und Sakko, Diva Tosca in Abendgarderobe rotseiden gewandet.  Als wenn dem Opernliebhaber Regiebilder vor Erfindung des Regietheaters vor Augen geführt werden sollten.

Das Bühnenbild stellt einen leeren, weißen, multifunktionalen, spartanisch wirkenden Raum dar, der sich im ersten Akt durch Marienstatue und Blick in einen von Kerzen beleuchteten, dunklen Raum als Kirchenraum zu erkennen gibt. Im zweiten Akt verwandelt er sich in einen mit schwarzem Tisch und Bestuhlung möblierten Arbeitsraum Scarpias. Im dritten stellt er mit zerstörtem, Blut befleckten Säulenrund die Plattform der Engelsburg dar. Eigentlich viel Raum für Bewegung, aber selbst bei der jubelnden, vermeintlichen Siegesfeier im ersten Akt kommt kein „höchstes Durcheinander“ (Regieanweisung im Libretto) auf.  Stattdessen fassen sich die Chorschüler gesittet hüpfend an die Hände und tanzen im Kreis! Offenbar kann oder soll – auch im zweiten und dritten Akt - trotz eindringlicher Musikdarbietung und entgegen einiger Regieanweisung im Libretto – eine allzu plakative Doppelung der musikalischen Verismo-Atmosphäre vermieden werden. Einzig anrührende Szene ist der Schluss des zweiten Aktes: Nachdem Tosca Scarpia erstochen hat und auf einem Ton „Und vor ihm zitterte ganz Rom!“ singt, sucht, ja tastet sie erregt und erschöpft zum instrumentalen Ausklang die Wand nach versteckten Türen ab, um zu entfliehen.

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Kirchliche Siegesfeier im 1. Akt

Effektvoll und differenziert präsentiert sich dagegen die kontrast- und farbenreiche musikalische Gestaltung unter der Leitung Fabrizio Venturas. Münster bringt eine revidierte Urfassung, „den ersten geschlossenen Werkzustand“ nach der kritischen Neuausgabe, zu Gehör, wobei die Abweichungen – sieht man einmal von einer Textzeile im Duett Mario-Tosca im ersten Akt und einem leicht veränderten Schluss ab – sich vor allem auf eine noch differenziertere Dynamik, Artikulation und Phrasierung beziehen. Extra- und Opernchor, der Theaterkinderchor des Gymnasium Paulinum sowie ein passend besetztes Solistenensemble vervollständigen das positive musikalische Bild. Adrian Xhema ist ein brustig dramatischer Cavaradossi. Sein wohlklingender Tenor ist hell timbriert und die zu Beginn der besuchten Aufführung auftretende leichte Schärfe der Stimme verlor sich mehr und mehr.  Allison Oakes verkörpert eine dramatische, mit kraftvoller Tiefe und leichtem Vibrato ausgestattete, klangvolle Tosca, die vor allem im zweiten und dritten Akt durch eine anrührende Gestaltung überzeugt. Gregor Dalals leicht metallisch gefärbter, dramatischer Bariton stellt überzeugend den machtbewussten, intrigierenden Scarpia dar.  Plamen Hidjov würzt die Rolle des Mesners mit komischen, kommentierenden Gesten.

FAZIT

Sieht man einmal von der spartanischen, uninspirierten Regie ab, punktet die münstersche Aufführung mit passendem Solistenensemble und eindringlicher, effektvoll gestalteter Musik.


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Produktionsteam


Musikalische Leitung
Fabrizio Ventura
 
Inszenierung
Achim Thorwald

Bühne & Kostüme
Heiko Mönnich

Choreinstudierung
Inna Batyuk

Dramaturgie
Margrit Poremba
   



Statisterie, Opernchor und Extrachor
des Theater Münster

Theaterkinderchor
des Gymnasium Paulinum

Sinfonieorchester Münster

Solisten

*Besetzung der besuchten Aufführung

Floria Tosca
*Allison Oakes /
Barbara Dobrzanska


Mario Cavaradossi
Adrian Xhema

Baron Scarpia
Gregor Dalal

Cesare Angelotti
Lukas Schmid

Mesner
Plamen Hidjov

Spoletta
Fritz Steinbacher

Sciarrone
Frank Göbel

Carceriere
Hee-Sung Yoon

Pastore
Claudius Kaulingfrecks/
*Felix Zhang




Weitere Informationen

erhalten Sie vom
Theater Münster
(Homepage)



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